Literaturhaus am Inn

Programm Jänner–Februar 2007

Auf den ersten Blick

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Dienstag 16. Januar, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Evelyn Schlag. Architektur einer Liebe
(Zsolnay 2006)
Einführung und Gespräch: Carolina Schutti

Die erfolgreiche Architektin Vittoria Monti begegnet in der St. Petersburger Eremitage einem Mann. Eine Beziehung entsteht, die bisher verborgene Wünsche nach Nähe, Vertrautheit und Intimität offen legt. Die Architektur ist in diesem Buch nicht nur "Milieu", auf das es zwar zahlreiche Seitenhiebe gibt, sondern vielmehr die Metapher für die Liebe zwischen diesen beiden Menschen.

"Nicht die Dramatik äußerer Ereignisse konstituiert diesen Roman, sondern die Sprache, die er für Beziehungen, Welt- und Körperwahrnehmungen findet. [...] Kein behagliches Erzählen strömt hier dahin in vorgefertigten Sätzen, keine langen Beschreibungen - es sind immer wieder kurze Erinnerungsfragmente und aufblitzende Empfindungen, die in sehr individuellen Sätzen Gestalt werden."(Cornelius Hell, Ex libris, ORF)

Evelyn Schlag, geboren 1952 in Waidhofen an der Ybbs, wo sie auch lebt. Studium der Germanistik und Anglistik. 1997 erhielt sie den Anton-Wildgans-Preis. Zuletzt erschienen bei Zsolnay der Gedichtband Brauchst du den Schlaf dieser Nacht (2002) und der Roman Das L in Laura. (2003)


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Weblog

Freitag, 19. Januar, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn


Sylvia Ainetter: Blogs - Literarische Aspekte eines neuen Mediums. Eine Analyse am Beispiel des Weblogs Miagolare (2006)
Mit Lesungen von Stefan Abermann, Martin Fritz, Thomas Schafferer und einigen Überraschungsgästen aus der jungen Tiroler Literaturszene.
Einführung: Stefan Neuhaus
Moderation: Gabi Wild

Weblogs, oft auch salopp als "Internettagebücher" bezeichnet, dienen immer mehr Literaten zur Publikation ihrer Texte. Gewöhnliche und ungewöhnliche Alltagsgeschichten, träumerische Befindlichkeitsskizzen, gesellschaftskritische Essays, aber auch philo sophische Reflexionen -Weblogs spiegeln die individuelle Realität aller (un-)denkbaren Ebenen wider. Mit den Mitteln moderner Technik, die mehr als hypermediale Internetauftritte ermöglicht, erschufen sich Blogger Paralleluniversen mit teils hohem künstlerischen Wert. Ebenso spontan und unkonventionell wie dieses Medium ist die Buchpräsentation mit anschließender Lesung, bei der sich außergewöhnliche Internetliteraten zu Wort melden.


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LebensGeschichte

Mittwoch, 24. Januar, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn


Renate Welsh: Die schöne Aussicht
(Dtv 2005)
Lesung mit Gespräch: Anna Rottensteiner

Den Geschichten hinter den Geschichten aufspüren, hinter DER Geschichte - das ist wohl einer der innigsten Ansprüche im Schreiben von Renate Welsh, sei es in ihren Büchern für Kinder, für Jugendliche oder Erwachsene. In Die schöne Aussicht ist es die Lebensgeschichte einer Frau im 20. Jahrhundert, die in der Zeit des Zweiten Weltkriegs beginnt und bis in die Gegenwart heraufführt. "Unaufdringlich" wird erzählt, der Fokus ist eingestellt auf das Leben dieser Frau, nicht auf die Zeitläufe - bestimmen diese doch unweigerlich das Leben. Drei Jahre davor erscheint Dieda oder Das fremde Kind und erzählt die Geschichte eines Kindes in Kriegszeiten. Zuordnungen wie "Literatur für Erwachsene"oder "Literatur für Kinder"verschwimmen angesichts der Intensität des Erzählten.

Renate Welsh, geboren 1937 in Wien, 1953 Austauschstudentin in den USA, Dolmetsch- und Staatswissenschaftsstudium, Tätigkeit am British Council in Wien. Erst nebenberuflich, dann freiberuflich als Übersetzerin tätig. Ab 1969 Autorin zahlreicher Kinder- und Jugendbücher, die mit vielen Preisen ausgezeichnet wurden. Arbeiten für den Orf, Schreibwerkstätten mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, Hörspiele, Veröffentlichungen in Zeitungen und Zeitschriften, Romane.
Zahlreiche Auszeichnungen, zuletzt: Österreichischer Würdigungspreis für das Gesamtwerk 1995, Preis der jungen Leser-Innen 2005, Würdigungspreis des Landes Niederösterreich 2006.


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Quer durch die Zeit

Mittwoch, 31. Januar 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Josef Winkler: Lesung aus Texten quer
durch die Zeit
Einführung und Gespräch: Carolina Schutti

Beginnend mit seinem Roman Menschenkind, erschienen 1979, verfasste Josef Winkler ein umfangreiches Werk, zuletzt Natura morta. Eine römische Novelle (2001) und das Reisejournal Indien (2006). Zahlreich sind die Literaturpreise und Stipendien, die Winkler seit 1979 beinahe im Jahresrhythmus erhalten hat, darunter der Alfred-Döblin-Preis 2001, der Premio Lateral für ausländische Autoren 2005 und der Franz-Nabl-Preis, der Literaturpreis der Stadt Graz 2006.
Was macht den Erfolg und den Reiz eines Schriftstellers aus, der so anders erzählt als andere, in dessen Texten "alles aus Bildern" besteht, "die in Fluß kommen, die in Fluß gebracht werden, die sich verzweigen und die sich irgendwo auch wiederfinden"? Ein Angelpunkt von Winklers Schreiben ist die autobiographisch geprägte Todeserfahrung; das genaue Hinschauen und das präzise Übersetzen von Bildern in Sprache ist bestimmend für sein Werk. Die Entwicklung seines Schreibens über mehr als drei Jahrzehnte, Einflüsse anderer Autoren (vor allem französischer Existentialisten) und Winklers besondere Verwendung von Leitmotiven und Leitsätzen sind nur einige der Themen, die an diesem Lese- und Diskussionsabend Beachtung finden werden.

Josef Winkler wurde 1953 in Kärnten geboren, besuchte die Kameringer Dorfschule und anschließend die Handelsschule in Villach. Längere Aufenthalte in Italien und Indien. Seit 1982 ist er freier Schriftsteller. Josef Winkler lebt derzeit in Klagenfurt.


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Hofmannsthal

Dienstag, 6. Februar, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn


Hugo von Hofmannsthal
Vortrag von Alfred Doppler

[Nahaufnahme]

Hugo von Hofmannsthal beschreibt in seinen Dichtungen das Lebensklima der zu Ende gehenden österreichisch-ungarischen Monarchie. In seinen Gedichten lebt noch einmal der Klangzauber der Romantik auf, zugleich aber auch die Skepsis gegenüber den Mitteilungsmöglichkeiten der Sprache. Diese Sprachskepsis lenkte Hofmannsthals Aufmerksamkeit auf Ausdrucksmöglichkeiten, die der Sprache nicht bedürfen, wie wortloses Handeln, Pantomime, Tanz und Musik. In seiner langjährigen Zusammenarbeit mit Richard Strauss war es ihm ein Anliegen, eine innige Verbindung von Sprache und Musik zu verwirklichen. Es soll gezeigt werden, wie literarische Tradition in der Gegenwart weiterwirkt und alte ungelöste Fragen des menschlichen Zusammenlebens an die Zukunft weiterreicht.

Alfred Doppler, geboren 1921, war u.a. von 1971-1991 als Professor für österreichische Literatur an der Universität Innsbruck tätig. Bücher: u.a. Die Lyrik Georg Trakls (2001); Geschichte im Spiegel der Literatur (1992); Der Abgrund des Ichs (1985); Herausgeber der Historisch-kritischen Gesamtausgabe der Werke und Briefe Adalbert Stifters.


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schön bitter
Donnerstag, 22. Februar, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Christoph W. Aigner: Die schönen bitteren
Wochen
des Johann Nepomuk (DVA 2006)
Einführung und Gespräch: Erika Wimmer

Christoph W. Aigners Roman spielt im Jahre 1971 in einer österreichischen Provinzstadt: Der siebzehnjährige Johann Nepomuk Müller steht mit beiden Beinen fest im Leben. Er ist ein Riesenfußballtalent und hat gelernt, für sich selbst zu sorgen. Vom prügelnden Vater, der Frau und Sohn verlassen hat, hat er nichts zu erwarten, von der aus der Bahn geworfenen Mutter außer Vorwürfen und Geldforderungen auch nichts. Der Besuch des Gymnasiums ist für ihn ein Luxus, den er sich durch Gelegenheitsjobs verdienen muss. Als er nach dem Abendtraining Zeuge einer versuchten Vergewaltigung hinter dem Stadion wird, schlägt er die Täter in die Flucht. Sein Leben, das bisher bloß von Gewalt geprägt war, nimmt eine unerhörte Wendung, durch Mariella eröffnet sich eine ihm bislang unbekannte Welt.

Christoph W. Aigner ist seit 1985 freier Schriftsteller und lebt in Italien. Werke u.a.: Anti amor, Erzählung, 1994; Die Berührung, Gedichte 1998; Engel der Dichtung. Eine Lesereise 2000; Vom Schwimmen im Glück, Gedichte 2001; Logik der Wolken. Prosa, 2004; Kurze Geschichte vom ersten Verliebtsein, Gedichte 2005; Übersetzung der Lyrik Giuseppe Ungarettis: Zeitspüren 2003. Zahlreiche Preise, zuletzt: Anton-Wildgans-Preis 2003, Heinrich-Heine-Stipendium der Stadt Lueneburg 2004, Österreichischer Würdigungspreis für Literatur 2006.


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Erzählfluchten

Mittwoch, 28. Februar, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Angelika Reitzer und Gabriele Petricek
Autorinnenabend mit Einführung

[Neuerscheinungen]

Angelika Reitzers Roman-Debüt Taghelle Gegend (Haymon 2007) handelt vom Erwachsenwerden einer jungen Frau: Sprachlich ebenso präzis wie poetisch, verdichtet sich in Rückblenden, Episoden und Momentaufnahmen das Bild einer jungen Frau, die ihr Leben anprobiert wie die Kleider, die sie näht. Sie möchte endlich ihren Platz finden in diesem Geflecht aus vorübergehenden Lieben und Jobs, aus familiären Spuren, flüchtigen Begegnungen - in eine eigene, selbstbestimmte Zukunft.
Angelika Reitzer ist 1971 in Graz geboren. Studium der Germanistik in Salzburg und Berlin. Seit 2003 freie Autorin und Lektorin, lebt nach längeren Aufenthalten in Salzburg und Berlin in Wien. Schreibt Prosa, Lyrik und dramatische Texte. Regiearbeiten, Kurzfilmproduktionen. Publikationen in Literaturzeitschriften und Anthologien.

Gabriele Petricek durchschreitet in ihrem Erzählband Zimmerfluchten(Literaturedition Niederoesterreich 2005) gelebte und erinnerte Räume. Sie erzählt mit verblüffender Präzision von Menschen, Einzelgängern, Fremdgängern und Außenstehenden, deren Leben sie in die Ungewissheit der Existenz entlässt. Den Figuren ist ein Zug von Tragik, Ernsthaftigkeit und von elegantem Witz eingeschrieben.
Gabriele Petricek ist 1957 in Krems geboren. Ausbildung zur Modedesignerin, später freie Journalistin für Mode, Bildende Kunst und Architektur. in Ausstellungskatalogen, Literaturzeitschriften und im Rundfunk, weiters Beiträge in verschiedenen Anthologien u.a. in Der Geschmack der Fremde (2004). Lebt als Schriftstellerin und Kulturpublizistin in Wien.


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