Literaturhaus am Inn

Programm Jänner–Februar 2004

EditorialSparmaßnahmen in den Budgets allerorten -

es weht auch in der Kulturlandschaft ein kalter Wind. "Kulturbetrieblerinnen" geraten immer wieder in Verruf - wir sind es gerne und aus Überzeugung. Und es ist jedes Mal eine neue Herausforderung, der Literatur in einem spannenden Veranstaltungs-Zyklus Raum zu geben.
Übrigens: wir gehen die Programmgestaltung neu an, indem wir thematische Schwerpunkte setzen. Sinn dieses Vorhabens ist es, den Veranstaltungen eine innere Kohärenz zu geben, die von der Beliebigkeit der Aneinanderreihung wegführt und Ihnen, interessiertes Publikum, ein Thema aus mehreren Blickwinkeln, aus der Sichtweise mehrerer AutorInnen nahe bringt.
Diesmal: beziehungs weise. Dass "über die Liebe wieder zu sprechen wäre", davon ließen wir uns von Jürg Amann überzeugen. Präsentiert werden Ihnen in den Monaten Jänner und Februar Geschichten, Bücher, Gedichte, AutorInnen, denen der mitunter konfliktreiche und schwierige Stoff der Beziehungen zwischen Liebenden und Liebesuchenden literarisches Thema ist - "Liebe" als Sprengstoff, der dem Leben das entreißt, was es nicht selbstverständlich zu geben bereit"

R&R


Hinter R&R verbergen sich Christine Riccabona und Anna Rottensteiner, zuständig für das Programm.

Nach dem Studium der Germanistik und Slawistik, nach der Arbeit als Buchhändlerin und Lektorin bin ich nun genau dort, wo ich meine hinzugehören. Genauigkeit in der Organisation, Mut zur Entscheidung und Klarheit im Tun gehören dabei ebenso dazu wie Ideen und Visionen entwickeln, kreativ sein - einen intellektuellen mit einem intuitiven, warmherzigen Zugang zur Literatur verbinden. (Anna Rottensteiner)


Die Arbeit im Literaturhaus erweitert und ergänzt meine konzentrierte stille Archivarbeit, bei der ich mit älteren Geschichten der Literatur befasst bin; sie führt mich mitten in die aktuelle Gegenwart, verführt mich zu Begegnungen und Gesprächen mit Menschen, die das Interesse am geschriebenen, gelesenen Wort teilen. Mich faszinieren die unerwarteten Entdeckungen und dass jeder Abend zu einem unwiederholbaren Ereignis wird, an dem die Lesenden und Zuhörenden gleichermaßen beteiligt sind. (Christine Riccabona)

Gedichte von der Liebe

Platzhalter

Mittwoch, 21. Jän., 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Lesung mit Evelyn Schlag und Christoph W. Aigner

Evelyn Schlag, geboren 1952 in Waidhofen an der Ybbs, wo sie heute lebt. Studium der Germanistik und Anglistik. Veröffentlicheungen u. a. Ortswechsel des Herzens. (FISCHER 1989); Die göttliche Ordnung der Begierden (RESIDENZ 1998), Das Talent meiner Frau (RESIDENZ 1999), Das L in Laura. Roman. (ZSOLNAY 2003). Brauchst du den Schlaf dieser Nacht (ZSOLNAY 2002) versammelt Gedichte, die "stets um die Ambivalenz von Aufbruch und Nähe wissen". 1997 erhielt sie den Anton-Wildgans-Preis, 1998 den Otto Stoessl-Preis.

Christoph Wilhelm Aigner, geboren 1954 in Wels, seit 1985 freier Schriftsteller, lebt in Italien. In Der Mönch von Salzburg (Otto Müller 1995) hat er Liebesgedichte des sogenannten Salzburger 'Mönchs' aus dem Mittelhochdeutschen übertragen. Zahlreiche Lyrikbände u. a. Das Verneinen der Pendeluhr (DVA 1996); Die Berührung (Gedichte, 1998); V om Schwimmen im Glück. (DVA 2001); Der Engel der Dichtung (DVA 2000) Mensch, Verwandlungen (DVA 1999) wurde von Sarah Kirsch in der Zeit-Serie "Mein Jahrhundertbuch" besprochen. Zuletzt erschienen Übersetzung ausgewählter Gedichte von Giuseppe Ungaretti. Zeitspüren (DVA 2003). Preise:1982 Trakl-Förderpreis, 1993 Meraner Lyrikpreis, 1996 Else Lasker-Schüler-Förderpreis.



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beziehungsweise - malen und schreiben

Dienstag, 27. Jän., 20 Uhr
Galerie Nothburga, Innrain 41

Vernissage zur Eröffnung der Ausstellung von Margit Aschenwald. Mit einer Lesung von Hans Aschenwald .

[Raum auf für Kunst!]

Sie lassen sich inspirieren: Margit Aschenwald von den Texten ihres Mannes Hans, er wiederum von ihren Pastellbildern. Und doch haben beide ihre ganz eigene "Sprache".

Am Abend der Ausstellungseröffnung liest Hans Aschenwald Texte, die zu den Bildern von Margit Aschenwald entstanden sind.


Der Zeichner


Zieht den Schausteller nach

Zunge im Bleistift

Die Schlucht entlang



Poesie


Ich möchte so gerne

Deine Bilder in Worte kehren

Bis ins hohe Alter

Mit dir Schnaps brennen

Auferstehen mit dir



Margit Aschenwald, geboren 1961 in Schwaz, lebt und arbeitet dort. 1997 Bilder in Menschenkörperaufzeichnungen, Edition Löwenzahn, Innsbruck; 1998 Ausstellung Wurzelfieber, Galerie Dieter Tausch, Innsbruck; 1999 Plakat für Eine Sommernachtsgrippe, Schwaz; 1999 Plakat Stigma, Schwaz; 2000 Ausstellung und Kalenderpräsentation Hand Zeichen, Franziskanerkloster, Schwaz; 2001 Ausstellung Pastelle, Galerie Thomas Flora, Innsbruck; 2003 Ausstellung Innerst, Galerie Peithner-Lichtenfels, Wien; 2003 Plakat für Silbersommer, Schwaz; 2003 Titelbild für Lyrikband von Hans Aschenwald, Verlag Klaus Wagenbach, Berlin.

Hans Aschenwald, geboren 1959 in Innsbruck, Kindheit im Zillertal, lebt mit seiner Familie in Schwaz und arbeitet als Buchhändler. Veröffentlichungen: Gedächtnislandschaft. (HAYMON 1992); Einleibung. (HAYMON 1997); Nurlaunicht. Eine Sommernachtsgrippe. Zwei Theaterstücke. (SKARABAEUS 1999); Wurzelfieber. (WAGENBACH 2003). Hörspiele: Herzgespann. Höllenschönheit. Himmelsmord (1994); Die Andacht (1998); beide ORF Tirol, Regie: Martin Sailer. 2002 erhielt er das Große Literaturstipendium des Landes Tirol.


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In fremden Gärten


Dienstag, 3. Feb., 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Der Schweizer Autor Peter Stamm liest aus seinem neuen Erzählband. Im Anschluss findet ein Gespräch mit dem Autor statt

Die Figuren in Peter Stamms Erzählungen leben allein, zu zweit, haben eine Familie und Kinder oder auch keine. Manche von ihnen sind jung und unabhängig, andere älter. Immer sind sie unterwegs, immer aber scheinen sie auf etwas zu warten, auf einen Zug, auf ein Schiff, das abfahren soll, auf eine Geste der Liebe. In fremden Gärten sind dicht komponierte Lebens- und Beziehungsgeschichten.

Peter Stamm, geboren 1963, ist seit 1990 freier Autor und Journalist, lebt in Winterthur. Seit 1997 Redakteur der Literaturzeitschrift "Entwürfe für Literatur", schrieb u. a. für die "Neue Zürcher Zeitung" und die "Weltwoche", verfasste Hörspiele und Theaterstücke. Bücher: Agnes (1998), Blitzeis (1999), Ungefähre Landschaft (2001). In fremden Gärten (2003); alle im Verlag ARCHE .


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Alberta empfängt einen Liebhaber

Montag, 16. Feb. , 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Ein Stück nach einer Erzählung von Birgit Vanderbeke, aufgeführt durch das Theater etc . (Zürich)

[Literatur in Szene]

" Für und gegen alles gibt es Lehrgänge und Kurse. Nur für oder gegen die Liebe nicht." Wer wüsste es besser als Alberta und die Erzählerin, die Albertas Geschichte mit Naden erzählt und durchleidet. Naden und Alberta das Traumpaar. Wenn sie sich nur ein wenig besser aufs Küssen verstanden hätten, hätte mit ihnen etwas werden können. An romantischen Momenten hat es nicht gemangelt. Aber im Kopf ist die Liebe viel leichter als im Leben. Zum Beispiel, wenn man durchbrennt nach Paris, unterwegs aber in einem nach Desinfektionsmittel riechenden Hotel bei Ludwigshafen stecken bleibt und die Geliebte statt Orgasmen Migräne hat.

Es spielen: Serena Wey und Hubert Müller. Regie: Klaus Henner Russius


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Von den letzten Dingen

Mittwoch, 25. Feb., 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Vladimir Vertlib liest aus seinem Roman Letzter Wunsch

Gabriel Salzinger versucht, den letzen Wunsch seines Vaters zu erfüllen: ein Grab auf dem jüdischen Friedhof der deutschen Kleinstadt Gigricht, neben seiner Frau. Doch das Begräbnis wird unterbrochen: eine Mitarbeiterin der Israelitischen Kultusgemeinde hat herausgefunden, dass Gabriels Vater nach orthodox jüdischem Verständnis kein Jude war - die Großmutter mütterlicherseits des Verstorbenen war Christin gewesen. Was folgt, ist der immer absurder werdende Kampf des Sohnes um das Recht des Vaters auf ein Grab innerhalb des jüdischen Friedhofs.

" Vladimir Vertlibs Geschichten sind am kraftvollsten, wenn er menschliche Verhaltensweisen in ihren makabren Abwegigkeiten schildert. " (Linda Stift, Wiener Zeitung)

Vladimir Vertlib, geb. 1966 in Leningrad, dem heutigen St. Petersburg, emigrierte 1971 mit seiner Familie nach Israel. Später übersiedelte er nach Österreich, dann zurück nach Israel, in die USA und schließlich, 1981, wieder nach Österreich. Studium der Volkswirtschaftslehre in Wien, lebt derzeit in Salzburg. Buchpublikationen u.a.: Zwischenstationen (1999); Das besondere Gedächtnis der Rosa Masur (2001); Letzter Wunsch (2003), alle bei DEUTICKE



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