Witiko

H48


sogleich gegen die Kirche des heiligen Veit. Die Gloken läuteten, Kinder mit Zweigen standen in den Straßen, die Priester sangen den Lobgesang des heiligen Ambrosius, und das Volk drängte sich. In der Kirche that er ein Gebet für seine Rettung. Sieben Tage darnach wurde ein öffentlicher Gerichtstag und ein Landtag abgehalten. Zweitausend Menschen kamen zu dem Tage. Der Herzog hielt eine Anrede, und sagte, daß er es mit den Ländern Böhmen und Mähren immer wohl gemeint habe, daß er ein sündiger Mensch sei, daß aber seine Sünden anders gestraft werden müßten als mit Mord wie bei seinem Bruder Bretislaw, und von einem andern als von einem sündigen Menschen. Das Gericht soll nach genauer Gerechtigkeit seines Amtes walten. Das Gericht ward gehalten, und des folgenden Tages wurden Miroslaw, Strezimir die zwei Dienstleute, und der Arzt, der das Gift gegeben hatte, hingerichtet. Miroslaw hatte den Bischof Meinhard als obersten Anstifter angeklagt, welcher auf einer Pilgerfahrt nach Jerusalem war. Da der Bischof zurük gekommen war, wurde er nach des Herzogs und der Lechen Willen dem Erzbischofe von Mainz Adalbert und dem Bischofe von Bamberg Otto zum Gerichte übergeben. Am Tage des heiligen Wenzel wurde das Urtheil verkündet. Der Bischof von Bamberg war selber nach Prag gekommen. Meinhard wurde vor allem Volke als unschuldig erklärt. Der Bischof Otto, der Bischof von Olmüz Zdik und sieben böhmische Äbte legten ihre Stolen nieder, und bezeugten die Unschuld Meinhards. So ward dessen Ehre gerettet. Seit dem Tage stand niemand mehr gegen Sobeslaw auf. Mit dem Könige Lothar lebte er in Freundschaft, und gab ihm zwei Mal böhmische Männer zu seiner Romfahrt. Mit dem polnischen Könige Boleslaw hatte er wegen des ungarischen Bela Krieg. Er siegte, versöhnte sich mit dem Könige, und sie wurden Freunde. Seitdem ist Frieden."

Der Scharlachreiter schwieg nun ein Weilchen, Witiko auch.

"Nun du Ledermann," sagte der Scharlachreiter hierauf, "du hast von den Herzogen gesagt, du hast um die Herzoge gefragt, jezt habe ich dir Herzoge genug genannt, und habe dir von Herzogen viel erzählt. Und weil ich dir von Herzogen viel erzählt habe, und weil ich dir von Geschlechtern viel erzählt habe, und von ihren wilden Sitten, und von uns und unsern guten Sitten, so könntest du jetzt auch [etwas] von dir deinem Wesen etwas offenbaren, das uns freut."

"Ich habe dir ja schon gesagt, daß ich vom Mittage komme, und nach Mitternacht reite," entgegnete Witiko.

"Das hast du gesagt, weiser Mann," antwortete der Scharlachreiter, "und das ist sehr merkwürdig; aber da du nicht immer das Ledergewand an haben wirst, und es vielleicht ein mal mit einem andern vertauschen wirst, so kann ich dich ja nicht beschreiben, wenn ich zu jemanden von dir spreche, und ich kann nicht wissen, daß du gemeint bist, wenn jemand von dir zu mir [spricht] redet. Du wirst doch ein Ding