Witiko

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ihm sagen: "Die Böhmen haben bisher ihre Herzoge auf ihre eigene Weise bestellt, und der römische Kaiser hat sie als Vogt der Christenheit bestättigt, so wollen wir es halten, und ehe wir ein neues Joch auf uns nehmen, wollen wir lieber untergehen. Richte Gott zwischen uns." Der König achtete nicht darauf, und stieg in der Schlucht von Chlumec nieder. Otto kam mit den Seinigen zuerst. Er wurde mit allen erschlagen. Dann kam eine zweite Schaar. Sie wurde auch erschlagen. Dann kamen weitere Schaaren, sie wurden angegriffen, zerstreut, erschlagen, gefangen. Der König floh auf einen Berg, die Böhmen umringten den Berg, daß nicht er und nicht einer von denen, die um ihn waren<,> entrinnen konnte. Da sandte er nach Sobeslaw. Sobeslaw stieg auf den Berg, und sagte zu dem Könige: "Wir haben diesen Krieg nicht aus Muthwillen begonnen, um das Blut der Deinen zu vergießen oder dir eine Schmach anzuthun, sondern um die Gewalt, die man uns zufügen wollte, abzuwehren. Gott hat gerichtet. Wir nehmen von dir die Bestättigung der Herzogswahl an, nicht weil du deutscher König bist, sondern weil du römischer Kaiser sein wirst, und treten in die alten Rechte zurük." Der König küßte den Herzog, und bestättigte mit der Fahne seine Wahl. Darauf ließ der Herzog den König und die Seinen ungehindert von dannen ziehen. Die Gefangenen gab er ohne Lösegeld frei. Darunter war der Bischof von Merseburg der Bischof von Halberstadt, Albrecht der Bär, und es waren drei Äbte. Die fünfhundert edlen deutschen Ritter, die todt waren, und das Volk, das mit ihnen gefallen war, und die von [unseren] den Leuten aus unseren Ländern, die auch mit ihnen gefallen waren, ließ Sobeslaw begraben."

"Das war recht gut gehandelt," sagte Witiko, "meine Mutter und ein edler Priester haben mir von diesen Dingen erzählt, da ich ein Knabe war, und sie haben mir öfter wieder davon erzählt, da ich ein heranwachsender Jüngling war."

"Als Sobeslaw ein mal im fünften Jahre seiner Herrschaft mit einem großen Geleite nach Mähren zog," fuhr der Scharlachreiter fort, "nannte ihm ein Kämmerling zwei Männer aus seinem Gefolge, die vorhatten, ihn zu ermorden, und einer Gelegenheit dazu erharrten. Der Herzog sagte dieses den Zupanen Zdeslaw und Diwis, die seine treuen Räthe waren, und hieß sie, die zwei Männer insgeheim in Haft nehmen. Da dieses geschehen war, erkannte man in ihnen Dienstleute der [Herren] Brüder Miroslaw und Strezimir. Ihre Waffen waren vergiftet. Sie gestanden, daß ihre Herren sie zu Morde gedungen haben. Miroslaw, welcher bei dem Herzoge war, wurde gefangen, Strezimir suchte zu fliehen, wurde aber ereilt, und beide wurden gebunden auf den Wysehrad geführt. Der Herzog kehrte auf seinem Zuge um, und ging nach Prag. Dort zog er barhäuptig barfüßig und in Bußkleidern ein, und ging