Witiko

H45, S. 54d


hast den erkannt, den ich meinte. Trit näher Witiko."

Witiko that einige Schritte von der Thür gegen den Herzog.

"Du mußt bis zu dem Bette herzu kommen," sagte Sobeslaw.

Witiko ging hinzu[. Er schaute auf den Herzog und], und blieb auf den Herzog schauend stehen.
Randnotiz: |stehen und schaute|

[v]Von seinem entblößten Haupte gingen die blonden Loken auf die Schultern hinab. Seine Lederhaube hielt er in der Hand.

"Witiko," sagte der Herzog, "du hast in dem Streite, welchen wir in dem vergangenen Jahre mit den Sachsen für den König Konrad hatten, Vernunft gezeigt. Du gehörst keinem Vornehmen meines Reiches an, dem du zuhalten wirst, du bist [noch ein sehr junges Blut, deine Augen] jung und schaue[n]st ehrlich, du wirst nicht Verrath üben. Nimm das beste Pferd, welches in der Burg ist, verwahre dich wohl gegen die Kälte, und reite nach Prag. Dort halten sie auf dem Wysehrad Versammlungen, und berathen, was nach meinem Tode sein wird. Ergründe, was sie sagen, und vorhaben, und bringe mir die genaue Nachricht zurük. Ich werde dir ein goldenes Kreuzlein mitgeben, das zeige dem Bischofe Silvester, der wird dir in deinem Werke an die Hand gehen. Du hast dich zu denen gesellt, die hier um mich sind, und wirst meinen Auftrag vollführen."

"Hoher Herr," entgegnete Witiko, "wenn ich dir die wahre Nachricht zurük bringe, wirst du dann gegen die Mächtigen deines Landes, die dir zuwider handeln, feindlich verfahren?"

"Nein, mein junger Reitersmann," erwiederte der Herzog, "ich habe diesem Lande, seit ich es beherrsche, meinen Sinn zugewendet, ich will darum nur wissen, was sie thun, und werde dann sterben. Die nach mir sind, werden ihre Rechte wahren, wenn sie können. Jezt wäre [es] jedes Beginnen unnüz[, etwas zu beginnen]."

"So werde ich gehen, und werde dir die rechte Botschaft bringen," antwortete Witiko<.>

(1) ["Gott geleite Dich, "]t
(2) ["Und es] [g][G]eleite dich] [der Himmel<,>"]t
(3) ["Geleite dich Gott,"]st
(4)<"> Gott geleite dichst<,"> sagte der Herzog.

Nach diesen Worten langte er in den hölzernen Schrein, der hinter dem Bette stand, und zog ein Beutelchen von rothem Sammet hervor. Dann öffnete er das Beutelchen, und that ein sehr kleines goldenes Kreuzlein heraus.

"Hier ist das Kreuzlein," sagte er.

Dann stekte er es wieder in das Beutelchen, und reichte dasselbe an Witiko. Witiko nahm es, und barg es in seinem Wamse. Dann neigte er sich gegen den Herzog und die Frau, und schritt gegen die Thür. Die Frau erhob sich, trat zu ihm, und sagte: "[[Geht] So gehet] Geht mit [Gottes] des Himmels Segen, junger Reiter, und übt die Treue, so lange ihr lebt."

Witiko antwortete nichts. Die Frau ging nun mit ihm zur Thür, und durch diesselbe hinaus. In dem Gemache, in welches sie kamen, spielten drei Knaben auf mehreren Hirschdeken, die man auf den Fußboden gebreitet hatte. Auf einer Bank saß ein Priester.

"Sobeslaw," sagte die Frau zu einem der Knaben, "sieh in der Stube, ob Bores dort ist, und rufe ihn her. Dein Vater will diesen Mann da versenden."

"Ja Mutter," rief der Knabe, sprang von der Hirschdeke empor, und lief zur Thür hinaus.

Die zwei anderen Knaben stellten sich zur Frau, und einer fragte, ob der Vater schlafe. "Nein, Wenzel," antwortete die Frau, "aber er muß Ruhe haben, ihr dürft ihn nicht stören."

"Nein, Mutter'" sagte der Knabe, "wir sind immer stille."

"Ihr müßt noch eine Zeit stille sein," entgegnete die Frau.

Der fortgesendete Knabe kam zurük, und brachte einen bewaffneten Mann.