Witiko

H44, S. 57a


das Vorgemach und den Vorsaal bis zu der Treppe. Witiko stieg dieselbe hinab, sagte dem Thorwart seine Herberge, und wurde von ihm auf die Gasse entlassen. [Er] Dort1 ging er [sofort] denselben Weg zu seiner Herberge zurük, den er zu dem bischöflichen Hause gekommen war.

Es erschienen nun mehrere Tage, in denen Witiko warten mußte. Er ging nicht mehr zu dem Bischofe, weil er eines Rathes nicht bedurfte. Er folgte den Mahnungen desselben. Doch ging er in manchen Zeiten in der Stadt herum, und betrachtete, was zu sehen war. Er blikte an jedem Hause, das neu und von Stein war, empor, ob es nicht unter der Herrschaft Sobeslaws gebaut worden sein mochte, er ging auf die
Randnotiz: er blikte jedes neue steinerne Haus an
große kunstreiche Brüke, welche über die Moldau errichtet war, und sah die Menschen an, die in Gassen und auf Pläzen ihren Geschäften nachgingen. Es kamen sehr viele Fremde zu Rosse und in Schlitten in die Stadt. Manchem konnte es Witiko ansehen, daß er aus entlegenen Theilen des Landes herzu gekommen war. Er hörte auf der Gasse und in der Herberge von Knechten und anderen Leuten sagen, daß zahlreiche Edle Böhmens herein kommen, weil, da das Ende des Herzogs nahe sei, in einer großen Wahl bestimmt werden solle, wer nach ihm [Herzog sein werde.] folge. Es waren [sehr verschiedene] mannigfaltige Kleidungen und Rüstungen zu sehen, [so daß Witikos Lederkleider nicht auffielen] auch solche wie sie W. [trug] hatte.

[Als] Da der [siebente] 3te Tag des Monates Hornung gekommen war, erschien ein Mann des Bischofes Silvester in der Herberge Witikos, und sagte ihm, [daß] der Bischof lasse ihm melden [lasse], daß er möge des andern Morgens [morgen] wohlgekleidet und geordnet sein; denn es werde ihn, wenn der Tag herauf gegangen sei, ein Priester in der Versammlung der Lechen abholen. Witiko versprach es.

Als der folgende Tag, der [achte] 4 des Monates Hornung, angebrochen war, befand sich Witiko schon in Ordnung. Er hatte zwar kein anderes Kleid als sein Lederkleid; allein dasselbe war genau und knapp angezogen, und war auf das Äußerste gereinigt. Das Schwert hing am Ledergürtel an seiner Seite. So ging er, da der Priester gekommen war, mit demselben durch die Straßen Prags. Diese waren schon mit Menschen [fast] angefüllt. Sie hatten festliche Kleider an, und sprachen und stritten ein wenig [mit einander] über die Dinge. Auf schönen Rossen konnte mancher Herr und sein Gefolge gesehen werden. Witiko und sein Begleiter gingen emsig fort, bis sie an dem Wysehrad ankamen. In dem schönen Bauwerke, welches Sobeslaw hatte verzieren lassen, tagte die Versammlung, die seinen Nachfolger bestimmen sollte.
Randnotiz: xxx

Als sie durch das Thor hinein getreten waren, und in einem [der] der mit Mauern umgebenen Raume gingen, schritt ein Ritter in schöner dunkelbrauner Kleidung, an der im lockeren Gürtel ein langes Schwert hing, auf Witiko zu, und grüßte ihn. Es war der Scharlachreiter, mit dem Witiko einmal nahe bei dem Orte Chynow zusammen getroffen war. Mehrere Männer geleiteten ihn.

"Sei mir willkommen, Witiko," sagte er, "es ist nicht wahr geworden, was wir vor sechzehn Monden, da wir einmal eine Streke mit einander ritten, als Wunsch ausgesprochen haben. Ein Leben, dem wir lange Dauer zugedacht hatten, scheint dem Erlöschen nahe, und die schweren Zeiten, die sich an diese Veränderung knüpfen, stehen bevor."

"Sei auch von mir in Ehrerbiethung gegrüßt, hoher Herr," entgegnete Witiko, "ob die Zeiten schwer sein werden, hängt nur davon ab, ob sie die Menschen dazu machen werden."

"Wir können aber die Menschen nicht umbilden, daß es gut werde, Witiko," sagte der Ritter.
Randnotiz: die Zeit?

"Wir können Anrechte halten, und immer mehrere zwingen, daß sie es auch thun," entgegnete Witiko.

"Du wirst von der Versammlung über dein Anliegen gehört werden," sagte der Ritter, <">ich habe etwas dazu beigetragen."

"Habe Dank dafür," entgegnete Witiko.

"Jetzt lebe aber wohl, es drängt die Zeit," sagte der Ritter.

"Lebe wohl," antwortete Witiko.

Der Ritter schritt mit seinen Leuten von dannen. Witiko hatte bemerkt, daß er heute ein Panzerhemd unter dem Wammse trug, auch war sein Helm mit Spangen versehen. Von seinen Beglei-

1 Ersetzender Text mit (?) versehen

Federproben am Rand