Witiko

H238, S. 418

der alten Lubomir achtete ihn sehr hoch, es achteten ihn die Söhne Lubomirs, es achteten ihn Ctibor, Nemoy und alle, die in der Nähe wohnten, und er war eine Ehre für den Stamm Jugelbach, für den Stamm Aschach, für den Stamm Schauenberg, für den Stamm Dornberg und für den Stamm Stauf. Er begann nicht weit von dem Witikohause eine Kirche in der deutschen Bauweise zu bauen, und er gedachte der Mittel, ein Kloster in dem Walde zu gründen.
In den Zeiten, die nun nach und nach über die grünen Wipfel des Waldes dahin gingen, war er Zupan von Prachem, Heerführer, Gesandter und oberster Truchseß des Königreiches Böhmen. Und wenn er in dem Witikohause verweilte, kamen oft des Abends Männer in Lammspelzen zu ihm, und er saß mit ihnen in Gesprächen in der Burgstube, wie er einst an der Leuchte des Häuschens in Plan oder im Wangetschlage gesessen war.
Bertha sagte öfter zu ihm: "Witiko, jezt ist dir keiner gleich."
Er antwortete freundlich: "Es sind viele über mir; dir aber gleicht keine."
Er war bei dem großen Reichstage, den der Kaiser Friedrich zu Pfingsten im Jahre 1184 bei der Stadt Mainz versammelte. Erzbischöfe, Bischöfe, Äbte, Priester, Herzoge, Fürsten, Grafen, Ritter waren zu dem Reichstage gekommen, es waren die fremden Gesandten gekommen, die an dem Kaiserhofe waren, es waren Herren und Ritter aus den Ländern England, Frankreich, Italien, Spanien, Ungarn, Illirien da. Die Ritter, welche in den Geleiten der kirchlichen und weltlichen Fürsten waren, oder die sich von selber eingefunden hatten, waren an siebenzigtausend. Und ungemeine Schaaren des Volkes zogen herzu. Auf der Ebene an dem Rheinstrome war eine schöne Pfalz für den Kaiser und eine Kirche erbaut, und rings herum standen die Wohnungen der Fürsten, die in Schmuk und Zierde glänzten, und dann waren weithin die anderen bunten Gezelte. Für die Nahrungsmittel waren eigene Häuser errichtet. Alle, die gekommen waren, wurden von dem Kaiser bewirthet. An dem ersten Pfingsttage war der Kirchenzug, es war das kirchliche Fest, und es war ein Mahl. Man erschaute die Erhabenheit des Kaisers, die Holdseligkeit der Kaiserin, die Schönheit der Frauen, den Schimmer der Fürsten, [xxx] den Strahlenglanz der Ritter, [xxx] die Herrlichkeit der Gewänder, der Waffen und der Pferdverzierungen, und bei der Kirchenfeier die Heiligkeit und Pracht der kirchlichen Dinge. Während des Mahles thaten Herzoge und Markgrafen Dienste bei dem Kaiser. Am anderen Tage waren die ritterlichen Spiele. Der Kaiser nahm selber daran Theil, und Fürsten und Herren und Ritter in großer Zahl zeigten ihre Geschiklichkeit, und die Söhne des Kaisers, Heinrich und Friedrich, die schon an Macht und Ehren reich waren, thaten ihre ritterlichen Tugenden dar, und wurden mit [|aller|] jeder Gebühr [xxx] zu Rittern geschlagen. Dann war in der folgenden Zeit eine Verschiedenheit der Spiele und Freuden. Die in der Fiedel oder in den Tönen des Erzes oder der Pfeifen erfahren waren, ließen ihre Kunst |neben| den Herren des Kaisers und der Turnierschranken erschallen. Dann waren Männer in den Geleiten des Kaisers, die große heilige Bauwerke zum Dienste Gottes errichtet hatten, und manche von ihnen stellte[n]n Vorbilder zu neuen Bauwerken auf, und dann waren die Sänger, Ritter und andere, die einzeln und abwechselnd ihre Worte und Weisen, oder zusammensingend oder auch einzeln die Worte und Weisen früherer Dichter in die Herzen der Männer und Frauen senkten. Und viele redeten von einem großen Liede, das kommen werde und in dem die Tugend der Helden und Könige gepriesen sein wird. Heinrich von Oftering, der noch die blonden Haare trug, rief, es könne schon ein solches Lied werden , das von alten Mähren, von Helden voll der Ehren, von Müh und Festlichkeiten, von kühner Ritter Streiten, von Weinen und von Klagen, [xxxx |möge|] Wunder [xxxxx] möge sagen. Und [xxx] die Männer, welche in Erz oder in Stein oder in Holz bilden konnten, oder die Farbenwerke der Kirchen in Glas oder auf Tafeln verstanden, wiesen Gestalten Gottes, des Heilandes, der Jungfrau, der Engel, der Heiligen oder anderer Weihedinge vor, und Viele, die irgend Künstliches hervorgebracht hatten, waren gekommen, es [xxx] zur Schau zu bringen. Und was sich noch an Tugend der Leibesübungen und der Waffen und der Tänze und anderer Erlustigungen zeigte, war in Zierde und Sitte und Anmuth.
Witiko und Bertha und ihre Kinder waren in Freude in allen diesen Dingen, sie waren in Freude mit ihren Verwandten, die bei Mainz waren, und sie waren in Freude mit ihren Freunden aus den Ländern Böhmen und Mähren, aus dem Lande Österreich und aus anderen deutschen Landen. Dann verabschiedeten sie sich, und zogen wieder ihrer Heimath zu.
Und Alle, Hohe und Niedere, gingen mit erfreuten Herzen von Mainz, und es wurden dann Lieder über die Gastlichkeit von Mainz.
In späteren Jahren hatte Witiko noch eine große Freude, als sein Sohn, wie er Witiko geheißen, auf dem Fels der krummen Au, die nun zu Witikos Geschlechte gehörte, eine Burg zu bauen begann.

Waagrecht geschwungene Klammer

Ende des dritten und lezten Bandes.