Witiko

H238, S. 417

Im Winter des Jahres 1162 kamen Abgesendete der Mailänder zu dem Kaiser, und bathen um Frieden. Sie sagten, Mailand wolle seine Befestigungen nieder reißen, wolle alle seine Bündnisse lösen, wolle dem Kaiser eine Burg bauen, wolle alle Gewalt dem Kaiser überlassen, und wolle für alles dieses Geißeln stellen.
Der Kaiser aber antwortete, sie müßten sich ohne alle Bedingungen unterwerfen.
Und so kamen dann im Anfange des Monates März die Consuln und die Vornehmen der Stadt ihre Unterwerfung darzubringen. Später kam eine Schaar ausgewählter Männer mit der Unterwerfung. Und wieder später kam in hundert Abtheilungen das Volk mit Stricken um den Hals, mit Asche auf den Häuptern, und mit Kreuzen in den Händen. Sie übergaben [|das|] die Schlüssel aller Thore der Stadt, und übergaben alle Banner der Gewalt. Dann fielen sie auf die Knie, und baten im Namen des Heilandes um Erbarmen.
Der Kaiser sagte: "Ich schenke euch das Leben; aber ich werde sorgen, daß ihr euer Verbrechen nicht wieder begehen könnt."
Darauf war in Pavia eine große Versammlung der Herren der Kirche und der Fürsten, damit über das Schiksal der Stadt Mailand entschieden werde. Und es wurde entschieden, und die Consuln der Stadt Mailand wurden nach Pavia gerufen, daß sie den Spruch vernehmen. Der Spruch lautete: "Mailand soll wüst und leer sein, alle, die dort gewohnt haben, verlassen es in acht Tagen, und bauen sich an vier Stätten an, deren jede von der anderen eine Meile entfernt ist."
Am sechs und zwanzigsten Tage des Monates März zog der Kaiser durch eine Öffnung, die man in die Mauern der Stadt [|gerissen| hatte] Mailand gerissen hatte, in dieselbe ein. Dann wurden die Befestigungen der Stadt zerstört. Der Kirchen und der anderen Gebäude schonte der Kaiser.
Dann war ein großes Kirchenfest in Pavia, und darauf ein Mahl, bei dem der Kaiser Friedrich und und die Kaiserin Beatrix Kronen auf den Häuptern trugen.
Und die Erzbischöfe und Bischöfe und Priester und die Fürsten und Herren und Krieger brachten aus diesem Zuge große Schäze an Gebeinen der Heiligen, an geweihten Geräthen, an theuren Gefäßen und Kleinodien, an merkwürdigen Gegenständen, an Gold und Silber, an Gewändern, Waffen und Pferden und anderen Dingen in ihre Heimath.
Diepold und Friedrich führten die böhmische Schaar nach Prag. Wladislaw dankte allen, theilte von der allgemeinen Beute aus, belohnte sonst noch die Krieger, und sie zogen dann zu den Ihrigen.
Witiko und die Waldleute wurden mit noch mehr Freude, mit noch mehr Zusammenlauf des Volkes und mit noch mehr Zuruf empfangen als sonst. Es [|wurde|] war eine Bewegung in dem Walde, wie sie nie erhört worden war. Die Männer zeigten Dinge, die man nie gesehen hatte, deren Preiswürdigkeit man gar nicht kannte, und deren Menge so groß war, wie man [es] früher nie ein Gleiches erfahren hatte. Sie erzählten von dem Lande und von den Städten, in denen sie gewesen seien.
Der Schmied von Plan erzählte von der weitläufigen und großen und kaiserlichen Stadt Mailand, die sie zertrümmert haben, und in der wunderbare Kirchen gewesen sind und wunderbare Thürme und Bogen und Schäze, und erzählte von anderen großen Städten, die auch so schön sind und so reich, und von dem Lande, das heiß ist, und in dem allerlei Früchte wachsen, und in dem heißen Lande wachse auch das Gold, sie haben genug, und schlagen davon Münzen. Und die andern Männer erzählten auch. Sie erzählten, daß sie gehört haben, wie Diepold viele Säke auf Saumthiere, die man dort Maulpferde nenne, geladen habe, und in den Säken seien lauter Goldmünzen gewesen. Und es sind die Gebeine der heiligen drei Könige, der maccabäischen Brüder und ihrer Mutter, des heiligen Celsus und anderer Heiliger nach Prag gebracht worden. Und er habe auch noch göttliche Leuchter gebracht, auf denen Wunder und Gestalten [[|gear|] gearbeitet] waren, die die uralten Juden gearbeitet haben, und die Leuchter sind in dem Tempel Salomons gestanden.
Tom Johannes redete darüber, was er gethan hätte, wenn er in dem Lande Italien gewesen wäre, und wie der Kaiser und der König und die Erzbischöfe und die Herren verfahren sollen.
Wolf sprach von den Thoten in Italien, und wie Witiko für alle gesorgt habe, und daß sie nicht krank würden; denn da wachsen allerlei Dinge, runde [süsse] große Äpfel wie rothes Gold voll süssen Wassers und Feigen und Johannishörner, und was sonst noch Schaden bringen kann.
Die Männer theilten auch von dem, was sie gebracht hatten, an ihre Freunde und Heimathgenossen mit, und reichten Geschenke.
Huldrik war in dem Witikohaus sehr rührig, und predigte seine Freude über alles das, was geschehen ist, und predigte sein Freude darüber, daß sein Söhnlein Huldrik mit den Knaben Witikos auf dem Schloß |enger| spielen durfte.
Witiko ging daran, Alles zu ordnen, was sich in seinem Besizthum geändert hatte, insbesonders das Waldland, das [neu zu] er neu erhalten hatte, mit dem alten in eine Gebahrung zu bringen.
Benno führte einen jungen Priester zu Witiko, welcher der Kapellan des Witikohauses wurde. Er selber war oft im Witikohause, oft in Pric, oft irgendwo anders, wenn er es für die Abfassung der Schiksale der deutschen Kaiser ersprießlich erachtete.
Die Base Hiltrut ging wieder nach Landshut; war aber öfter im Witikohause, und Witiko und Bertha und Wentila und die Kinder waren zuweilen in Landshut. Als sie einmal auf dem Wege dahin im Hauzenberge ihr Mittagmahl einnahmen, erkannte der Wirth Witiko wieder, und rief seine Freude über dessen Gedeihen und dessen Ansehen aus.
In dem Walde verbreitete sich aber unterdessen das Reden über Mailand noch immer mehr, die alten Frauen redeten von Mailand, und es wurden Lieder über Mailand gedichtet und von den jungen Leuten gesungen, die nie dort gewesen waren.
Witiko wuchs in der Liebe und Neigung der Seinigen immer höher, er wurde zu dem Rathe und zu den Thaten des Königs gerufen, er wurde von Rowno, von Diet, von Osel, von Hermann, von Witislaw und den anderen geachtet,

Federproben am Rand