Witiko

H161, S. 216a


die kostbare Stadt Prag mit allen Werkzeugen der Zerstörung umdrohen, und die nieder geschlagen werden müssen, wenn nicht Verwirrung und Unheil und böses Beispiel an die Oberhand kommen sollen. Es sei leichter für die Länder Böhmen und Mähren, die Kosten eines kurzen siegreichen Krieges zu tragen als durch Blut Zerstörung und Jammer einen längeren Weg zur Ordnung zu machen. Er rufe daher alle seine Freunde und Männer des Rechtes auf, in gemeiner Sache mit ihm den Frevel nieder zu werfen, daß auch er wieder in ihren Dingen zum Beistande bereit sein könne.

Da er gesprochen hatte, riefen die Versammelten, daß man wegen des Hohnes gegen das deutsche Reich und gegen die Herrlichkeit desselben sogleich zum Kriege gegen Konrad von Znaim schreiten müsse.

Der König sagte: "Es geschehe, und die Herolde thun das Ihrige zur Verkündigung des Zuges."

Alles war voll Freude für den nahenden Kampf, und als man sich von den Sizen erhoben hatte, umringten sie den Herzog Wladislaw, und versicherten ihn ihrer Freundschaft.

Der König sendete sogleich Boten aus, daß die Vorbereitung, die man zu dem Kriege bereits gemacht habe, beendigt , und der Zug begonnen werde.

Der Herzog Wladislaw ging an dem Tage noch zu dem Könige, und stellte ihm seine Begleiter Welislaw, Odolen und Witiko vor. Der König sprach freundlich zu jedem, und sagte, daß er sich freue, einige Tage in der schönen Stadt Prag zubringen zu können, nachdem er vorher seine liebe Schwester von ihren Feinden befreit habe.

Zdik führte die beiden Bischöfe zu einer Unterredung zu dem Herzoge Wladislaw, und sie versicherten ihn ihrer Theilnahme, und Wladislaw ging zu dem Cardinal Dietwin zur Verhandlung einer Botschaft an den heiligen Vater.

An demselben Tage noch bildeten sich aus den Gefolgen, die vor der Stadt lagerten, Ordnungen zu Zügen, und am andern Tage kamen Schaaren herbei, sie erschienen von allen Seiten in Rüstung und Wehr, daß man sogleich das Vorrüken anordnen konnte.

Wladislaw erhielt zu seinen Reitern noch eine Abtheilung von Deutschen und eröffnete mit dieser Schaar als Vorhut den Zug. Der König Konrad werde mit dem ganzen Heere Schleunigkeit folgen.

Und so ritt Wladislaw mit seinem Gefolge und seiner Hilfsschaar von der Stadt Nürnberg, in der er erst vor Kurzem eingetroffen war, wieder nach Morgen gegen die Grenzen von Böhmen. Der König sendete ihm Eilboten nach, die sagten, daß er sein großes Heer gebildet habe, und hinter ihm mit demselben einher ziehe.

Als die Vorhut durch den großen Wald, welcher das deutsche und böhmische Gebiet scheidet, auf dem Boden des böhmischen Landes angekommen war, stellten sich Reiter des Landes Böhmen vor Wladislaw, und verlangten in seinen Zug eingetheilt zu werden. Und so geschah es von Streke zu Streke, und die Schaar Wladislaws wuchs immer mehr an.

Hinter der Stadt Pilsen hielt man an, und das ganze Heer vereinigte sich, weil Späher die Kundschaft gebracht hatten, daß Konrad von Znaim die Belagerung von Prag aufhebe, und zum Kampfe mit den Deutschen heran ziehe.

Witiko und Odolen ritten, da dieses geschehen war, mit einer Schaar von Reitern auf Wegen gegen Morgen, um zu erforschen, ob sich Bewegungen erbliken lassen. Sie konnten nichts wahrnehmen, und Männer und Frauen, die ihnen begegneten, sagten, daß weithin landeinwärts sich keine Krieger befinden. Sie hatten zum Mittage ihre Reiter [wegabwärts] seitab des Weges hinter einen Waldhügel geführt, daß dort Ruhe gehalten werde und Pferde und Menschen Nahrung [erhalten] empfingen. Sie beide gingen durch den Wald bis nahe an die Straße hinvor, und sezten sich auf einem

Randnotiz: xxx |Männer mit Zeichen geben zur Ruhe xxx|