Witiko

H15, S. 22b


und es kann noch manches Jahr vergehen, ehe ihr euer Haupt an eine Stelle werdet legen können, die ihr euch selbst gewählt habt, oder ehe ihr zur Altersruhe in dem Hause eurer Väter eingeht."

"Ich habe kein Haus meiner Väter, und es haben die Geschlechter mancherlei Schiksale," antwortete Witiko.

"Ich bin nach keines Menschen Schiksal vorwizig," entgegnete Stilicho, "und verlange nicht nach der Kenntniß des eurigen oder eurer Angehörigen. Ihr habt ein offenes Angesicht, dem man vertrauen mag. Es kann geschehen, daß ihr leicht Zugang findet, und vielleicht sehen wir uns wieder, wenn ihr [manches] etwas gewirkt habt, sei es, daß ihr [wieder] einst noch ein mal zu diesem Hause kommt, sei es, daß wir uns draußen an irgend einem Orte begegnen. Jetzt aber gehen wir weiter in das Freie."

Nach diesen Worten gingen sie von dem Hügel herab, und entfernten sich weiter [mehr] von dem Hause.

"Das ist meine Wiese, die die Rinder nährt," sagte Stilicho, indem er die Hand auf hob, und herum wies, "sie geht bis in den Wald, durch den ihr zu der Kapelle gekommen seid und ist wohl bewässert. Wir haben hier Boden genug, und der Wald gibt noch immer mehr. Dort sind die Felder, die wohl mager sind und von der Waldluft leiden, die aber tragen, was wir brauchen[, und die]. Sie können durch Arbeit immer besser werden [können]. Von Holz gibt der Wald genug, daß wir die harten Winter nicht empfinden."

Sie gingen in einem Bogen durch die Wiese und Stilicho wendete sich mit seinem Gefährten nach den Scheunen. Er führte ihn durch dieselben, er führte ihn durch die Ställe, wo die [Rinder waren] standen, dann durch die, wo die schönen Pferde [standen] waren, bei denen Witiko sich am längsten aufhielt, dann durch die des kleineren Viehes, sie gingen an dem langen Bauwerke hin, in welchem sich das Gesinde befand, [und] dann durch den Gang ins Innere des Hauses [[xxx] xxx].

[Die] Wohnzimmer [xxx] oder andere Gemächer hatte Witiko nicht gesehen.

[Im Saale] Als sie im Saale ankamen, waren indessen Veränderungen vor sich gegangen. Der buchene Tisch war mit feinem Linnen bedeckt, und mit Blumen, wie sie der Garten noch liefern konnte, geschmückt. Silberne Gefäße standen auf ihm und er war mit Eßgeräten belegt. Au[ch]f de[r]m langen gedekten Tannentische [war gedekt, und auf ihm] standen [einige] graue steinerne Krüge mit blauen Blumen, wie sie Witiko auf der Herreise gesehen hatte[.], und es waren Eßteller auf ihn gelegt.

Kurz nach dem Eintrite der zwei Männer ertönte eine [Gloke] Schelle in dem Hause, welche die Bewohner zu dem Mittagsessen rief. Es kamen nun mehrere Leute in den Saal, Knechte und Mägde, [gingen bei der Thür aus dem Vorsaale herein,] und stellten sich an dem Tannentische auf. Durch die Thür,
welche in das Innere des Hauses führte, traten die Mutter Bertha und Truda ein, und gingen zu dem Buchentische. Nach einer Zeit, da es schien, daß alles versammelt war, [trat] schritt der Hauswirth an das obere Ende des Buchentisches, und that ein kurzes lautes Gebeth, dem die andern antworteten. Drauf winkte er zum Niedersizen.
(1) [Am] obere[n] Ende [saß er,]
(2) [Er sezte sich an das obere Ende,]
(3) Am oberen Ende saß er,
ihm zur Rechten wurde Witiko angewiesen, zu seiner Linken saß die Mutter, und neben ihr saßen Bertha und Truda Witiko gegenüber. An dem Tannentische hatten die Hausleute Plaz genommen. Die Mutter hatte [dasselbe] das frühere Kleid an[, in welchem sie Witiko begrüßt hatte], und Bertha und Truda trugen auch ihre ländlichen [Kleider, in denen sie Witiko im Walde getroffen hatten.] Gewänder.

Zwei Mägde trugen nun die Speisen auf.

Der Buchentisch [|erhielt|] |bekam| Rinderbraten Wildbret Hühner Fische und Kuchen [xxx]. In den Silbergefäßen war ein kostbarer Wein, und die Frauen hatten [nebst] neben dem Wasser etwas Meth in kleinen Näpfchen. Das Hauptstük des unteren Tisches war ein Lendenbraten eines jungen Schweines, den der Oberknecht zerlegte, und vertheilte. Die Krüge enthielten das Sonntagsbier.
(1) An beiden Tischen aß man auf schönen [buchenen Tellern.]
(2) An beiden Tischen aß man auf schönen [Buchentellern]
(3) [An beiden Tischen aß man auf schönen xxx.]

Während des Essens erblikte Witiko am untern Ende des langen Tisches den Krauskopf, welchen er auf der Gassenbank der Herberge des Hauzenberges mit dem Binden eines Topfes geschäftigt gesehen hatte. Derselbe trug das nehmliche braune grobe Gewand, das er gestern gehabt hatte, aber nicht das graue Mäntelchen. Er sah mit seinen großen Augen nach Witiko hinauf. Zuweilen erhob er sich, und war beim Zerlegen und Vertheilen

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