Witiko

H142, S. 186a


Oft ging der rosenwangige [und] blauäugige und blonde Urban sein Neffe neben ihm. Derselbe war in gleich grobe Kleider gehüllt, trug aber in seiner Hand eine dike Lanze von Ebereschen. Über die Wunde seines Armes hatte er ein sehr großes grobes rohleinenes Tuch gebunden. Der Schmied zeigte ihm die Häuser, und sagte ihm, was er sich über dieselben und über die Menschen dachte. Christ Severin der Wollweber, welchem man auch unter seinem Roke einen großen Verband angelegt hatte, und Stephan der Wagenbauer und Lambert und andere gingen mit ihren Speeren in den Gassen der Stadt herum, und erforschten, aus welchen Stoffen die Kleider der Leute gemacht wären und die Häuser und die Wägen, die sie zuweilen erblikten. Mathias, Adam, Maz Albrecht, Philipp, Paul Joachim, Andreas und andere saßen auf den Mauern, der Stadt, und fragten, wann man denn hinaus gehen, die Leute, die auf dem Wysoka gegen sie heran gezogen waren, erschlagen, und ihnen alles nehmen werde.
Randnotiz: ¢Indessen mußten sie sehen, wie Wagen mit Lebensmittel kamen, wie Krieger heran zogen, und die fremden Angesichter in der Stadt immer mehr wurden.¢
Viele von ihnen gingen auch oft den armen Tom Johannes den Fiedler besuchen, dessen sich fromme Frauen angenommen hatten, die ihn wieder her zu richten bestrebt waren.
Randnotiz: und sie gingen zu..die bei anderen Kreken in einem Krekengemach lagen
Auch David des Zimmerers und Veit Gregors vergassen sie nicht, die der Herzog zu anderen Kranken bringen, und gut hatte verpflegen lassen. Sie konnten den Angehörigen derselben durch den Schuster Sebastian, der den Stab nahm, und nach dem oberen Plane ging, um manches zu holen, guten Trost sagen lassen. Es kamen nach mehreren Tagen noch Waldleute in Prag an. Sie waren auf dem Berge Wysoka zurük geblieben, und hatten Norbert unter Büschen begraben. So hatten sie auch Wesin von Prachatic und Arnold von dem schwarzen Bache und manche andere aus ihren Gegenden eingegraben. Sie sagten, es seien an dem Tage nach dem Kampfe Leute herzu gekommen, und haben den Todten die Kleider genommen. Manche von den Räubern hatten begraben geholfen, die meisten aber seien wieder davon gegangen. Dafür seien fromme Männer und Weiber gekommen, und hätten die Todten begraben. Sie selber haben ihre Leute aus dem Walde nach den kirchlichen Gebräuchen in ihren Gewändern in die Grube gelegt. Manche aus der Heimath hatten gesagt, hier sei doch für arme Leute gar nichts mehr zu erobern, und sie seien deshalb nach Hause gegangen, weil sie hofften, wenn sie von dem Kriegsplaze weiter weg kämen, würden sie sich schon auf dem Heimwege etwas erbetteln können. Die Kranken und Verwundeten haben sie mitgenommen, und theils geführt theils getragen. Sie selber aber seien nach Prag gegangen, um in der Sache
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weiter zu helfen.
Verweisungszeiche:
So wie von den Waldleuten so waren auch andere gekommen, die sich auf dem Schlachtberge zerstreut, dann aber zum Theile sich wieder zusammen gefunden, und den Weg nach Prag eingeschlagen hatten. Viele seien aber nach Hause gegangen. Manche gingen auch von Prag fort, weil sie sich1 nicht hatten eine Vorstellung machen können, wie es in einer Stadt sei, welche von einem Feinde angegriffen werden sollte, und weil sie dachten, wie es erst recht würde ängstlich sein, wenn der Feind die Stadt von allen Seiten eingeschlossen hatte. Die angekommen waren sagten die Feinde wären einige Zeit in dem Lager, das sie vor der Schlacht auf dem Berge Wysoka gehabt hätten, geblieben, dann seien sie aber weiter gegen die

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