Dienstag, 09.12.2025
18:00 - 19:30 Uhr
Hörsaal 5, Innrain 52e
Anmeldung ist nicht erforderlich
Eintritt / Kosten: Keine
Dijana Simić
Dijana Simić (sie/ihr) ist Literatur- und Kulturwissenschaftlerin, deren Forschung und Lehre sich zwischen Gender Studies, Slawistik und (Süd-)Osteuropaforschung bewegen. Neben ihren Beschäftigungen als Universitäts- sowie Projektassistentin an den Universitäten Graz und Innsbruck unterrichtete sie auch als Lehrbeauftrage für slawistische Literatur- und Kulturwissenschaft sowie Gender Studies an den Universitäten Graz und Wien sowie an der Akademie der bildenden Künste Wien.
Die Antifaschistische Frauenfront (Antifašistički front žena, AFŽ) spielte im Zweiten Weltkrieg eine zentrale Rolle im sog. Volksbefreiungskampf der kommunistischen Partisan*innen gegen die faschistische und nationalsozialistische Besatzung Jugoslawiens: 100.000 Frauen kämpften als Soldatinnen an der Front, zwei Millionen unterstützten den Widerstand im Hinterland. Doch die AFŽ war nicht nur militärisch relevant. Nach dem Zweiten Weltkrieg trug sie entscheidend zum Aufbau des sozialistischen Jugoslawien bei und setzte sich nachhaltig für Frauenemanzipation und Geschlechtergleichstellung ein – durch die Alphabetisierung weiter Teile der Bevölkerung, deren Ausbildung zu Fachkräften sowie Gesundheits- und Hygieneschulungen.
Heute greifen Feminist*innen aus den Nachfolgestaaten Jugoslawiens in ihrer aktivistischen, künstlerischen und wissenschaftlichen Arbeit auf dieses Erbe zurück. Damit setzen sie dem spätestens seit den Jugoslawienkriegen der 1990er Jahre vorherrschenden rechtskonservativen Mainstream und seiner geschichtsverzerrenden Erinnerungshoheit eine standhafte Alternative entgegen – eine Erinnerungskultur, die sich auf die historische Erfahrung von Antifaschismus, Sozialismus und Frauenemanzipation stützt.
In meinem Vortrag beleuchte ich anhand ausgewählter Beispiele das transformative Potenzial dieser feministischen Erinnerungsarbeit im ex-jugoslawischen Raum und gehe ausgehend von Konzepten der Memory Studies und Affect Studies der Frage nach, wie die Erinnerung an vergangene Kämpfe auch Hoffnung für die Zukunft spenden kann.
Forschungsplattform Center Interdisziplinäre Geschlechterforschung Innsbruck