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Institut für Kunstgeschichte Innsbruck
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ALLIO, Giovanni Battista de

 

1. ALLIO, Giovanni Battista de (III); (Giovan Battista, Joan Babtista, Johann Baptisto, Johann Baptist);
Aglio; Aio; Ajo, Alio;

2. BERUFSBEZEICHNUNG

Stuckateur

3. BIOGRAPHIE

* 1690 in Scaria/Intelvi
† 1753? ebendort

Sohn des Stuckateurs Paolo d'Allio. Nach 1705 (?) bei diesem ausgebildet,
1716 bis 1720 Mitarbeit in dessen Passauer Werkstatt, danach Prinzipal einer eigenen angesehenen Stuckateurgruppe, zu der 1720 bis um 1733 sein jüngerer Bruder Sebastiano Domenico d'Allio, 1722 Franz Ignaz Holzinger, und gegen Ende seines Schaffens der mit ihm verwandte
Giovanni Martino Luraghi gehörten, der nach 1753 G.B. Allios Spätstil fortführte. 1714 heiratete er die Tochter des
Tommaso Giuseppe Luraghi (Schwester des späteren Dekans G.A.Luraghi von Waldkirchen), mit der er sieben Kinder
hatte, von denen mindestens vier als Stuckateure bzw. als Baumeister arbeiteten.

Passau, Stiftskirche St. Nikola, 1716/17 (zusammen mit seinem Vater Paolo d'Allio) Thyrnau, Schloss, Saal und vier
Zimmer, 1718 (zusammen mit seinem Vater). Laut Saur 1718 bis 1720 Schloss Neubau zusammen mit Domenico d'Angeli.
Die Vermählung seiner Schwester Caterina Francesca 1718 mit dem Architekten Domenico d'Angeli, der den Passauer Fürstbischöfen als Hofbaupräfekt bzw. als Hofbaumeister diente, sicherte G.B. Allio und seiner Bauhandwerkertruppe
offenbar Hofaufträge, die seine fernere Beschäftigung bei kirchlichen, adligen und bürgerlichen Bauten förderte.

Niederaltaich, Stiftskirche, Langhaus, 1720 bis 1722 (zusammen mit seinem Bruder Sebastiano und Franz Holzinger) Kremsmünster, Stiftskirche, Alte-, Prälaten- oder Sommersakristei, 1724, die Buntheit des bemalter Stucks stellte sich
bei der Restaurierung des 20. Jh. als nicht authentisch heraus und zeigt nun abgestufte Weißtöne.

Passau, Domplatz 6, Lambergpalais, Fassadenstuck, 1724

Untergriesbach, Pfarrkirche, Innendekoration, 1725

Passau, Alte Residenz, 5 Repräsentationsräume, um 1726

Kapfham/Passau, Laurentiuskirche, Wandpfeilerkapitelle, Altarstuck, 1728

Passau, Kirchplatz 4, Lüfteneckerhaus „Zum schwarzen Adler“, Fassade und vier Räume, vor 1730
Steinweg 5, Alt-Daunhof (Landratsamt), vor 1730 , (zwei Zimmer 1980 beseitigt)
Rosstränke 4, Mosholzerhof, Saal und zwei Zimmer, vor 1730
St. Michaelskirche, Franz Xaveri Kapelle, Innendekoration mit Orgelempore, Altaraufbau, 1730

Aicha/Passau, Pfarrhof, sechs Zimmer, 1730

Passau, Michaeligasse 12, Saal, nach 1730

Steyr/OÖ, Schloss Lamberg, Kapelle, 1731

Passau, Milchgasse 2, Schönburghof (Wohnhaus Domenico d'Angeli ), Fassadenfigur des Heiligen Johann Nepomuk und figürliche Zimmerdecke, 1731, Sturmbergkapelle Hackelberg (geweiht 1738), Innendekoration und Altaraufbau, um 1732.

Im zweiten Viertel des 18. Jahrhunderts behauptet G.B. Allio zusammen mit seinem Bruder Sebastiano das Arbeitsfeld der Stuckdekoration im Passauer Land fast konkurrenzlos. Dabei ist die Unterscheidung der Hände bis 1733 kaum vollziehbar
und nur bei späteren urkundlichen belegten Arbeiten mit Sicherheit möglich. Beide übernehmen die vom Vater Paolo d‘Allio verwendeten Formelemente – zarte Akanthusranken, Volutenkartuschen, symmetrisches Bandl- und Rankenwerk mit Lambrequin-Baldachinen und gelappten, muschelartigen Gebilden, die sie mit Gitterwerk und Knospenzweigen, Palmettenmotiven und Kelchobelisken, Rosetten und Blattgirlanden anreichern. G.B. Allio arbeitet auch in Stuccolustro und übernimmt die Aufstellung von Stuckmarmoraltären. Er fügt seinen Fassaden und Räumen häufig reliefierte und vollplastische figürliche Darstellungen ein (Schwarzenau 1732).

Schwarzenau/Zwettl/NÖ, Schlosskapelle, Stuckfiguren disputierender Apostelpaare, die in je drei flachen Nischen an den
beiden Seitenwänden unter schönen Barockrahmen Platz fanden. Die Herkunft G.B. Allios wird durch die Signatur
„I.B.D. Allio fecit 1732 De Loci Scaria in Mediolano Stato“ auf dem Buch des Apostels Matthäus gesichert. Weiters acht Zimmer, Kaminaufsätze, Portalumrahmungen, 1732.

Aicha/Passau, Pfarrkirche, Innendekoration, Hochaltar mit vollplastischer Mittelgruppe, zwei Seitenaltäre, 1734/1735

Dobra Voda bei Ceske Budejovice, Marienkirche, Innendekoration, Stuckplastik des Haupt- und der Nebenaltäre,
1733 bis 1739

Tillysburg, Schloss, sechs Zimmer, 1736

Klosterneuburg, Stift, 1736, 1739 bis 1746 (unklarer Anteil)

Waldkirchen, Pfarrkirche, Frischeck Kapelle, Innendekoration, Altar, 1749/1750 (1855 beseitigt)  

Passau, Wallfahrtskirche Mariahilf, „etliches Stukkwerk“, vor 1750 (im 19. Jahrhundert beseitigt)

Steiningergasse 10, Saal mit „Stuckbild“, vor 1750

Seine späteren Werke charakterisieren sparsam verwendete Rocaillekämme und rosengefüllte Kassettierungen, ohne jedoch das Dekorationsprinzip der Regelmäßigkeit, der Symmetrie, der Geschlossenheit des Umrisses und die Bandlwerk-Formen aufzugeben (Dommelstadl 1750).

Dommelstadl/Passau, Pfarrkirche, Innendekoration, Sakristeizugang mit Stuckportait des Kardinals Josef Dominikus von Lamberg, 1750.

Nach 1754 liegen laut Saur keine Nachrichten über G.B. Allio mehr vor.
Am 7.9.1762 ist im „Liber Mortuorum Parochiae Sancti Nazarij et Celsi Scariae“ der Tod von G.B. Allios Ehefrau als
„del fu GB Allio“ eingetragen.

 

4. FAMILIEN-, FREUNDES- UND AUFTRAGGEBERKREIS

Sohn des Stuckateurs Paolo d'Allio, älterer Bruder von Sebastiano Domenico d'Allio.
Seine Schwester Caterina Francesca vermählt sich 1718 mit dem Architekten Domenico d'Angeli.
1714 heiratete er die Tochter des Tommaso Giuseppe Luraghi; d adurch zählt er Giovanni Martino Luraghi zu seiner Verwandschaft.

Franz Ignaz Holzinger arbeitet 1722 in seiner Stuckateurgruppe

5. WERKE (OBERÖSTERREICH)

5.1 Kremsmünster
Stiftskirche, Alte Sakristei, Prälaten- oder Sommersakristei, 1724
Die Buntheit des bemalter Stucks stellte sich bei der Restaurierung des 20. Jh. als nicht authentisch heraus und zeigt nun abgestufte Weißtöne.

5.2 Steyr
Schloss Lamberg, Kapelle, 1731

6. BIBLIOGRAPHIE

DEHIO-Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, 2.Band Österreich
Wien/Niederösterreich/Oberösterreich/Burgenland Berlin Wien 1935
DEHIO-Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler in der Ostmark, Berlin Wien 1941
LITSCHEL Rudolf Walter, WIDDER E. Kremsmünster, 1200 Jahre Benediktinerstift 2. Auflage, Oberösterreichischer Landesverlag, Linz 1976
RECLAM – Kunstführer Österreich, Band 1 Wien, Nieder- und Oberösterreich, Burgenland Philipp Reclam jun., Stuttgart 1961
SAUR, Allgemeines Künstler Lexikon. Die bildenden Künstler aller Zeiten und Völker, Band 2, München 1992
THIEME BECKER VOLLMER, Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler, Band 1, Engelmann Verlag, Leipzig 1907
AKL, Allgemeines Künstler Lexikon. Die bildenden Künstler aller Zeiten und Völker, Band 2, 1. Auflage, Seemann Verlag, Leipzig 1986 MORPURGO Enrico Gli artisti italiani in Austria, Vol II secolo XVII, Roma 1962
HOOTZ Reinhard, Kunstdenkmäler in Österreich, Oberösterreich/Niederösterreich/Bugenland, Deutscher Kunstverlag, Berlin 1967
WUTZEL Otto, Landesausstellung 1200 Jahre Kremsmünster 3. Auflage, Linz 1977
GRIMSCHITZ Bruno, St. Florian/Wilhering/Kremsmünster K. R. Langewiesche Nachfolger, Königstein im Taunus 1958

 
©Elisabeth Reichl, Oktober 2004
 

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