Witiko

H43, S. 56b

"Nur eine Mutter," antworte<te> Witiko<.>

"Kind, kehre zu deiner Mutter zurük," sagte der Bischof, "und bleibe bei ihr, bis alles vorüber ist. Sie werden einen Spruch über dich armes Geschöpf fällen, und darnach verfahren."

"Ich weiß das nicht," entgegnete Witiko, "aber ich werde erfüllen, was ich dem Herzoge versprochen habe."

"Hast du den Arzt des Herzoges bei ihm gesehen?" fragte der Bischof.

"Als ich wegritt, nicht," antwortete Witiko, "nur die Gehilfen waren zugegen."

"Er ist in Prag gewesen," entgegnete der Bischof, "um Nothwendiges anzuordnen. Ich habe mit ihm gesprochen. Der Herzog ist ein verlorener Mann, ehe ein Mond vergeht, wird er sterben."

"Das kann der Arzt vielleicht wissen," sagte Witiko, "meine Sache ist eine andere."

"Hast du den Mann gekannt, der von mir gegangen ist, als du in dem Vorgemache auf mich wartetest?" fragte der Bischof.

"Nein," antwortete Witiko.

"Es ist Zdik der Bischof von Olmüz gewesen," entgegnete der Bischof, "ein Mann von den höchsten Gaben und großer Frömmigkeit, dem sie weit und breit gehorchen. Er könnte fast den Namen des künftigen Herzogs sagen. Gott wird das Recht im Rathe schüzen, wenn eine große Versammlung kömmt. Anders ist dem Herzoge jezt nicht zu helfen."

"Ich muß aber ausführen, was ich zugesagt habe," erwiederte[.] Witiko<.>

"Ich werde dir sagen, was ich weiß, und was ich offenbaren darf," entgegnete der Bischof, "du wirst dann zurük reiten, und es ihm verkündigen."

"Weil ihr nicht alles wißt, und nicht alles sagen dürft," antwortete Witiko, "so könnte ich auf diese Art nicht die rechte Botschaft bringen, auch hieße dieses nicht ergründen, was sie sagen und vorhaben."

"Und wie wirst denn du erforschen, was vorgeht?" fragte der Bischof.

"Ich werde bei den Versammlungen sein, und werde mir merken, was sie sagen, und beschließen," antwortete Witiko.
Randnotiz: |Wenn du ihnen dieses xxx werden sie dich xxx verschonen aber xxx wirst du nicht helfen|

"Das wirst du thun," entgegnete der Bischof, "dann werden sie dich vielleicht schonen, und du wirst dem Herzoge nicht nüzen. Wie kann ich dir aber helfen?"

"Daß sie mich in den Saal treten lassen, und mich anhören," sagte Witiko.

"Daß sie dein Vorhaben anhören," erwiederte der Bischof, "kann ich dir wahrscheinlich verschaffen. Ich werde auch bitten, daß sie dir nichts zu Leide thun, da du unschädlich bist."

"Ich werde euch danken, wenn ihr mir behilflich seid," entgegnete Witiko.

"Sind noch mehrere junge Leute bei dem [Bischofe] Herzoge?" fragte der Bischof.

"Manche," antwortete Witiko, "seine Knaben sind da, auch ist der junge Herzog von Olmüz sein Sohn Wladislaw gekommen."

"Gehe nun in deine Herberge, mein Kind," sagte der Bischof, "und nenne sie meinen Leuten, daß ich dir, wenn es noth thut, eine Nachricht schiken kann. Mische dich nicht unter die Männer, die jezt nach Prag kommen, mische dich nicht in ihre Gespräche, und suche nicht auf heimlichen Wegen zu erfahren, was vorgeht. Bleibe still zu Hause, ich werde dir schon die Botschaft senden, wenn es Zeit ist."

"Ich werde so thun, wie ihr sagt," erwiederte Witiko.

"Komme öfter, wenn du einen Rath brauchst, mein lieber Sohn," sagte der Bischof, "und jezt lebe wohl."

Er stand mit diesen Worten auf, und reichte Witiko die Hand.

Witiko war auch aufgestanden, er beugte sich auf die Hand, küßte sie, und schritt dann gegen die Thür. Der Bischof begleitete ihn bis zu derselben, und winkte dann durch ihre Öffnung einem der Männer, die in dem Vorgemache waren, Witiko weiter zu geleiten. Der Mann führte Witiko durch

Randnotiz: |Hand auflegen W. tief neigen gehen. Im Vorgemach jezt mehrere Männer. Einer geleitete W zur Treppe und über diese hinab Der Thorwart.|