Witiko

H41, S. 56a


vorüber ist. Sie werden einen Spruch über dich armes Geschöpf fällen, und darnach verfahren."

"Ich weiß das nicht," entgegnete Witiko, "aber ich werde [thun] erfüllen, was ich dem Herzog versprochen habe."

"Hast du den Arzt bei dem Herzoge gesehen?" fragte der Bischof.

"Nein," antwortete Witiko, "nur die zwei Gehilfen desselben habe ich in der Stube gesehen, in welcher Bores ist."

"Er ist in Prag gewesen, und hat mit mir gesprochen," sagte der Bischof, "der Herzog ist ein verlorener Mann; ehe ein Mond herum geht, verkündet der Arzt, wird er sterben."

"Das ist eine Sache des Arztes," entgegnete Witiko, "die meinige ist eine andere."

"Hast du den Mann gekannt, welcher von mir gegangen ist, da du ankamst?" fragte der Bischof.

"Nein," antwortete Witiko.

"Es ist Zdik der Bischof von Olmüz gewesen," entgegnete der Bischof, "ein Mann von den höchsten Gaben und der größten Frömmigkeit. Ihm folgen viele weit und breit. Er weiß schon den Namen dessen, der Herzog werden wird; aber Wladislaw der Sohn Sobeslaws ist es nicht. Was noch Gott mit der Rettung der gerechten Sache Sobeslaw vorhat, das wird sich, ich hoffe es zu seiner Barmherzigkeit, in dem Rathe erfüllen, wenn die größeren Schaaren der böhmischen Edlen heran k[ö]omm[t]en, da sie erfahren haben, daß der Herzog sterben muß, und wenn sie dem Worte, das sie in Sadska gegeben haben, gerecht werden: aber auf eine andere Art kann man dem Herzoge jezt nicht beistehen, halte die Hand ferne von seiner Sache."

"Ich muß mein Versprechen erfüllen," sagte Witiko.

"Ich werde dir sagen, was ich weiß, und was ich sagen darf," antwortete der Bischof, "reite dann zurük, und hinterbringe es dem Herzoge."

"Weil ihr nicht alles wißt, und nicht alles sagen dürft," erwiederte Witiko, "so könnte ich auf diese Weise nicht die rechte Botschaft bringen, auch hieße das nicht ergründen, was sie sagen, und vorhaben."

"Nun, und wie willst denn du es ergründen, und wie kann ich dir denn im Sinne des Herzogs behilflich sein?" fragte der Bischof.

"Ich werde bei den Versammlungen sein, werde hören, was sie beschließen, und werde es dem Herzoge hinterbringen," sagte Witiko.

"Das willst du thun!" rief der Bischof, indem er aufstand, "und wie kann ich dir da helfen?"

"Daß ihr mir verschaffet, daß sie mich eintreten lassen, und mich anhören," sagte Witiko.

"Und öffentlich willst du vor ihnen auftreten?" fragte der Bischof.

"Öffentlich," entgegnete Witiko, "ich werde ihnen die Sendung des Herzogs sagen, und werde die rechte Botschaft zurük bringen."

"Nun da werden sie dich vielleicht schonen," sagte der Bischof; "aber dem Herzoge wirst du nicht helfen. Ich werde suchen, daß sie dir erlauben, in den Saal zu kommen. Gehe in deine Herberge, nenne sie meinen Leuten, daß ich dir Nachricht zukommen lassen kann, halte dich stille, mische dich nicht in die Gespräche über die Prinzen, und thue keine heimlichen Schritte."

"Das werde ich nicht thun," sagte Witiko, "und es würde sich auch nicht ziemen."

"Es ist wundersam, was der Herzog vorhat," sagte der Bischof, indem er Witiko ansah, "hat er viele junge Leute um sich?"

"Manche," entgegnete Witiko, "seine Kinder sind bei ihm."

"Gehe nach Hause mein Sohn," sagte der Bischof, <">wenn du neue Gedanken fassest, sage sie mir, und harre, was ich dir biethen werde."