Witiko

H311

"Lebet wohl, hochehrwürdiger Zupan und Leche Lubomir," sagte Witiko.

Dann zog er mit den Seinigen von der Burg gegen das Lager.

Als sie in das Freie kamen, sahen sie von verschiedenen Seiten Reiter und Fußgänger gegen Daudleb ziehen.

Die Männer, welche in dem Burgfleken übernachtet hatten, zogen wieder in das Lager. An ihrer Spize ging der Fiedler, Tom Johannes. Witiko rief ihm zu: "Wie ist denn, daß du bei den Streitern bist, Tom Johannes, da deine Hand der Waffe nicht mächtig ist?"

"Er ist mit Gewalt mitgegangen, da wir ihn zurük weisen wollten," rief David, der Zimmerer.

"Sie verstehen die Dinge nicht," sagte Tom Johannes, "ich halte mit der linken Hand die Lanze, und habe es gut gelernt, und heute in der Nacht bin ich bei dem Kmeten dieser Stadt gewesen, ihn zu ehren, wie du bei dem Zupane."

"So führe deinen Schaft nur gut, wie du es kannst," sagte Witiko.

"Ich führe ihn besser als auf dem Berge," sagte Tom Johannes.

"Dann wird es recht sein," antwortete Witiko.

Und die Männer Witikos und die anderen Männer kamen in das Lager, und Witiko wies sie an ihre Stellen. Und die Wachen wurden herein gerufen, und Witiko ordnete an, daß das Lager aufgehoben werde, und daß die Männer zum Zuge sich stellen.

Als dieses geschehen war, tönten die Hörner, der Zug ging durch die Menschen gegen die Brüke, er ging über die Brüke, er ging durch den Burgfleken, er ging an der Zupenburg vorüber, und gelangte dann auf ein freies [weite und ebene] breites Feld[er]. Auf de[n]m Feld[ern]e stand eine Macht von Kriegern, und hinter den Kriegern standen sehr viele Menschen. Der erste an den Kriegern war Lubomir. Er saß auf dem schwarzen Rosse. Über dem dunkeln Gewande hatte er ein glänzendes Waffenkleid und einen goldenen Gürtel mit grünen Steinen. Auf der schwarzen Haube hatte er einen grünen Stein und eine weiße gerade Feder. Er hielt das entblößte Schwert in der Hand empor. Hinter ihm war auf einem Rosse Wentislaw, der Zupenrichter, neben diesem war Rastislaw, der Maier, daneben Widimir, der Schreiber, daneben Kodim, der Kämmerer, daneben Momir, der Zöllner, dann Dis, der Schenke, dann Hostiwil, der Marschalk, und die andern Männer der Ämter. Sie hatten lichte Waffenkleider, weiße Federn auf den Hauben, und die emporragenden Schwerter in den Händen. Dann waren die Reiter in Waffen und im Schmuke. Dann standen die Fußgänger. Sie hatten Schwerter an den Seiten und Lanzen in den Händen. Witiko ritt mit Augustin, Urban, Mathias und noch vier Männern gegen Lubomir. Lubomir senkte vor Witiko das Schwert, und die Männer der Ämter senkten die Schwerter. Witiko senkte sein Schwert, und seine Männer senkten ihre Schwerter. Dann öffnete sich die Kriegsmacht Lubomirs, und [machte] zeigte eine Gasse. Witiko ritt in die Gasse ein, und seine Männer ritten in die Gasse, und seine Krieger zogen in dieselbe. Und sie zogen durch die Gasse hindurch. Die Krieger Lubomirs hielten ihre Waffen gesenkt, die Reiter Witikos trugen gesenkte Schwerter und die Fußgänger geneigte Lanzen[.] oder Armbruste und Bogen. Keulen oder Schwerter oder Stangen oder Hämmer hatten sie mit Riemen an den Leibern hängen. Als die Männer Witikos und sein Troß durch die Gasse waren, hoben sich die Waffen empor, sowohl bei Witiko als bei Lubomir. Die Macht Lubomirs schloß sich hinter dem Zuge und geleitete ihn. Hinter der Macht gingen viele Menschen. Dann erhoben die Männer Lubomirs einen Ruf des Grusses, und alle Männer Witikos antworteten mit einem Rufe. Dann riefen auch die Menschen, die von Daudleb gekommen waren. Darauf blieb die Kriegsmacht Lubomirs stehen, der Zug Witikos ging weiter.

Er ging in der Richtung zwischen Mitternacht und Morgen dahin.

Die Krieger Lubomirs wendeten sich um, und zogen nach Daudleb zurük, und die Menschen von Daudleb gingen mit ihnen.

Die Krieger Witikos aber sezten ihren Weg fort.

Sie kamen am Mittage nach Lisau und am Abende nach Lomnic.

Am dritten Tage zogen sie mitternachtwärts nach Wessely und dann in die Felder von Austi. Sie waren an diesem Tage in ein Land gekommen, in welchem kein Schnee mehr lag. In Austi waren die Schaaren Ctibors, und es kam ein Zug Nemoys.

Am vierten Tage gingen die Krieger Witikos morgenwärts nach Chynow und gegen die Nacht auf die Felder vor Pilgram.

Sie hatten auf ihrem Zuge nicht Leute gesehen, welche ihr Vieh oder ihre Habe vor den Feinden flüchteten. Menschen kamen an den Weg, den sie gingen, und grüßten sie, und auf ihren Haltpläzen wurden sie wie in Daudleb geehrt und gepflegt, und wo Krieger waren, von ihnen mit Kriegsbrauch geachtet.

Auf dem Lande vor Pilgram war ein großes Lager [auf einem weiten Raume ausgebreitet, und d]. Die Männer Witikos sahen, weil die Dämmerung schon gekommen war, viele Feuer an vielen Stellen brennen. Auf dem Wege, den sie gekommen waren, stand mit einer kleinen Schaar Reiter Hermann von Attes.

"Sei gegrüßt, Hermann!" rief Witiko.

"Sei gegrüßt, Witiko," antwortete Hermann.

"Du hast deine Zusage erfüllt," sprach Witiko.