Witiko

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den Sinn und die Absichten meines Vetters Wladislaw gekannt, daß er die Herren unterdrüken, und die Kleinen und die Bischöfe empor bringen wird, darum hat er dessen Wahl so emsig befördert, und jezt hat er seinen Bischofsiz und das Land Mähren verlassen, und ist in das Lager Wladislaws gegangen."

"Du hast den alten Lechen Bolemil nicht genannt," sagte Witiko.

"Der ist uralt, und führt keine Kriege mehr," entgegnete Wladislaw.

"Er ist mit einer großen Schaar von Fußgängern und Reitern zu dem Herzoge gezogen, ich habe ihn selber gesehen, und habe mit ihm gesprochen," antwortete Witiko, "der Zupan von Daudleb Lubomir ist mit seinen Schaaren und mit denen seiner Söhne Moyslaw, Pustimir und Radosta und mit denen seiner drei Töchtermänner zu dem Herzoge gegangen. [Weißt du etwas von Diwis] Ctibor, welcher mit vielen Männern in den Gefilden von Austi wohnte, ist mit ihnen zu dem Herzoge gegangen. Weißt du etwas von Diwis dem Zupane in Saaz?"

"Man erzählt, daß er bei dem Herzoge sei," sagte Wladislaw, "allein das ändert nichts, wir werden sie alle nieder werfen."

"Und Bozebor und Wsebor und Nemoy und Chotimir und der alte Preda und Jurik und der alte Milota?" fragte Witiko.

"Es können nicht alle bei uns sein," sagte Wladislaw, "die mehreren und die besten haben wir."

"So wird der ehemalige Bischof Silvester, der deinetwegen Thränen in der Versammlung vergossen, und deinetwegen sein Amt nieder gelegt hat, bei dir sein," fragte Witiko.

"Silvester ist ein gebrechlicher Mann," entgegnete Wladislaw, "und hat sein Kloster nicht verlassen."

"Wladislaw," sagte Witiko, "von den Männern, die ihren Eid von Sadska gebrochen haben, sind nur diejenigen in Mähren, welche es nicht des Landes sondern ihres Nuzens willen gethan haben, und sind nun ihrem neuen Eide wieder untreu. Ich habe es geahnt, da Nacerat in der Versammlung auf dem Wysehrad gesprochen hat, und ich habe es erkannt, als ich ihn bei einem Feste im Plakahofe sprechen gehört habe. Die Fürsten, die Söhne des Stammes Premysl, sind ihrem eigenen Stamme untreu, da sie gegen den obersten Sohn des Stammes, dem sie unterworfen sind, dem sie gehorchen sollen, aufgestanden sind, um für sich Vortheile zu gewinnen, Otto, der Sohn des schwarzen Otto, den der Herzog aus der Verbannung zurük gerufen hat, dem er das Herzogthum Olmüz gegeben hat, ist zur Untreue auch noch undankbar, Konrad, welcher gar keine Rechte auf den Fürstenstuhl besizt, hat ihn zu kaufen versucht, weil er seinen Helfern, wie du sagst, in einer Schrift [die Rechte] Zugeständnisse versprochen hat, die sie für ihren Beistand erlangen sollen, und du aber Wladislaw, hast dich selber preisgegeben."

"Witiko, du treuester Diener Sobeslaws, du willst doch nicht von ihm abfallen?" rief der Prinz.

"Nicht von Sobeslaw falle ich ab, ich bleibe ihm treu," sagte Witiko, "dein Vater hat mich rufen lassen, als er auf dem Todtenbette ge-