Witiko

H151, S. 197a

Die Versammlung ging aus einander.

Die Herzogin und die Leute, die in den oberen Schaufenstern gewesen waren, verließen dieselben.

Als die Nachmittagsstunde gekommen war, erschienen die Männer wieder in dem Saale.
Randnotiz: in welchem Rath |gehalten| zu werden |pflegte| xxx
Es waren alle gekommen, Wsebor war gekommen, Wecel war gekommen, nur der einzige Bozebor nicht. In dem Vorgemache vor der Thür des Saales stand eine große Zahl von Bewohnern Prags in Feierkleidern. Als der Herzog erschienen, zu seinem Stuhle getreten war, und noch alle um den Tisch standen, löste sich Susan der Kmete der Altstadt Prag von der Versammlung ab, ging entblösten Hauptes gegen den Herzog, und als er zu ihm gekommen war, neigte er sich tief und sprach: "Hoher Herr! Mit Genehmhaltung der Versammlung nähere ich mich dir, ehe die Berathung beginnt, um dich in Ehrfurcht zu fragen, ob du ein kleines Theil Zeit verwenden könntest, eine Bitte der Bürger der Stadt Prag zu hören. Sie warten vor der Thür dieses Saales."

Der Herzog antwortete: "Lasset sie eintreten."

Die Flügel der Thür öffneten sich, und die Männer, die vor derselben geharrt hatten, traten ein. Sie stellten sich in einer Reihe neben dem Tische vor dem Herzoge auf. Es gesellten sich die andern Vorsteher der Stadt Prag und die Auserwählten derselben, die in dem Saale waren, zu ihnen. Dann trat Susan vor, und sprach: "Erhabener Herr! Die Bürger deiner treuen Stadt Prag bitten dich in Verehrung, du wollest, wenn du fort gehst, um mit einem Heere zu kommen, und den Feind zu zernichten, in der Zeit die Person deiner Herzogin zum Zeichen, daß du die Treue anerkennst, und daß die Treue da ist, dem Schuze der Bürger der Stadt Prag anvertrauen. Wir werden eher den Tod leiden, als gestatten, daß ihr ein Weh angethan werde."

Der Herzog antwortete: "Ehrenwerthe Bürger tapfere Männer und Herren! Die Bitte, die mich sehr erfreut, geht nicht allein mich sondern vorzüglich meine Herzogin an, wir müssen sie hören. Lubomir und Diwis, thut mir den Dienst, und verfügt euch mit Dienern zu der Frau Herzogin Gertrud, und meldet ihr, ich lasse sie getreulich bitten, daß sie uns darin ehre, sich in diesen Saal zu begeben, um eine Bitte der guten und getreuen Stadt Prag anzuhören."

Diwis und Lubomir verließen ihre Pläze, näherten sich der Thür, und dort mit Herren aus der Hofhaltung des Herzogs vereinigt, entfernten sie sich aus dem Saale.

Der Herzog trat zu den Bürgern, redete mit ihnen, fragte nach ihren Geschäften, und ließ sich von Manchen, die er noch nicht kannte, die Namen nennen.

Ingleichen gingen mehrere von den Herren, die an dem Tische gestanden waren, zu den Bürgern, und [redeten] sprachen mit ihnen.

Endlich kam ein Herold und meldete die Annäherung der Herzogin.

Alle traten an ihre Pläze, und die Bürger ordneten sich.

Da wurden die Thürflügel geöffnet, und die Herzogin trat mit ihrem Gefolge herein. Sie hatte das weite faltige Gewand ihrer neuen Heimath an. Es war von dunkelrothem Sammet. Der Gürtel war von Gold, und die goldblonden Haare waren in ein goldenes Nez gefaßt. Ähnlich waren ihre Frauen gekleidet, sie trugen weite Gewänder mit Gürteln, und die Farbe aller Gewänder war roth oder rothbraun. Nur Dimut, die sich hinter den ersten Frauen der Herzogin befand, war in einem Kleide aus schwarzem Sammet. Ihr Gürtel war golddurchwirkt, und ihre schwarzen Haare waren in einem goldenen Neze.

Anmerkung am Rand: folgt 198 neu Vgl. h177/S.197b) Ist neu zu machen (Herzogs Anrede kommt zuerst) muß bald fort (was die Sprecher brachten) Seite mit Stift vertikal gestrichen