17.06.1963, Walter Ulbricht an P. Abrassimow

Teurer Genosse Abrassimow!
Am 17. Juni um 02.35 Uhr wurde von feindlichen Kräften hinter dem Ministerium für Außen- und Innenhandel in der Mittelstraße ein Sprengstoffanschlag durchgeführt. Das Sprengstoffpaket war unter einem Fenster des kleinen Festsaales des Ministeriums für Außen- und Innenhandel auf der Straßenseite abgelegt worden. Außerdem wurden am 17.6. um 02.50 Uhr an der Hinterseite des Rathauses und um 03.50 Uhr in der Littenstraße Sprengstoffpakete festgestellt und unwirksam gemacht.
Diese Sprengstoffanschläge stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit der wüsten Revanchehetze, die in den letzten Tagen in Westdeutschland und Westberlin durchgeführt wurde.
Unter diesen Umständen werden wir die vom Oberstkommandierenden der sowjetischen Streitkräfte vor längerer Zeit bestätigte Anordnung des Nationalen Verteidigungsrates der DDR über das Verbot des Zutritte zu bestimmten Sperrgebieten nunmehr veröffentlichen, und gegen Ende dieser Woche die Bekanntmachung über die Schaffung eines Sperrgebietes an der Staatsgrenze gegenüber Westberlin. Bei unserer letzten Besprechung hatten wir Ihnen bereits die beabsichtigten Maßnahmen dargelegt.

Mit kommunistischem Gruß
W. Ulbricht