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16.03.1961, US-Botschafter Thompson, Moskau, an Außenminister Dean Rusk


16.03.1961, US-Botschafter Thompson, Moskau, an Außenminister Dean Rusk

[...] Für mich scheint es daher wichtig, daß der Präsident in dieser Frage [Deutschland] Chruschtschow etwas anbieten kann, das uns zumindest ermöglicht, einen separaten Friedensvertrag und die daraus sich ergebende Berlinkrise zu verhindern. Es ist klar, daß ein Aspekt sein sollte, Chruschtschow davon zu überzeugen, daß wir eher kämpfen würden als die Bevölkerung West-Berlins aufzugeben. Wenn dies aber alles ist, wird Chruschtschow höchstwahrscheinlich eine Entscheidung noch vor dem Parteitag [der KPdSU] im Oktober erzwingen, vorausgesetzt, seine Kollegen können oder wollen ihn nicht daran hindern. Unabhängig davon, wie sich diese Frage entwickelt – wobei in der Tat die ernste Gefahr eines Weltkrieges besteht –, würden wir in eine Phase kältesten Krieges zurückkehren.
Die Alternative würde sein, daß der Präsident Verhandlungen anbieten kann, die es Chruschtschow ermöglichen, als ein Minimum sein Gesicht zu wahren und seine Position zu halten. Obwohl ich weiter glaube, daß Chruschtschow für uns wahrscheinlich besser ist als jeder seiner Nachfolger, plädiere ich nicht für diesen Kurs, um Chruschtschow an der Macht zu halten. [...] Ich glaube allerdings, wir sollten, falls dies möglich ist, Aktionen vermeiden, die mit ziemlicher Sicherheit zu einer gefährlichen Situation führen ... Als absolutes Minimum schlage ich vor, der Präsident diskutiert mit Chruschtschow die Möglichkeit, daß beide Seiten das Berlin-Problem entschärfen, und zwar durch einseitige Aktionen ohne formale Übereinkunft .

(Department of State, Washington)