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15.03.1946, Sitzung des britischen Kabinettsausschusses "Deutsche Industrie"


15.03.1946, Sitzung des britischen Kabinettsausschusses "Deutsche Industrie"

Sitzung. Kabinett. Ausschuß für deutsche Industrie. Protokoll einer Sitzung im Arbeitszimmer des Premierministers im Unterhaus, S. W. 1, am Freitag, 15. März 1946, 15.00 Uhr. Geheim. Anwesend: C. R. Attlee, Premierminister (Vorsitz); H. Morrison, Lord President; E. Bevin, Außenminister; H. Dalton, Finanzminister; Sir S. Cripps, Handelsminister. Protokollführer: Sir Edmund Bridges, Sir Norman Brook.

Der Finanzminister sagte, daß seiner Meinung nach mit dem französischen Plan, Ruhrgebiet und Rheinland politisch unabhängig zu machen, keine dauerhafte Lösung gefunden werden könne. Man könne die deutsche Bevölkerung aus diesen Ge
1 Entspricht Dok. Nr. 100 in der Edition „Ruhrfrage".
2 Zur Diskussion stand Bevins Memorandum über die Zukunft des Ruhrgebietes vom 11. 3. 1946 (vgl. Dok. Nr. 4 in diesem Band und oben, S. 171-175), das er zu Beginn der Sitzung erläutert hatte.
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bieten nicht entfernen; und weil das so sei, werde eine politische Abtrennung notwendigerweise zu einer Irredenta-Bewegung führen.
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(d) Der Außenminister sagte, unsere Politik ziele darauf ab, in Deutschland eine soziale Demokratie zu etablieren. Aber kein Sozialdemokrat in Deutschland könne gegenüber dem deutschen Volk dafür eintreten, sich mit der politischen Abtrennung des Ruhrgebietes von Deutschland abzufinden.
(e) Der Premierminister sagte, für die vom Außenminister vorgeschlagene Lösung spreche mehr als für jede andere bislang vorgelegte Alternative. Es sollten jedoch noch einige praktische Fragen untersucht werden. Wie sollte der Lebensstandard an der Ruhr im Vergleich zum übrigen Deutschland aussehen? Wie würden sich die Arbeiter an der Ruhr gegenüber der internationalen Kontrolle der Unternehmen verhalten? Wäre es nicht möglich, daß sie ihre Mitarbeit verweigern und in dieser Haltung von den Arbeitern im übrigen Deutschlandunterstützt würden? Würden sie für ein internationales Gremium arbeiten wollen, dessen Absicht es sei, Deutschland daran zu hindern, die Ruhrindustrie so wie gewünscht zu nutzen?
Der Außenminister sagte, dieses Problem könne man eventuell dadurch lösen, daß man, wie er vorgeschlagen habe, einer deutschen Zentralregierung eine Aktienbeteiligung an der Holdinggesellschaft, die die. Kontrolle ausübe, ermögliche.
Die Runde war sich darin einig, daß die vom Außenminister aufgezeigte Lösung erfolgversprechender war als jede bisher vorgeschlagene Alternative.

(PRO, CA.B 13019. Gen. 12111.)