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P. Raymund Schwager SJ: Mensch, Christ, Theologe
(Predigt zum Auferstehungsgottesdienst für P.Raymund Schwager)

Autor:Leitner Severin
Veröffentlichung:
Kategoriepredigt
Abstrakt:
Publiziert in:Im Dom zu Innsbruck am 8. März 2004
Datum:2004-03-01

Inhalt

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Sehr geehrte Trauergemeinde!

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Wir haben diesen Gottesdienst für den verstorbenen P. Raymund Schwager mit einem Auferstehungshymnus begonnen und das entspricht unserem Glauben. Und doch sind wir traurig, weil ein wertvoller und lieber Mensch von uns gegangen ist. Wir können es noch gar nicht fassen. Mir ist, als müsste er unter den Priestern hier stehen oder in der feiernden Gemeinde anwesend sein. Die Texte unserer Feier verkünden uns eine große Hoffnungsbotschaft und in den Herzen kämpfen wir mit dunklen Fragen und Gefühlen. Schauen wir auf sein Leben.

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1. P. Raymund Schwager, der Mensch

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Die Lesung aus dem Buch Deuterojesaia war P. Schwager sehr wichtig. Diese Worte haben der ersten Gemeinde der Christen geholfen, das Geheimnis des Lebens und der Botschaft Jesu zu verstehen und zu formulieren. „Jeden Morgen weckt er mein Ohr, damit ich auf ihn höre wie ein Jünger. Gott der Herr hat mir das Ohr geöffnet. Ich aber wehrte mich nicht und wich nicht zurück. Ich hielt meinen Rücken denen hin, die mich schlugen.... Doch Gott, der Herr, wird mir helfen". Diese Worte helfen auch uns und halfen P. Schwager, den Herrn zu verstehen und sich an ihm zu orientieren. Sie sind für seine Theologie und Spiritualität zunehmend wichtig geworden. Auch er war ein Hörender, auf die Menschen und ihre Anliegen. In großer Bereitschaft hat er hingehört auf die Sprache unserer Zeit. Er hat bei anstehenden Herausforderungen und Anfragen immer nach konstruktiven Wegen gesucht. Er hat Erfolg gehabt, aber auch das Scheitern gekannt. Er hat für seine Visionen und Ideen gekämpft. Wenn Dinge anders kamen, hat er auch das angenommen, vielleicht mit einem Lächeln, - und hat weitergemacht. Nie hat er in seiner Argumentation den Boden des Respekts und der Fairness verlassen, sondern hat immer den Standpunkt dessen, der anderer Meinung war, respektiert. Das hat ihm die Wertschätzung und das Vertrauen aller, auch der ganz anders Denkenden gesichert. „Gott der Herr hat mir das Ohr geöffnet. Ich aber wehrte mich nicht und wich nicht zurück."

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2. P. Raymund Schwager, der gläubige Christ

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Ich weiß, dass er alle seine persönlichen und seine beruflichen, seine Arbeit betreffenden, Entscheidungen aus der Perspektive seiner Sendung als Mensch und Jesuit getroffen hat. In all diesen Entscheidungen leuchtete seine ursprüngliche und tiefste Option auf, nämlich Jesus nachzufolgen und den Menschen zu dienen. Die Nachfolge Jesu, die Betrachtung seines Weges, aber durchaus auch die Inspiration, die er durch René Girard bekommen hat, führten P. Schwager hinein in eine große Sensibilität für die Wirklichkeit der Gewalt in den 1000 Formen und Verästelungen im menschlichen Leben und in der Geschichte der Menschheit. In der Auseinandersetzung damit sah er die menschliche und theologische Aufgabe für sein Leben. Betrachtete er in seiner gründlichen Art die Probleme und Fragen unserer Zeit, dann tat er es vom Standpunkt der geschehenen Erlösung und immer auf der Basis eines reflektierten Ja zur konkreten Kirche. Die Kirche war und blieb für ihn, bei aller klaren Sicht auch ihrer kritischen Seiten, die Garantin für die tiefsten menschlich - christlichen Werte, für die Reinheit des Glaubens und dass der Mensch den Blick für Gott, den „himmlischen Vater" und den menschgewordenen Gottessohn offen behielt.

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3. P. Raymund Schwager, der Theologe

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Die Triebfeder hinter seiner Theologie war die Sehnsucht nach Erlösung angesichts von Ungerechtigkeit und Gewalt in Geschichte und Gegenwart der Menschheit und die Erfahrung der unendlichen, sich ausliefernden und hingebenden Liebe Gottes. In der Betrachtung des Gekreuzigten sah er und sehen wir den Ausdruck allen Hasses unter Menschen. Wir sehen aber auch, dass aller Hass im Gekreuzigten sein Ende gefunden hat, weil er ihn angenommen und nicht erwidert hat. Die Betrachtung des Gekreuzigten hat sein Denken und seine Theologie kritisch und politisch gemacht. Die Betrachtung des Gekreuzigten hat ihn aber auch hineingenommen in die Dynamik der Auferstehung und hat verhindert, dass sein Denken in ein dumpfes Grübeln abgesunken oder gewaltsam geworden ist. Seine Theologie hat immer die Perspektive der Erlösung gesucht und eine Dynamik der Hoffnung erzeugt und ist so für viele Wegweisung und Hoffnungszeichen im eigenen Suchen angesichts des ganzen Dramas der noch unerlösten Geschichte geworden.

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P. Schwager hat die Feder aus der Hand gelegt und die Augen geschlossen. Der himmlische Vater hat ihn zu sich gerufen. In Seiner Gegenwart sieht er jetzt die Antworten auf die Fragen, um die er zeit seines Lebens gerungen hat.

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Über allem dunklen Fragen geben wir jetzt einer ruhigen Dankbarkeit Raum, der Dankbarkeit für alles, was Gott uns durch ihn geschenkt hat. In dieser dankbaren Offenheit für Gott feiern und verkünden wir den Tod und die Auferstehung des Herrn, in dessen beseligender Gegenwart P. Schwager jetzt lebt.

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 Amen.

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 P. Severin Leitner SJ

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