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Krieg - Zynisches Zuschauen - Mitfühlendes Beten

Autor:Schwager Raymund
Veröffentlichung:
Kategoriekommentar
Abstrakt:
Publiziert in:# Originalbeitrag für den Leseraum
Datum:2003-03-20

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

1
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Der Krieg hat begonnen. Wenn Kriminal- und Gewaltfilme ein massives Interesse finden, dann legt sich nahe, dass das kriegerische Geschehen noch begieriger aufgegriffen wird. Wir sind fern vom Geschehen, und die Kräfteverhältnisse sind so eindeutig, dass wir selber nichts direkt zu befürchten haben. Dennoch kann jeder Krieg Überraschungen bringen. So bietet er sich als 'ideales' Unterhaltungsmittel an, und wir sind in Gefahr zu zynischen Voyeuren zu werden.

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Gleichzeitig werden Menschen getroffen, - verängstigt, vertrieben, verwundet und getötet. Fühlen wir uns in sie ein, sieht der Krieg plötzlich ganz anders aus. Eine Welt des Schreckens tut sich auf, und wir spüren, wie unsere eigene Alltagswelt nicht mehr selbstverständlich ist. Könnten wir nicht in ähnliche Situationen hineingezogen werden? Warum geht es uns im Augenblick besser?

3
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Je mehr wir das Untergründige in unserer eigenen Welt spüren, um so tiefere kann unser Fühlen in die Welt jener hineingleiten, die jetzt unter Bomben leben. Ihr Boden zittert und nicht bloß der physische. Mauern stürzen ein, und Pfeiler, die das bisherige Leben getragen haben, brechen weg. Das Vertraute des Alltags beginnt zu zerfallen, während Schreie, hecktisches Rennen, Verwirrung und Chaos sich ausbreiten.

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Ähnliche Situationen haben biblische Gestalten fast am gleichen Ort miterlebt: "Erschlagene liegen herum im Land der Chaldäer, Durchbohrte auf seinen Straßen" (Jer 51,4). "Die Erschlagenen wirft man hinaus, der Gestank ihrer Leichen steigt auf, die Berge triefen von ihrem Blut, alle Hügel zerfließen. Wie eine Buchrolle rollt sich der Himmel zusammen, sein ganzes Heer welkt dahin" (Jes 34,3f). Israel selber wurde in gleicher Weise getroffen: "Mitten unter euch liegen die Erschlagenen" (Ez 6,7). Der Prophet Jeremia klagte und weinte darüber: "Ach, wäre mein Haupt doch Wasser, mein Auge ein Tränenquell: Tag und Nacht beweinte ich die Erschlagenen der Tochter, meines Volkes" (Jer 8,32). Doch selbst den Propheten und Betern ging es nicht besser. Auch über sie fielen Furcht und Zittern: "Mir bebt das Herz in der Brust; mich überfielen die Schrecken des Todes. Furcht und Zittern erfassen mich; ich schauderte vor Entsetzen" (Ps 55,5f). In ihrem Schrecken spürten die Beter, wie überall Feindliches sich gegen sie zusammentat: "Ich höre das Zischeln der Menge - Grauen ringsum. Sie tun sich gegen mich zusammen; sie sinnen darauf, mir das Leben zu rauben. Ich aber, Herr, ich vertraue dir, ich sage: «Du bist mein Gott»" (Ps 31,14f). Wenn die Mächte der Zerstörung und des Chaos losbrechen, dann kann nur noch jener Stütze sein, der Herr über Leben und Tod ist.

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