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Gedanken zum Weltfriedenstag 2023

Autor:Palaver Wolfgang
Veröffentlichung:
Kategoriekurzessay
Abstrakt:
Publiziert in:
Datum:2023-01-04

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

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Papst Franziskus greift am Beginn seiner Botschaft zum Weltfriedenstag 2023 „Niemand kann sich allein retten. Nach Covid-19 neu beginnen, um gemeinsam Wege des Friedens zu erkunden“ auf Verse (1 Thess 5,1-2.6)  aus dem ältesten Teil des Neuen Testaments – dem ersten Brief des Paulus an die Thessalonicher – zurück, um zur Wachsamkeit in Zeiten der Krise aufzurufen und uns auf jene Hoffnung hinzuweisen, die uns stärken kann:

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„Über Zeiten und Stunden, Brüder und Schwestern, brauche ich euch nicht zu schreiben. Ihr selbst wisst genau, dass der Tag des Herrn kommt wie ein Dieb in der Nacht. […] Darum wollen wir nicht schlafen wie die anderen, sondern wach und nüchtern sein.“

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Papst Franziskus ruft uns dazu auf, „unser Herz für die Hoffnung offen zu halten und auf Gott zu vertrauen“. Diese Betonung des Vertrauens auf Gott kann vor dem Hintergrund jenes Verses in diesem Kapitel des Paulusbriefes besser verstanden werden, der zwar nicht zitiert ist, aber die Versuchung anspricht, die uns Menschen immer wieder dazu verleitet, allein auf unsere eigenen ungenügenden Kräfte zu vertrauen. Zwischen den in der Botschaft zitierten Versen findet sich der Vers 3: „Während die Menschen sagen: Friede und Sicherheit!, kommt plötzlich Verderben über sie wie die Wehen über eine schwangere Frau und es gibt kein Entrinnen.“

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Dieser Paulusbrief scheint treffend unsere Gegenwart anzusprechen. Haben wir in Europa nicht im Vertrauen auf Handel und Gesprächskontakte – im Vertrauen auf einen liberalen Frieden – die Möglichkeit eines Krieges in Europa, die Möglichkeit eines russischen Angriffskriegs auf die Ukraine für ausgeschlossen gehalten? Der Schock des 24. Februar ist immer noch spürbar und ist Folge dieser falsche Hoffnung.

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Eine zweite falsche Hoffnung muss aber auch noch angesprochen werden. Es ist die falsche Hoffnung, Frieden und Sicherheit primär militärisch herstellen zu können. Im Jahre 2021 – noch vor dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine – haben die weltweiten Militärausgaben erstmals in der Geschichte den Betrag von 2 Billionen Dollar überschritten. Aber hat uns diese enorme Geldsumme Frieden und Sicherheit gebracht? Für Teile der Welt muss diese Frage klar verneint werden. Papst Franziskus spricht zu Recht schon seit 2014 davon, dass wir in Mitten eines „dritten Weltkriegs in Stücken“ leben. Bedenklich muss es uns daher stimmen, wenn als erste Reaktion auf den Krieg in der Ukraine der Ruf nach Erhöhung der Rüstungsausgaben erfolgte.

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Auch in dieser Hinsicht hat uns Papst Franziskus schon in seiner Enzyklika „Fratelli tutti“ von 2020 dazu aufgerufen, umzudenken. Er kritisiert den Waffenhandel, das Anhäufen von Waffen und Munition in Krisengebieten, und schlägt vor, anstelle steigender Rüstungsausgaben einen „Weltfonds“ einzurichten, um „dem Hunger ein für alle Mal ein Ende zu setzen und die Entwicklung der ärmsten Länder zu fördern.“ Auch sein Insistieren, Atomwaffen vollkommen abzuschaffen, gehört zur Absage an das falsche Vertrauen in einen durch Waffengewalt gesicherten Frieden.

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Welche Hoffnung meint er aber in seiner Friedensbotschaft zum heutigen Weltfriedenstag, wenn er auf Lektionen hinweist, die uns die jüngste Pandemie lehrte? Es ist „die Erkenntnis …, dass wir alle einander brauchen, dass unser größter, wenn auch zerbrechlichster Schatz die menschliche Geschwisterlichkeit ist, die auf unserer gemeinsamen Gotteskindschaft beruht, und dass sich niemand allein retten kann.“ Es geht um ein Aufsprengen unserer egozentrischen Sorge um Frieden und Sicherheit hin zur Geschwisterlichkeit, zur Solidarität, zu einem gemeinsamen Wir, das uns befähigt, nachhaltig den Frieden in unserer Welt zu stärken.

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Papst Franziskus ruft uns auf, „Friedensaktionen“ zu „fördern, um den Konflikten und den Kriegen ein Ende zu setzen, die fortwährend Opfer und Armut verursachen“.

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Am Schluss seiner Botschaft greift er auf ein Wort aus den Seligpreisungen aus der Bergpredigt zurück, wenn er „allen Männern und Frauen guten Willens“ wünscht, „dass es ihnen Tag für Tag gelingt, als Handwerker des Friedens an einem guten neuen Jahr mitzuwirken!“

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Ich kann mich diesen Wünschen im Namen von Pax Christi Österreich nur anschließen und für uns alle versprechen, 2023 im gemeinsamen Miteinander als „Handwerker des Friedens“ (Mt 5,9) in allen jenen Lebensbereichen zu wirken, in denen wir uns im neuen Jahr bewegen werden.

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