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Theologie und Spiritualität – zum geistlichen Profil der Innsbrucker Theologischen Fakultät

Autor:Bauer Christian
Veröffentlichung:
Kategoriefak
Abstrakt:
Publiziert in:
Datum:2020-04-14

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

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Im Jesuitencharakter unserer Theologischen Fakultät besteht eine großartige, in die Zukunft weisende gesamtösterreichische Profilierungschance im Sinne eines spirituell genährten pastoralen Commitments akademischer Forschung und Lehre: Auf der einen Seite Innsbruck als an Papst Franziskus orientierte, universitär verortete Jesuitenfakultät im städtischen Westen – und auf der anderen Seite Heiligenkreuz als an Papst Benedikt orientierte, kirchlich verortete Zisterzienserfakultät im ländlichen Osten.

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Im Kern geht es bei dieser konstruktiven Gegenprofilierung im Gegenüber zu Heiligenkreuz um die wechselseitig konstitutive Differenz von spirituellen Praktiken und theologischen Diskursen – eine innere Verbindung, nach der viele Studierende heute suchen (expl. Stichwort: Loretto-Gemeinschaft) ohne sie bei uns wirklich zu finden.

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Der dominikanische Konzilstheologe M.-Dominique Chenu hatte sie bereits in der Zwischenkriegszeit auf den Punkt gebracht: „Eine ihres Namens würdige Theologie ist eine Spiritualität, die ihrer religiösen Erfahrung gemäße Vernunftwerkzeuge gefunden hat.“[1]  Etwas später klagte Karl Rahner: „Weil heute die theologischen Schulbücher sehr oft zu ungeistlich sind und die geistlichen Bücher zu untheologisch, darum ist bei uns immer die Gefahr, dass […] unser geistliches Leben[…]aus kleinen, abgeleiteten Rinnsalen einer sekundären frommen Literatur […] [leben muss].“[2]

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Das große Erbe von Jesuiten wie Karl Rahner oder Josef Andreas Jungmann zeitgemäß fortschreibend, wäre Innsbrucker Theologie dann in diesem Sinne vor allem:

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  • IGNATIANISCH in ihrem Selbstverständnis einer jesuanischen Weggemeinschaft („Societas Jesu“ bzw. IHS: „Iesum habemus socium“), die Gott in gemeinsam differenzierenden Unterscheidungsprozessen nicht nur in allen Dingen sucht und findet, sondern ihre eigenen theologischen Entdeckungen dabei auch mit aller epistemischen Konsequenz in den unendlichen Horizont eines Deus semper maior stellt, der menschlichem Zugriff dauerhaft entzogen bleibt.
  • UNIVERSITÄR in ihrer bewussten Selbstverortung im säkularen Kontext einer staatlichen Universität, die in ihren multidisziplinären Diskursen angesichts von allgegenwärtigen Problemen wie Klimakatastrophe, Rechtspopulismus oder Geschlechterungerechtigkeit nach gangbaren Wegen des guten Lebens für alle sucht. Theologie muss auch in diesem Sinne ‚nützlich’ sein.
  • PAPST-FRANZISKUS-ORIENTIERT im Sinne einer konzilsgemäßen Theologie der Zeichen der Zeit, die Dogma und Pastoral in kreativer Weise zusammendenkt und ‚synodale’ Prozesse des produktiven Kontrastes von Heterogenem anstößt: „Theologie zu lehren und zu studieren bedeutet, in einem Grenzbereich zu leben – dort, wo das Evangelium auf die Nöte der Menschen trifft […]. […] Auch die guten Theologen riechen […] nach Volk und nach Straße […].“[3]
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Anmerkungen

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[1] M.-Dominique Chenu: Une école de théologie: Le Saulchoir, Paris 1985 [Neuausgabe], 148f.

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[2] K. Rahner: Glaube, der die Erde liebt. Christliche Besinnung im Alltag der Welt, Freiburg/Br. 1966, 152.

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[3] Papst Franziskus: Brief zum hundertsten Jahrestag der Gründung der Theologischen Fakultät von Buenos Aires, zit., nach http://w2.vatican.va/content/francesco/de/letters/2015/documents/papa-francesco_20150303_ lettera-universita-cattolica-argentina.html.

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