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Hat Gott die Welt verlassen? – Meditation zu den aktuellsten Ereignissen von Terror und Gewalt.

Autor:Niewiadomski Jozef
Veröffentlichung:
Kategoriekommentar
Abstrakt:
Publiziert in:
Datum:2016-07-27

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

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“Hat Gott die Welt verlassen? Hat er uns aufgegeben?” Diese Fragen richtete am letzten Samstag eine langjährige Freundin an mich. Wie die meisten Menschen war auch sie durch die entsetzlichen Taten beider jungen Männer erschüttert. Der Amokläufer in München und der islamistisch motivierte Attentäter aus Würzburg haben unser Grundvertrauen in Frage gestellt. Beide Täter hatten ja etwas gemeinsam: ihre Besessenheit. Der eine war von der Idee eines Amoklaufs besessen, der andere vom Bild eines Gottes, für den er töten wollte. Mit oder auch ohne den Glauben an Gott richteten beide ein Blutbad. Wie auch der Selbstmordattentäter von Ansbach am Sonntagabend.

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Die Ermordung von Jacques Hamel, dem 86-jährigen Pfarrer von Saint-Etienne-du Rouvray in seiner Kirche durch die Islamisten erschüttert heute (26. Juli) das laizistische Frankreich genauso wie die Katholiken weltweit. Und sie legt wiederum die „logische Schlussfolgerung“ nahe, der sog. Islamische Staat möchte unsere Welt in seinen „heiligen Krieg“ verwickeln, in den Dschihad, der alle Bemühungen um einen interreligiösen Dialog zunichtemacht. „Die Kirche habe keine andere Waffen als Gebet“, sagte  Dominique Lebrun, der Erzbischof von Rouen, dem durch die barbarische Tat betroffenen Bistum. Die Ereignisse dieser letzten Tage schärfen den Gläubigen die fundamentalen Fragen ein:

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Was tat Gott dabei? Hat er die Täter zur Tat animiert? Hat er weggeschaut? Ich selber verhelfe mit bei der Antwort durch den Seitenblick auf die jüdischen Rabbiner. Sie kommentierten das Ertrinken der Ägypter im Roten Meer nach dem Auszug der Israeliten aus Ägypten auf eine überraschende Art und Weise. Gott weinte, als er die Toten sah! Ohnmächtig trauerte er angesichts dessen, was die Natur und was die Menschen den Opfern angetan haben.

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Gott hat die Welt auch im Jahre 2016 nicht verlassen. Vielmehr weinte ER angesichts der ihn beleidigenden Rufe: “Allahu akbar” (Gott ist groß) in der Regionalbahn in Würzburg. Und er weinte, als die Jugendlichen im McDonald in München niedergeschossen wurden. Er stand aber auch den Polizeikräften bei. Und auch all jenen, die in der Nacht der Panik in München den fremden Menschen ihr Haus geöffnet haben. Damit die Gestrandeten eine Bleibe finden. Schlussendlich war er bei all jenen, die gebetet haben. Wohl zuerst für die Opfer. Aber auch für die Täter.

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Und heute weinte Gott beim Tod des französischen Priesters. Der alte Priester hatte gerade die Eucharistiefeier zelebriert - eine Feier, die das Vergangene und das Zukünftige gegenwärtig setzt. Das Kreuz von Golgota wurde durch die Ermordung jenes Menschen, der im sakramentalen Geschehen in besonderer Weise „in persona Christi“ handelt - im Martyrium des Priesters - blutige Gegenwart. Nichts, aber gar nichts kann uns aber die Hoffnung zerstören, dass das grausame Sterben dieses Opfers – wie auch aller anderen Opfer – durch die Auferstehung Christi gewandelt wird. Die Hoffnung auf das Leben bei Gott ist stärker als aller Hass der Islamisten. Lass uns also nicht vom Bösen besiegen. Besiegen wir das Böse durch das Gute!

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