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"1000 Städte für Europa"
(Bericht zu einem politisch-religiösen Kongress in Innsbruck (8./9.11.2001))

Autor:Palaver Wolfgang
Veröffentlichung:
Kategoriekommentar
Abstrakt:Der Kongress "1000 Städte für Europa" wurde gemeinsam von der Kammer der Gemeinden des Europarates (Präsident: Bürgermeister Herwig van Staa, Innsbruck) und der Fokolarbewegung vorbereitet und am 8./9.11.2001 in Innsbruck durchgeführt. Besonders beeindruckend war das lebendige Zusammenspiel von Fokolarbewegung und politischen Mandataren.
Publiziert in:# Originalbeitrag für den Leseraum
Datum:2001-11-14

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

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Der Kongress "1000 Städte für Europa" wurde gemeinsam von der Kammer der Gemeinden des Europarates (Präsident: Bürgermeister Herwig van Staa, Innsbruck) und der Fokolarbewegung vorbereitet und am (8./9.11.2001) in Innsbruck durchgeführt.

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Erster Höhepunkt war das Referat von Chiara Lubich, der Gründerin der Fokolarewegung, zum Thema "Der Geist der Geschwisterlichkeit in der Politik: Schlüssel zur Einheit Europas und der Welt". In diesem Referat betonte Frau Lubich die Geschwisterlichkeit als ein Geschenk Jesu Christi an die Menschheit, das sich langsam ausgebreitet habe. In der Moderne zeige sich die Geschwisterlichkeit als eine notwendige Ergänzung zu den Prinzipien Freiheit und Gleichheit (Französische Revolution). Am Beispiel einiger europäischer Heiliger (von Benedikt von Nursia bis zu Edith Stein) illustrierte Frau Lubich ihre These, dass Europa auf Heiligkeit gegründet sei. Die Einleitung von Seligsprechungsprozessen für Robert Schuman und Alcide De Gasperi, zwei Gründervätern der modernen Europäischen Einigung, unterstreiche dies. Ausdrücklich hob Lubich auch die Bedeutung neuer geistlicher Bewegungen und Gemeinschaften für den Einigungsprozess in Europa hervor. Darüber hinaus forderte sie die Stärkung des Dialogs auf vier Ebenen: 1) Innerhalb der christlichen Kirchen; 2) der ökumenische Dialog; 3) der Dialog zwischen den Religionen; 4) der Dialog mit allen Menschen ohne religiösem Credo. Interessant waren auch Lubichs Überlegungen zu den politischen Perspektiven der Geschwisterlichkeit. Sie unterstrich zuerst, dass es eine echte Berufung zur Politik gebe und bezeichnete darüber hinaus die Politik als die "höchste Form der Liebe". Die Berufung zur Politik soll in einer Haltung der Geschwisterlichkeit erfolgen, die letztlich auf eine universale Gemeinschaft der Menschheit zielen müsse.

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Zweiter Höhpunkt war das Referat des EU-Kommissionspräsidenten Romano Prodi, der zuerst die EU-Erweiterung ansprach, die zu einem neuen Europa als einer "Allianz der Minderheiten" führen werde. Für den Erweiterungsprozess sei der Rückhalt in der Bevölkerung wichtig. Auch der lokalen Ebene komme hier eine wichtige Bedeutung für die Information zu. In einem zweiten Punkt sprach Prodi die Frage an, wie Europa in Zukunft regiert werden soll ("European Governance"). Dabei betonte er die Notwendigkeit des Subsidiaritätsprinzips und der Dezentralisierung. In einem dritten Schritt stellte er Überlegungen zu der im Jahre 2004 bevorstehenden EU-Vertragsrevision an. Für diesen bevorstehenden Prozess verlangte er eine Besinnung auf die "Seele Europas" und ließ Gemeinsamkeiten mit den Überlegungen Lubichs anklingen, wenn er sich dabei für ein Europa der "Einheit in Verschiedenheit" aussprach. Nicht die Euros in der Taschen der Europäer seien entscheidend, sondern der Schutz der Schwachen.

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Besonders beeindruckte während des Kongresses das lebendige Zusammenspiel von Fokolarbewegung und den politischen Mandataren. Das offene Bekenntnis zu einer tiefen christlichen Spiritualität wirkte nicht störend, sondern hob diesen Kongress über die üblichen Begegnung von politischen Mandataren hinaus. Weil diese Spiritualität auch eine glaubwürdige Offenheit für Nichtchristen und Atheisten erkennen ließ, entstand auch nie der Eindruck einer katholischen Vereinnahmung. Das Beispiel der Fokolarbewegung zeigt, dass ein authentisches Bekenntnis zu den christlichen Wurzeln offen ist für ein konkretes politisches Engagement. Eindrücklich bestätigte sich das im Referat der Bürgermeisterin Neapels, Frau Russo, die für ein Verständnis der Politik als Dienst eintrat und darauf hinwies, dass ein solches Politikverständnis eine eigene innere Vorbereitung voraussetze. Die Zusammenarbeit mit der Fokolarbewegung wäre eine Möglichkeit der spirituellen Erschließung einer Politik des Dienstes.

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