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Warum eine emotionalisierte Debatte auch Grenzen der Diskussionsfreiheit sichtbar werden lässt

Autor:Palaver Wolfgang
Veröffentlichung:
Kategoriekommentar
Abstrakt:
Publiziert in:
Datum:2014-06-06

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

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Vier grundsätzliche Bemerkungen zur aktuellen Diskussion an der Fakultät über die Feststellung der Selbstexkommunikation von Martha und Gert Heizer:

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  1. Der provokative Akt des Ehepaars Dr. Martha und Mag. Gert Heizer zeigt sich sowohl aus dogmatischer als auch aus kirchenrechtlicher Sicht als falsch. Darüber herrscht an der Fakultät weitestgehend Einigkeit.
  2. Persönlich stellt sich für mich die Frage, ob das Mittel der Exkommunikation wirklich die geeignete und beste Antwort auf diese Provokation ist. Gerade die historische Belastung, die mit dieser Maßnahme verbunden ist, erschwert die Kommunikation mit der allgemeinen Öffentlichkeit. In einem interessanten Interview in „Christ & Welt“ („Auch Protestanten würden Nein sagen“) hat Thies Gundlach, der Cheftheologe der Evangelischen Kirche Deutschlands, eine Feier der Eucharistie ohne Priester klar zurückgewiesen. Gleichzeitig stellt er aber auch fest, dass seine Kirche darauf wohl kaum mit der Exkommunikation antworten würde und warnt vor der Gefahr, sich vor den „Skandalisierungskarren“ spannen zu lassen. Ich finde diese Überlegungen auch für die katholische Kirche bedenkenswert.
  3. Gerade wenn aber eine Exkommunikation festgestellt wird, ist es besonders wichtig, diese mit keinerlei negativer Begleitmusik zu verbinden. Martha und Gert Heizer ist mit allem Respekt und in Würde zu begegnen. Da Martha Heizer bis zu ihrer Pensionierung zwanzig Jahre an unserer Fakultät gearbeitet hat, gibt es bei uns natürlich Befangenheiten und auch eine emotionalisierte Debatte. Hier zeigten sich auch bald Grenzen der freien Diskussion, und ich habe daher auch als Dekan der theologischen Fakultät in die Veröffentlichung bzw. Nichtveröffentlichung mehrerer Beiträge eingegriffen. Die Freiheit des Wortes ist eine wichtige kulturelle Errungenschaft, die grundsätzlich zu schützen ist. Meinungsfreiheit darf aber auch nicht verabsolutiert werden. Sie setzt nämlich den verantwortungsvollen Umgang mit ihr und vor allem Respekt und Anstand anderen gegenüber voraus. Auch Worte können sehr verletzend sein und verdienen daher nicht automatisch und ungeschaut das Licht der Öffentlichkeit. Damit möchte ich niemandem unterstellen, in unserer aktuellen Debatte bewusst verletzend agiert zu haben, aber ich möchte auch keine missverständlichen Äußerungen auf einer Plattform der Fakultät publizieren.
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  1. Es ist natürlich auch festzuhalten, dass die Provokation des Ehepaars Heizer in eine offene Wunde der aktuellen Situation der katholischen Kirche trifft, weil eben der im Westen sich zuspitzende Priestermangel und die sich daraus ergebenden Probleme für die Verbindung von Gemeindeleitung und Eucharistiefeier drängende Fragen nach dem Zugang zum Weiheamt auslösen. Hier braucht es mutige Antworten für den weiteren Weg der Kirche, ganz unabhängig von dieser hier diskutierten Problematik.

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