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Volltext, 2009, Nr. 1

Klaus Kastberger über Thomas Bernhards Nachlass-Band "Meine Preise" und Daniel Kehlmann im Gespräch mit Gunther Nickel - u.a. über Literaturkritik und das eigene Schreiben von Rezensionen.

In der neuen Ausgabe von "Volltext" bespricht Klaus Kastberger seitenfüllend den "neuen" Thomas Bernhard: den aus dem Nachlass des Autors herausgegebenen Band "Meine Preise", in dem sich Bernhard mit seiner Rolle als "Ausgezeichneter" auseinandersetzt. Kastberger kommt zu einem positiven Fazit: "[...] nicht als ein Provokateur um der Provokation willen stellt der Autor sich hier dar, sondern als ein junger und in solch festlichen Rahmungen wohl auch etwas unbeholfener Mann, der von einem ignoranten Kulturbetrieb andauernd provoziert wurde." (Wo ist der Dichterling? - Porträt des Autors als Literaturpreisempfänger. Über Thomas Bernhards nachgelassenen Prosaband "Meine Preise" / von Klaus Kastberger, S. 3)

Außerdem äußert sich Daniel Kehlmann in einem zweiseitigen Interview mit Gunther Nickel nicht nur über "die Virtualisierung unserer Lebenswelt, Internet-Foren als Medien der Bosheit und seinen neuen Roman Ruhm", sondern auch über den Zustand der Literaturkritik. Auf die Frage: "Sehen Sie Alternativen zur gegenwärtigen literaturkritischen Praxis?" lautet Kehlmanns Antwort: "Nein, das ist wie mit Zahnärzten. Man fragt sich manchmal, warum es Leute gibt, die freiwillig diesen Job ausüben. Aber die Abschaffung des Berufsstandes kann man deshalb auch nicht fordern. Zahnärzte sind allerdings, es lässt sich nicht leugnen, im Normalfall besser ausgebildet." Gleichzeitig muss er aber - was das Schreiben eigener Kritiken betrifft - eingestehen: "Es gibt keine Regeln der Kritik, es gibt nur Aufmerksamkeit und Freude am Lesen [...]." ("Wir haben Fiktionen angehäuft, die jetzt zusammenbrechen" - Daniel Kehlmann im Gespräch / mit Gunther Nickel, S. 4-5)

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