Witiko

H40, S. 53b

3.

Es war ein düsteres Gemach.

Als man das Jahr des Heiles 114O zählte, lag der böhmische Herzog Sobeslaw krank. Das Übel hatte schon im Christmonate des vorhergegangenen Jahres begonnen. Der Herzog war im Herbste jenes Jahres an die Morgengrenze seines Landes gegangen; denn in derselben Jahreszeit um ein Jahr früher war sein Freund Boleslaw Schiefmund der König von Polen gestorben, er ahnte Verwirrungen in dem Reiche desselben, und wollte die Grenze Böhmens gegen dieses Reich mit Burgen und anderen Werken befestigen. Er baute noch an Hostas Burg und wohnte nahe dabei in seinem Hofe Chwoyno. Da überfiel ihn gegen das Fest der Weihnacht eine schwere Krankheit, und er ließ sich auf Hostas Burg tragen. Es war Randnotiz: Es war nun (so) (?) die Weihnacht gekommen, es war das Fest des neuen Jahres und der heiligen drei Könige vorüber gegangen, und es näherte sich schon der Monat Hornung. Der Herzog lag in einem Gemache, dessen Wände wenig Schmuk hatten, und das drei Fenster enthielt. Zwei von ihnen waren verhangen, durch das dritte sah der Herzog von seinem Bette in der Richtung hin, in welcher die Länder seines verstorbenen Freundes Boleslaw lagen. Man hatte ihm des Frostes wegen eine Bärendeke über den Leib gedekt, und da sie dunkel war, hob sich sein Bart, der zu ergrauen begann, von ihr ab, und seine Hände lagen auf ihrer rauhen Fläche. Nur eine Frau in dunklem Gewande war in dem Gemache. Sie saß von dem Kranken etwas abseits auf einem hölzernen Gesiedel. Da sprach der Herzog: "Adelheid, sorge zu erfahren, ob der Jüngling, welcher am Sonntage in dem Vorgemache war, noch irgendwo in der Burg oder in ihrer Nähe zu finden ist, und lasse ihn zu mir bescheiden."

Die Frau erhob sich von ihrem Size, und ging zur Thür hinaus.

Nach einer Weile kam sie wieder herein, und sagte: "Er ist noch hier, man wird ihn suchen, und dir senden."

Nach diesen Worten ließ sie sich wieder auf ihrem Siz nieder.

Als eine kurze Zeit vergangen war, öffnete ein Kämmerling die Thür, und führte Witiko herein. Derselbe war in seinem Lederkleide. Sein Haupt war entblößt.

Der Herzog winkte dem Kämmerlinge, sich zu entfernen, und sagte dann: "Adelheid, du hast den erkannt, den ich meinte. Trit näher Witiko."

Witiko that einige Schritte von der Thür gegen den Herzog.

"Du mußt bis zu dem Bette herzu kommen," sagte Sobeslaw.

Witiko ging hinzu. Er schaute den Herzog an, von seinem entblößten Haupte gingen die blonden Loken auf die Schulter nieder, seine Lederhaube hielt er in der Hand.

"Witiko," sagte der Herzog, "du hast in dem Streite, welchen wir in dem vergangenen Jahre mit den Sachsen für den König Konrad hatten, Vernunft gezeigt, du gehörst keinem Vornehmen meines Reiches an, dem du zuhalten wirst, du bist ein sehr junges Blut, deine Augen schauen ehrlich, und du wirst nicht Verrath

Federproben am Rand: der den der mir uns etc.

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