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Institut für Kunstgeschichte Innsbruck
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RETACCO, Simone

 

1. RETACCO, Simone (Simon)
Radäck
(Dehio, 1976, 96; Hajdecki, 1906, 7) Ratakha, Redägg (Thieme-Becker, Bd. 28, 1934, 187) Redäkhin, Redagg (Hajdecki, 1906, 51, 39).

2. BERUFSBEZEICHNUNG

Baumeister (Dehio, 1976, 96),
kaiserlicher Bau- und Maurermeister (Thieme-Becker, Bd. 28, 1934, 187).

3. BIOGRAPHIE

Simone arbeitete in Ostösterreich und in Wien.

Er stammt aus Montrogni (Vall'Intelvi). Er gehörte somit auch zu der Gruppe der „Comasken“ die in Österreich tätig waren (Hajdecki, 1906, 7). Sein Geburtsdatum ist nicht bekannt. Gestorben ist er 1645 in Wien (Fidler, 1990, 43, Thieme-Becker,
Bd. 28, 1934, 187).

Simone war 1627 in der Funktion eines Vertreters der Welschen aufgetreten (zusammen mit Cipriano Biasino); und zwar
bei einem mit deutschen Meistern geschlossenen Vergleich. Dieser Vergleich sollte das gespannte Verhältnis zwischen deutschen und welschen Meistern schlichten (Thieme-Becker, Bd. 28, 1934, 187; Hajdecki, 1906, 10, Rießenhuber, 1924,
260, Fidler, 1990, 47-48, Morpurgo, 1962, 148).

 

4. FAMILIEN-, FREUNDES- UND AUFTRAGGEBERKREIS

Er erhielt u.a. den Auftrag den Tanzsaal der Wiener Hofburg zu bauen. 1633 erhielt er hierfür eine Zahlung. Die Pläne dieses Projektes stammten von seinem Schwiegervater, dem kaiserlichen Architekten Giovanni Battista Carlone (Fidler, 1990, 47,
77; Thieme-Becker, Bd. 28, 1934, 187; Morpurgo, 1962, 148).

Zu den Auftraggebern Simones zählte auch der Graf Adam Batthyány. Simone leitete nach dem Tode von Giovanni Battista Orsolino (1638) Bauarbeiten in Güssing, Schlaining und Rechnitz. Er führte für diese Projekte auch teilweise die Entwürfe von Filiberto Luchese aus. Ein weiterer Auftraggeber Simones war der Graf Paul Pálffy. Simone war seit 1635 im Schloss Stupava/Stampfen tätig (Fidler, 1990, 143, 146, 148, 151, 159, 348).

Am 7.11.1627 heiratete er Francesca Carlone, die Tochter des Architekten Giovanni Battista Carlone (Fidler, 1990, 47-48). Simone hatte mit Francesca 5 Kinder, Lucia Angela, Sebastian Jakob, Johann Baptist, Anna Katherina und Maria Magdalena (siehe dazu die Stammtafel IV der Carlone in: Hajdecki, 1906, 46).

Zu Simones Freundeskreis zählten neben seinen Arbeitskollegen Carlo Martino Carlone, Giovanni Domenico Canevale,
Giovanni Battista Canevale, Antonio Valnegro, Antonio Carlone, Giacomo Petruzzi, Pietro Maino Maderno und Jakob Spazzo auch Silvestro Carlone (Fidler, 1990, 47-48, 44).

Die Baufirma Simones zählte zu einer der größten Baufirmen der kaiserlichen Residenz. Er beschäftigte zu jener Zeit in seiner Firma 22 Gesellen (Fidler, 1990, 47-48).
 
5. WERKE (BURGENLAND)

5.1 Simone Retacco bekam den Auftrag für den Umbau der Burg in Forchtenstein (politischer Bezirk Mattersburg – Gemeinde Forchtenstein - Burgenland). Es werden 1632 und 1634 Kontrakte mit dem Baumeister Simon Radäck (Simone Retacco) geschlossen.

Nach dem Tod von Simone, im Jahr 1645, übernahm Domenico Carlone die Bauleitung. Dehio berichtet, dass 1643 mit dem Pallier Domenico Carlone ein Kontrakt für den Bau der Burg abgeschlossen wurde. Es wurde eine Vierflügelanlage um einen trapezförmigen Hof, das Zeughaus und die Schlosskapelle errichtet. Erhalten blieb von der mittelalterlichen Burg nur noch der Bergfried (Dehio, 1976, 96; Luchner, Bd. 1, 1978; 324, Fidler, 1990, 31, 43, 47, 79, 83; Prickler, 1972 2 , 46).

6. BIBLIOGRAPHIE

Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler. Von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix
Becker, Hrsg. Hans Vollmer, Bd. 28, Leipzig 1934, S. 187.
Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs, Burgenland, Wien 1976, S. 96.
Luchner, Laurin, Schlösser in Österreich, Residenzen und Landsitze in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland, Bd. 1, München 1978, S. 324.
Fidler, Petr, Architektur des seicento. Baumeister, Architekten und Bauten des Wiener Hofkreises, Habilitations-Schrift, Innsbruck 1990, S. 31, 35, 41-44, 47-48, 49f, 61, 77, 79f, 83, 100, 116, 143f, 146, 148, 151, 156, 159, 348.
Morpurgo, Enrico, L'opera del genio italiano all'estero. Gli artisti italiani in Austria, Il Secolo XVII, Vol. II, Roma 1962, S. 148.
Rießenhuber, Martin P., Die kirchliche Barockkunst in Österreich, Linz 1924, S. 260.
Hajdecki, Alexander, Die Dynastenfamilien der italienischen Bau- und Maurermeister der Barocke in Wien in: Berichte und Mitteilungen des Altertumsvereins Wien, Bd. 39, Wien 1906, S. 1-83.
Prickler, Harald, Burgen und Schlösser im Burgenland, Wien 1972 2 , S. 46.

©Irene Raifer, Januar 2004

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