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Institut für Kunstgeschichte Innsbruck
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CARLONE, Bartolomeo

 

1. CARLONE, Bartolomeo (Bartholomäus)
Caroloni, Carlos

2. BERUFSBEZEICHNUNG

Stuckateur

3. BIOGRAPHIE

* 1650, Scaria (Val d'Intelvi?) 1650
† 1724, ?

Galt bisher als Sohn des Pietro Francesco Carlone, ist jedoch der jüngste Sohn eines Domenico C. aus Scaria (sog. "de Vegée"-Zweig der C.). Dokumentiert ab 1682 in der bis 1687 in Garsten tätigen Werkstatt von Giovanni Battista Carlone.
Ab 1684 als dessen Geselle im Zisterzienserstift Schlierbach/OÖ tätig. Dort entstehen die Sakristei und der Bernardisaal offenbar als selbständige Werke.

Vermutlich trennt er sich danach von der Werkstatt zugunsten der Mitarbeit bei seinem Schwager, dem Architekten Carlo Antonio C.

1693 ist die Stuckierung eines Raumes im Stift Schlägl dokumentiert.
1698 zwei Kontrakte zu Dekorationen in Schloss Weinberg für Graf Christoph Wilhelm von Thürheim.
Vom Stift St. Florian, wo er 1701 bis 1703 den Kaisertrakt stuckiert 1701 bis 1706 mehrmals bezahlt.
Das letzte dokumentierte Werk entsteht 1708: die Stuckdekoration der Wiltener Ursulinenkirche wurde im 19. Jh. zerstört.

 

4. FAMILIEN-, FREUNDES- UND AUFTRAGGEBERKREIS

Die Carlone zählen zu den bedeutendsten Künstlerfamilien der Barockzeit.
Die zwei Hauptzweige der Familie stammen aus den benachbarten Orten Scaria im Vall d'Intelvi und Rovio am Ostufer des Luganer Sees. Die Mitglieder der Linie aus Scaria wanderten seit dem 16. Jh. nach Norden über die Alpen und machten sich dort einen Namen als Maler, Bildhauer, Baumeister und Architekten sowie als Stuckateure .Während die Angehörigen des Zweiges von Rovio vorwiegend in ihrer Heimat tätig waren.

Die Art des Zusammenwirkens der Familienmitglieder ist vielfältig: Während Pietro Francesco im Wesentlichen als Bau-
unternehmer tätig ist, hat Carlantonio auch auf die Ausstattung der Räume Einfluss genommen. Giovanni Battista tritt als Stuckateur und Maler, Bartholomeo als Stuckateur, Diego als Stuckateur und Architekt in Erscheinung.
Bartholomeo arbeitete vielfach mit seinem Bruder Giovanni Battista zusammen z.B. in der Stiftskirche Garsten sowie mit Carlo Antonio (Carlantonio).

Tätigkeit in Oberösterreich von 1682 bis 1708 dokumentiert.
Zugeschriebene Arbeiten oder nachweisbar in Ansfelden, Baumgartenberg, Garsten, Linz, Mauthausen, Rohrbach und Öpping im Mühlviertel, St. Florian, Schloss Weinberg und Innsbruck (Ursulinenkirche).

 
5. WERKE (OBERÖSTERREICH)

5.1 Stuck in der Stiftskirche Garsten; 1682
In der Klosterkirche des ehem. Benediktinerstifts wurden die Stuckdekorationen unter der Leitung von Giovanni Battista C. ausgeführt, der selbst die Figuren arbeitete. Die ornamental-dekorativen Teile stammen von Bartholomeo C., Peter Camuzzi
und Domenico Garon. Die üppigen Fruchtschnüre, die oft vollplastisch aus der Wand hervortreten, die schweren Blumenge-winde gehören zum charakteristischen Carlone-Stuck.

5.2 Stuckierung der Stiftskirche Schlierbach; 1684/85
Entweder von Bartholomeo oder von Giovanni Battista Carlone entsteht neben der von Garsten die reichste Stuckausstattung Oberösterreichs. Der typische Carlone-Stuck mit schweren Frucht- und Blumengewinden, üppigem Blattwerk, Engel und
Putten bedeckt alle freien Teile der Architektur.
Die Sakristei und der Bernardisaal entstehen offenbar als selbständige Arbeiten Bartholomeos.

5.3 Stuck im Pfarrhof von St. Valentin in Ansfelden; um 1690
Der Stuck im 1690 bis1707 von Carlo Antonio C. erbauten Pfarrhof stammt wohl von Bartholomeo.

5.4 Deckenstuck im Stift Schlägl
1693 erfolgt die Bezahlung für Stuckarbeiten in einem Zimmer.
Im zweiten Obergeschoss (Sommerprälatur) im NO-Raum in Felder gegliederter Deckenstuck angeblich von Bartholomeo Carlone. Geschwungenes Mittelfeld mit Stuckrelief der Gründungslegende (wohl Ausführung von lokalem Künstler nach
Entwurf Carlones).

5.5 Stuck im Schloss Weinberg/OÖ; 1698/99

5.5.1 Ausstattung der Schlosskapelle
Die heutige Gestaltung der um 1635 erbauten Schlosskapelle im nördl. Halbkreisturm geht auf den Architekten Carlo Antonoi Carlone Ende d. 17.Jh. zurück. Der plastische Stuck stammt von Bartholomeo C. Gewölbestuck mit ovalem Mittelrahmen, in
der Apsis Halbrahmen, ausgegrenzte Stichkappen, Kartuschen, Arkanthusranken, Putten, ect.

5.5.2 Inneres des Schlosses
In der bedeutenden Festung der Gotik und Renaissance nördl. des Marktes Kefermarkt gehen die Stuckarbeiten mit Arkanthusranken, Fruchtgirlanden, Putten ect. im zweiten Obergeschoss im sog. Kabinett der Gräfin, im blauen Zimmer
sowie im anschließenden Gang zur Empore der Schlosskapelle auf Bartholomeo C. zurück.

5.6 Stuck in der Pfarrkirche Hl. Maria Magdalena in Oepping/OÖ; 1693 bis 1695
Neubau oder Adaptierung eines Vorgängerbaues (urkundlich 1493 Kapelle gen.) durch Carlo Antonoi C. 1693 bis 1695. Der Stuck am Triumphbogen stammt von Bartholomeo: Von Putten flankierte Wappenkartuschen.

5.7 Stuck in der Stiftskirche Baumgartenberg/OÖ; 1694 bis 1697
Unter Abt Candidus Pfiffer kommt es zur Barockisierung der Kirche, die dem Baumeister Carlo Antonio und Bartholomeo C. zugeschrieben wird.

5.8 Ausstattung der Filialkirche Mariä Himmelfahrt in Niederzirking, Ried in der Riedmark/OÖ; 1694
Während der Chor im Rahmen der Barockisierung durch Carlo Antonio C. eingewölbt wurde, entstanden die Stuckrahmen für
die bemerkenswerten Deckenmalereien des Melchior Steidl von Bartholomeo C.

5.9 Ausstattung der Pfarrkirche Hl. Apostel Jakobus, Rohrbach/OÖ; um 1700
In der 1697 bis 1700 großzügig neu erbauten Kirche durch Carlo Antonio C. werden die Stuckdekorationen und Figuren partiell Bartholomeo C. zugeschrieben. Auf der Emporenbrüstung Ranken und Putten, Triumphbogen mit Wappen Abt Michael Felder, Putten und Girlanden.
Eingänge zu Sakristei und Annakapelle mit bemerkenswerten Stuckbaldachinen, Putten und Wappenkartuschen.
Altar in der Annakapelle von Carlo Antonio und Bartholomeo C.

5.10 Kapellentrakt vom Schloss Alberndorf in der Riedmark/OÖ; um 1680/90
Stichkappentonne mit barockem Stuck wohl von Giovanni Battista oder Bartholomeo C.

5.11 Stift St. Florian/OÖ; 1695 bis 1698, 1701 bis 1703
Innere Ausstattung mit Stuck von Bartholomeo C. in der Stiftskirche, wohl auch in der Marienkapelle.Über den Türen der Herrensakristei Stuckengel in der Art des Bartholomeo C. Stuck im Augustiner-Chorherrenstift: Blaues, Gelbes und Grünes Kaiserzimmer.
Zu einem späteren Zeitpunkt (1701 bis 1703) Stuckierung des Korridors im Kaisertrakt.

5.12 Pfarrhof d. Pfarrkirche Mauthausen/OÖ; 1701
Die bemerkenswerten Stuckdecken in Erdegeschossräumen und ges. Obergeschoss des um 1700 von Carlo Antonio C. erbauten Pfarrhofes stammen von Bartholomeo C.

(TIROL)

Ursulinenkirche Innsbruck, Stuck 1705, 1830 entfernt. Ein Vertrag vom September 1708 nennt Bartolomeo für den Altarbaufbau (Colombo / Coppa S.108)

 

6. Abbildungen

(OBERÖSTERREICH)

zu 5.1. http://www.dioezese-linz.at/pfarren/garsten/wissen/kunst/index.asp; 03.01.2010

zu 5.2. http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:PICT0788.JPG&filetimestamp=20050214225606; 03.01.2010

zu 5.3. http://www.dioezese-linz.at/pfarren/ansfelden/pfarrhof.asp; 03.01.2010

zu 5.5.1. in: Colombo, Coppa; S.112; Abb.40

zu 5.6. in: Riesenhuber; Tafel 46

zu 5.7. http://www.dioezese-linz.at/pfarren/baumgartenberg/innenraum.htm; 03.01.2010

zu 5.9. http://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Parish_Church_Rohrbach?uselang=de; 03.01.2010

zu 5.11. http://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Stift_Sankt_Florian?uselang=de; 03.01.2010

zu 5.11. Engel in: Decker, S.47, Abb.24

 
7. BIBLIOGRAPHIE

Colombo, Silvia, Simonetta Coppa: I Carloni di Scaria. Lugano 1997 (Artisti dei laghi. 2.)
Dehio-Handbuch: Die Kunstdenkmäler Österreichs: Oberösterreich. 6. Aufl. Wien 1977
Dehio-Handbuch: Die Kunstdenkmäler Österreichs: Oberösterreich I: Mühlviertel, Horn, Wien 2003
Geschichte der bildenden Kunst in Österreich. Bd 4: Barock. Hrsg. v. Hellmut Lorenz (u.a.) München 1999, 245
Saur Allgemeines Künstlerlexikon. Bd 16, Leipzig 1997
Schmid, Rudolf: Österr. Künstlerlexikon von den Anfängen bis zur Gegenwart. Bd 1(Mehr nicht erschien), Wien 1980
Sturm, Johann: Beiträge zur Architektur der Carlone in Österreich. Bd 2., Diss. Wien 1969
Thieme, Ulrich, Becker, Felix (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler. Bd 6, Leipzig 1912

sowie

Martin Riesenhuber (1924): Die kirchliche Barockkunst in Österreich, Linz
Heinrich Decker (1943): Barockplastik in den Alpenländern, Wien
Max Eiersebner (1971): Das Chorherrenstift St. Florian, Linz
Ditmar Bürklein (1957): Neue Deutsche Biografie, 3. Band, Berlin
Johannes Ebner, Monika Würthinger (2005): Neues Archiv für die Geschichte der Diözese Linz, 17. Jahrgang, Linz; S.160, 238,

 
©Daria Daniaux, November 2003; ergänzt von Kerstin Klimmer, Februar 2010

 


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