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Institut für Kunstgeschichte Innsbruck
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CALLEGARI, Alessandro

 

1. CALLEGARI, Alessandro (Alessandra, Callegeri, DEHIO 1980);
Calegari, Caligari (SAUR 1997, 596)

2. BERUFSBEZEICHNUNG

Bildhauer, Stuckateur

3. BIOGRAPHIE

* um 1700/1705, in Brescia
† um 1770, unbekannter Stebeort

Alessandro Callegari stammt aus einer italienischen Bildhauerfamilie, die bis ins beginnende 19. Jahrhundert vorwiegend in
der Lombardei tätig war (SAUR 1997, 596).
Sein längerer Aufenthalt in Deutschland, der nebenbei bemerkt mit einer Familiengründung einherging (DBI 1973, Band 16, 734f), führte ihn u.a. auch nach Tirol. Aufenthaltsorte und Werke in Deutschland sind nicht bekannt.
Callegari ist Sohn des Holzschnitzers Sante (Santo) Callegari d.Ä. Callegari und Vater von vier Kindern.

Ab 1728 arbeitete er als Bildhauer und Stuckateur in Innsbruck am Neubau des Landhauses unter Baumeister Georg Anton Gumpp, zusammen mit Francesco Serena und Guiseppe Mini. Hier fertigte er die Embleme der Stände an der Fassade des Landhaues und die Stuckaturen im Sitzungssaal (Saur, 15, 1997, 597).

Callegaris Rückkehr nach Brescia lässt sich laut Künstlerbeschreibung in SAUR (1997, 596ff) durch einen Auftrag in
Manerbio (1756-61) vor 1756 festlegen, wo ihm wiederum nur mehr dokumentarisch Arbeiten in Brescia, Trento und
Rovereto zuzuordnen sind, bzw. zugeschrieben werden können.
 

4. FAMILIEN-, FREUNDES- UND AUFTRAGGEBERKREIS

Alessandro Callegari ist der Sohn des Holzschnitzers Santo d.Ä., dessen spätere Bildhauerwerke auch in Zusammenarbeit
mit seinen Söhnen Alessandro und Antonio entstanden sind, die ihrerseits im konspirativen Austausch standen. Die daraus resultierende Werkähnlichkeit der beiden erweist sich bei genauerer Unterscheidung der Künstler als schwierig, Alessandros
Stil wird am ehesten noch mit "härter, trockener, v.a. in der fast stereometrischen Gewandbehandlung" (SAUR 1997, 596) verifiziert. Alessandros Söhne Giovan Battista, Gaetano, Paolo und Gelfino Callegari manifestierten weiterfolgend die Tradition der Bildhauerei (Dom zu Bergamo, Alzano Maggiore).

Mit seinem älteren Bruder Antonio arbeitete er in Italien intensiv zusammen, sodass beider Hände oft schwer zu trennen sind.

In Innsbruck fertigte Callegari am Landhaus die vier Embleme unter dem Giebel und die Stuckaturen des Sitzungssaales. Auftraggeber war die Landschaft von Tirol (das sind die vier Land-Stände Tirols: Adel, Klerus, Bürger und Bauern.), die den
Bau durch Georg Anton Gumpp 1725 bis 1732 errichten ließ. Die allegorischen Embleme der vier Landstände in der Gebälkszone des Mittel-Risalits als wesentliche Teile des anspruchsvollen ikonographischen Programmes sowie die Stucki
des Sitzungssaales wurden von Alessandro Callegari, zusammen mit Francesco Serena und Giuseppe Mini ab 1728 aus-geführt. (Krapf 179, 182).

 

5. WERKE

(TIROL)

5.1 Stuckaturen in der Gebälkzone des Landhauses in Innsbruck
Das Innsbrucker Landhaus wurde als monumentalster Barockpalast vom Hofbaumeister Georg Anton Gumpp unter Mitwirkung zahlreicher Künstler zwischen 1725 bis 1728 geplant und erbaut (DEHIO 1960, 82). Die Gliederung der Obergeschoße des Mittelrisalits der Fassade erfolgt durch eine in Kolossalordnung unterteilte Pilastergliederung, die abschließend den Giebel
trägt. Das Ovalfenster des Mittelrisalits wird optisch begleitet von Pilasterkapitellen in Form figurativer Aufsätze mit den Emblemen der vier Tiroler Landstände, gearbeitet 1728 von Alessandro Callegari, Francesco Serena und Giuseppe Mini
(KRAPF 1979, 194; DEHIO 1980, 56). Das Gestaltungsprinzip orientiert sich an einer sinnintensiven Symbolsprache, die
die Geistlichkeit mit den Attributen Kreuz, Leuchter bzw. Kerzenhalter und je zweimal die Bischofsinsignien, sowie Ampel, Kette und Rauchfass und den Adel mit den Attributen Helm, Helmbusch, Halskette, Schwert und Kanonen, einer Türken-
maske, Turban und Stern dem inneren Pilasterpaar zugeordnet zu erkennen ist, während links außen der Bürgerstand mit
den Merkmalen Stoffballen, Füllhorn mit Geldstücken, Halskette, Statue, Geige, Kreuz und Waffengriffe dem Bauernstand
mit einem Rad, Getreidegarben und Früchtekorb in der rechten äußeren Gebälkzone gegenüber gestellt wird.
Die vier Emblemgruppen scheinen nach DEHIO (1933, 1938, 1960 und 1980), nach HAMMER (1952, 258) und nach KRAPF (1979, 182) die einzige Stuckarbeit von Alessandro Callegari (mit Mitarbeitern) am Tiroler Landhaus zu sein, auch wenn
SAUR (1997, 597) Callegari ebenfalls Stuckaturen im Sitzungssaal zuschreibt.

Die vier Embleme stehen sinnbildlich für Zweck und Auftrag des Landhauses, nämlich das Zusammenwirken der vier
Landstände zum Wohle des Landes.

5.2 Stuckaturen im Sitzungssaal des Landhauses, zusammen mit Giuseppe Mini (Saur Bd. 15, 1997, 596f.)

6. ABBILDUNGEN

(TIROL)

6.1
Das Innsbrucker Landhaus mit der nach Westen ausgerichteten Hauptfassade.
Bildnachweis: Eleonora Bliem-Scolari

6.2
Gebälkzone und Giebelausschnitt des Innsbrucker Landhauses mit der Emblemgruppe. Zustand 2007.
Bildnachweis: Eleonora Bliem-Scolari

 
7. BIBLIOGRAPHIE

DEHIO-Handbuch; Die Kunstdenkmäler Österreichs; Tirol; Wien 1980,
Dizionario biografico degli Artisti Italiani, Bd. 16, Roma 1973, DEHIO-Handbuch; Die Kunstdenkmäler Österreichs;
Tirol; Wien 1980,
Krapf, Michael; Die Baumeister Gumpp, Wien - München, 1979,
Saur. Allgemeines Künstlerlexikon; Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker, Bd. 15, München-Leipzig 1996

sowie:

DEHIO-Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Österreich - Kärnten, Salzburg, Steiermark, Tirol und Vorarlberg,
Dagobert Frey, Karl Ginhart (Hgg.), Wien, Berlin 11933, 21938.
DEHIO-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs, Tirol, Heinrich Hammer, Josef Ringler u.a., Wien 41960.
DEHIO-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs, Tirol, bearbeitet von Gert Ammann, Erich Egg u. a., Wien 1980.
Dizinario biografico degli Artisti Italiani, Band 16, Roma 1973.
HAMMER, Heinrich, Kunstgeschichte der Stadt Innsbruck, Innsbruck, Wien, München 1952.
KRAPF, Michael, Die Baumeister Gumpp, Wien, München 1979.
SAUR, Allgemeines Künstlerlexikon, Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker, Band 15, München, Leipzig 1997,
Seite 596-599.

 
©Dietmar Zauchner, April 2002, ergänzt und überarbeitet von Eleonora Bliem-Scolari, Mai 2007

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