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Institut für Kunstgeschichte Innsbruck
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BUSSI, Santino

 

1. BUSSI , Santino (Santini; Santinus)
Busy (Saur, 1997, 344; Sailer, 1943, 74).

2. BERUFSBEZEICHNUNG

Stuckateur, Stuckbildhauer

3. BIOGRAPHIE

* Bissone (bei Lugano, Südschweiz), 28.08.1664 (*1663 in Thieme- Becker, 1911, 293; *1666 bei Sailer, 1943, 74;*1666
oder 1665 in ÖKL, 1976, 286),
† Wien, 21.02.1736 (†1737 bei Thieme- Becker, 1911, 293), (DBI, 1965, 576; Werner, 1992, 5; Saur, 1997, 344).

Santino Bussi stammt aus einer berühmten Stuckateurfamilie (Sailer, 1943, 74). Er ist der Sohn des Malers Giovanni
Francesco Bussi und seiner Ehefrau Anna Maria, geborene Pusterla ( DBI XV, 1972, 575).

Seinen ersten Zeichenunterricht genoss Santino bei seinem Vater; später widmete er sich der Stuckplastik und dürfte in die Werkstatt eines Stuckateurs eingetreten sein, um das Handwerk zu erlernen. Im Alter von zwölf Jahren schloss er sich wahrscheinlich einer Gruppe von Bauleuten an und war zunächst als Wanderstuckateur in Mailand (Mitte 80er Jahre),
Böhmen, Prag und Mähren tätig (Werner, 1992, 5; Saur, 1997, 344).

1695 gelangte Bussi durch Fürst Adam Andreas Liechtenstein nach Wien, er wird am 23.04.1698 Wiener Bürger, Mitglied
der Stuckateurinnung und noch im selben Jahr Meister. Am 31.08.1714 wird er zum Hofstuckateur (Sailer, 1943, 74). Die
rege Bautätigkeit in Wien der späten 90er Jahre des 17. Jh. kommt Bussi zugute. Vincenzo Fanti, der Sohn des
Quadraturisten Gaetano Fanti, beschreibt ihn in seiner Vita als tüchtigen, verdienstvollen Mann, der hochherzig im Umgang
mit Geld war.

Als Künstler war er allseits beliebt, seine Arbeiten wurden geschätzt und hoch honoriert. Bussi war sich seines Wertes wohl bewusst gewesen und verlangte entsprechende Preise (Werner, 1992, 8). Manchen war er sogar zu teuer, wie aus der Baukorrespondenz über Schloss Mirabell hervorgeht (ÖKT XIII, 1914, 170 und 176). Er erwarb ein beträchtliches Vermögen und war auch entsprechend großzügig bei seinen Ausgaben.

Beim Tod des Künstlers fand sich kaum genug für ein angemessenes Begräbnis (Werner, 1992, 8). Sein Betrieb ist als ausgesprochener Großbetrieb zu werten. Bussi gilt als stilprägend im Stuckornament, wo sich in Wien um 1700 der sog.
"Stil der zarten Ranke" durchsetzte. Seine Absicht, hofbefreiter Stuckateur zu werden, scheiterte am Widerstand der bürgerlichen Stuckateure. Santino Bussi lebte 1698 bis 1702 in der hinteren Schenkenstraße, 1703 auf dem Burgfried,
1704 und 1705 neuerlich in der hinteren Schenkenstraße, 1706 bis 1710 in der Wiltwerkerstraße, 1711 bis 1714 in der Renngasse, 1715 unter den Sattlern, 1716 bis 1717 im Paternostergäßlein, 1718 in der Naglergasse, 1719 in der unteren Bräunerstraße bzw. im Ratgäßl, 1720 bis 1735 beim Petersfriedhof und 1736 auf dem Graben (Sailer, 1943, 74).

Am 23. Februar 1697 heiratete Bussi die viel jüngere (Rosina) Maria, die wahrscheinlich ebenfalls italienischer Abstammung
war (DBI, 1972, 575). 1702 wurde die älteste Tochter Eleonora Ursula geboren, bis 1716 folgten weitere sechs Kinder
(Hajdecky 9704, 9707, 9710, 9717, 9718, 9721, 9724).

Santino Bussi starb 71- jährig am 21. Februar 1736 im Schneider`schen Haus am Petersfriedhof an Hectica (Schwindsucht
bzw. chronisches Fieber). Die Eintragung im Totenbuch lautet "70 Jahre" (Hajdecky 13349). Seine Frau Rosa folgte ihm
bereits am 15. April 1737, 50 Jahre, in den Tod (Hajdecky 13419). In Fantis Nachruf lautet es überschwänglich: "Non vi fu
chi non fosse sensibile della perdita di questo valent´uomo."

 

4. FAMILIEN-, FREUNDES- UND AUFTRAGGEBERKREIS

Bussis Vater Giovanni Francesco Bussi war auch Maler, aber offenbar weniger bedeutend, da er der Kunstgeschichte
unbekannt ist; von ihm erhielt Bussi den ersten Zeichenunterricht.

Auch sein Bruder Carlo Antonio Bussi war Freskomaler und arbeitete im Passauer Dom und in Vöcklabruck und war mit
einer Tochter Carpoforo Tancallas verheiratet. Nach seinem unerwarteten Tod im Jahre 1690 soll Santino neben dem
erfahrenen Giovanni Battista Columba (Colombo) an der Vollendung der Fresken in der Vöcklabrucker Dörfelkirche (OÖ) mitgearbeitet haben (Schäffner, 1966/ II, 181; Werner, 1992, 6). Es ist nicht geklärt ob Santino auch als Maler tätig war
oder ob er hier nur Handlangerdienste für den älteren Kollegen verrichtete.

Bussi ist Trauzeuge bei der Hochzeit von Giovanni Battista Maderna, "des Grafen von Zhernin Ingenieur und Architekt",
den Bussi wohl noch aus der Zeit in Prag kannte (Hajdecky 7125, die Trauung vollzog der Augustiner P. Abraham a
Santa Clara in Hernals am 13. April 1698).

Als Taufpaten der sieben Kinder Santino Bussis treten wiederholt die Architekten Giovanni Battista Maderna,
Donato Felice Allio und ab 1716 der Maler Carlo Innocenzo Carlone auf. Auch Beziehungen zum Stuckateur Johann Georg Piazoll und dem Bildhauer Lorenzo Mattielli müssen bestanden haben (Hajdecky 9612, 9615).

Seine älteste Tochter Eleonora Ursula heiratete am 26. November 1724 den kaiserlichen Theateringenieur Antonius Gallo Bibiena von Bologna (Hajdecky 7428).

Bussi gehörte dem führenden Wiener Künstlerkreis an und arbeitete unter den Architekten Domenico Martinelli, Johann Bernhard Fischer v. Erlach und Johann Lukas v. Hildebrand an Stuckausstattungen der Wiener Adelspaläste, aber auch für kirchl. und adlige Bauherren in OÖ, NÖ, Prag, Salzburg und Breslau. Sein schärfster Konkurrent war der Graubündener
Alberto Camesina. Er erhielt nur vier Tage vor diesem den Titel eines Hofstuckateurs (Werner, 1992, 8).
In der Folge arbeiteten beide Werkstätten häufig nebeneinander.

Fürst Adam von Liechtenstein - und nicht Prinz Eugen von Savoyen, wie oft in der Literatur zu finden ist (Thieme- Becker,
1911, 293; Sailer, 1994, 74; DBI, 1965, 575), dürfte Bussi nach Wien gerufen haben, da der Prinz zu dieser Zeit seine Bautätigkeit noch nicht begonnen hatte (Werner, 1992, 5). Der Meister arbeitete auch noch nach dem Eintreten in die Stuckateurinnung weiterhin für Fürst Liechtenstein, aber auch für Prinz Eugen und für den Grafen Kaunitz. Wahrscheinlich beschäftigte Bussi einen oder zwei Gesellen bzw. Mitarbeiter und je nach Bedarf Hilfskräfte. Im Stadtpalais Liechtenstein arbeitete der nur wenige Jahre jüngere Stuckateur Giovanni Manfredo Maderni mit Bussi zusammen (Sailer, 1943, 59).
Der Meister war bis ins hohe Alter tätig und arbeitete mit seiner Werkstatt oft gleichzeitig an mehreren Aufträgen. Erst im
Jahr vor seinem Tod - er war wohl schon durch seine Krankheit verminder t- gehen die Steuerleistungen zurück.

Bussis Vermögen war zusammengeschmolzen; keiner der Söhne war offenbar in die Fußstapfen des Vaters getreten
(Werner, 1992, 8).

 
5. WERKE (WIEN)

5.1 Stadtpalais Liechtenstein (Majoratshaus), Bankgasse 9, der große Festsaal
Das Stadtpalais wurde nach einem Entwurf von Domenico Martinelli vor 1694 für Graf Kaunitz begonnen. Antonio Riva und
seit 1694 Gabrielde Gabrieli führten die Arbeiten fort. Sämtliche Prunkräume (urspr. 25 Decken, meist im 19. Jh. überarbeitet), zwei Kabinette, ein großer Saal, die Decke der Prunkstiege und zwei Vestibüle wurden mit Stucchi von Santino Bussi 1695
bis 1704 ausgeführt, die sich in die allgemeine Stillage dieser Jahre einfügen. Bussis 1702 bis 1705 ausgeführter Decken-spiegel des Stiegenhauses zeigt neben Figürlichem und Spolienreliefs, eingerollte Akanthusranken mit fleischigem Stengel
und reichlichem Laub von sehr individueller Prägung (zerstörtes Werk).
Mitarbeiter war Giovanni Manfredo Maderni (Sailer, 1943, 95; Dehio Wien, 1954, 74; Preimesberger, 1964, 328; Saur,
1997, 345.).

5.2 Ehem. Palais Kaunitz
Für Stuckarbeiten unbekannter Art, beim Umbau eines Gebäudes an der Ecke Teinfaltstraße Herrengasse, neben dem
jetzigen Palais Kinsky, erhielt Bussi "306 Gulden". Das Haus war vom Grafen Kaunitz erworben worden und in der Zeit zw.
1695 und 1700 durch den Baumeister Simon Carove umgebaut worden. Die Summe für Santino Bussi lässt nach Werner
den Schluss zu, dass er hier auch künstlerische Arbeit (zerstörtes Werk) verrechnet hatte (Werner, 1992, 157).

5.3 Finanzministerium (Ehemaliges Stadtpalais des Prinzen Eugen von Savoyen), Himmelpfortgasse 8
Rechts im Vestibül befindet sich ein prächtiges Stiegenhaus, nach Entwurf von J.B. Fischer von Erlach erbaut, mit Stucksupraporten mit Darstellungen der Taten des Herkules von Santino Bussi zw. 1698 und 1701 (Dehio Wien, 1954, 65).

5.4 Kirche St. Dorothea, Stuck im Inneren, 1702- 1705
Die Arbeiten Santino Bussis an figuralen Reliefs oder an der Altarplastik sind nicht belegt und nur in der Aufzählung Fantis erwähnt. Die Innenausstattung entwarf Matthias Steinl. Die Kirche wurde unter Joseph II. demoliert (Werner, 1992, 159; Riesenhuber, 1924, 423).

5.5 Schottenkirche
Der Deckenstuck im Hauptschiff ist nach einer alten, inzwischen verschwundenen Inschrift im Gewölbe mit 1690 datiert.
In Fantis Aufzählung der Werke Bussis erscheinen auch Arbeiten "...nella Chiesa de R. R. P. P. Benedittini di Vienna".
Sollte es sich tatsächlich um die Gewölbestukkatur handeln, so wäre dies Bussis erste Arbeit in Wien (Werner, 1992, 166).

5.6 Garten- Palais Liechtenstein in der Rossau, Museum moderner Kunst, Fürstengasse 2
Das Gartenpalais ist eine Anlage des, von Fürst Adam Liechtenstein 1699 in der Roßau begründeten Stadtviertels Lichtental. Der Bau wurde im Auftrag von Fürst Liechtenstein in zwei Bauphasen erbaut. An dem kubisch geschlossenen, streng gegliedertem Gartenpalais arbeitete Santino Bussi zw. 1704 bis 1708 am Stuck im Vestibül, an sieben Decken im Piano
Nobile, am Wanddekor im Festsaal, an weiteren kleineren Decken und in der ehem. Kapelle. Das zierliche Gebäude Fischer
von Erlachs am Ende des Gartens mußte im 19. Jh. einem Neubau von Ferstel weichen (Dehio,1993, 397; Saur, 1997, 345;).

5.7 Ehem. Trautson- Palais in Glacis, Museumsstraße 7
Der Gartenpalais wurde für Leopold Donat Fürst Trautson nach Entwurf von J.B. Fischer von Erlach und durch Bauführer Christian Alexander Oedtl um 1710-12 erbaut. Seit 1760 ist es das Palais der Ungarischen Garde. Es handelt sich um den bedeutendsten Profanbau Fischers in Wien. Die Innenräume sind mit Stucchi von Santino Bussi um 1712 ausgestattet; außer dem Fassadenstuck sind eine Stuckdecke und 2 fragmentarische Reliefs (Zuschr.) erhalten (Werner, 1992, 161; Dehio Wien, 1954, 133; Saur, 1997, 345).

5.8 HIRSCHSTETTEN bei Wien, Schloss Schwarzenberg
Das ehemalige Schloss wurde 1713 bis 1724 von Anton Erhard Martinelli erbaut.
Jakob Werner verweist auf einen abgedruckten Bauextrakt über den Umbau des Schlosses in der ÖKT II: "dem Stukator
Busy für gelieferte Arbeit...74 fl." Jeder Hinweis um welche Arbeiten es sich gehandelt haben könnte, fehlt. Der Ostflügel,
der ursprünglich einen Saal enthielt, wurde in späterer Zeit verbaut, im 2. Weltkrieg wurde der Großteil des Baues zerstört.
Werner ist der Meinung, dass es sich bei Bussi nur um kleine Arbeiten, vielleicht auch um Ausbesserungen, gehandelt habe (Dehio Wien, 1954, 192; Werner, 1992, 160;).

5.9 Belvedere, Rennweg 6
Ehem. Gartenpalais des Prinzen Eugen von Savoyen.
Das Obere Belvedere wurde zw. 1721/1722 nach einem Entwurf von J.L. von Hildebrandt erbaut. Im Inneren wurde es unter Mitwirkung von Claude le Fort du Plessy ausgestattet. Die Stucchi, Deckenreliefs in 13 Sälen und das Wandrelief im Treppenhaus werden Santino Bussi 1722/1723 zugeschrieben (Dehio Wien, 1954, 109; Dehio, 1993, 82; Saur, 1997, 345).
Das Untere Belvedere wurde zw. 1714 und 1716 nach einem Entwurf von J.L. von Hildebrandt erbaut und 1945 durch Bomben stark beschädigt.
Nach Jakob Werner kommt auch der Stuckdekor im unteren Palast für Bussi in Frage. Stilistisch entsprechen dem vor
allem die Putti und das Deckenrelief "Triumph des Prinzen als Feldherr" in der Marmorgalerie, sowie die Plafonds (Zuschr.)
in zwei anschließenden Kabinetten (Werner, 1992, 162).

5.10 Peterskirche, Kollegiat- und Stadtpfarrkirche, Petersplatz
Der Legende nach wurde die Kirche von Karl dem Großen 792 gegründet, erste urk. Nennung 1137, nach Brand 1276 erneuert, 1399 Bau der Valentinskapelle, 1555 bis 1557 Wiederherstellung durch Wolfgang Lazius, 1643 weitere Wiederherstellungs-arbeiten. Die Figuren am Hochaltar sowie den Dekor an Oratorien und Orgelchor schuf Bussi 1730 bis 1733 nach Entwürfen seines Schwiegersohnes Antonio Galli Bibienas (Werner, 1992, 155).

5.11 Hofburg vor 1714?
Die Ernennung Bussis zum Hofstuckateur im August 1714 legt den Schluss nahe, dass er auch in der Hofburg beschäftigt
war. Wahrscheinlich war er um 1699 an der Ausstattung des Leopoldinischen Traktes mit Stuckdecken beteiligt, die durch spätere Umbauten verlorengingen. Es wäre aber auch möglich, daß er am Dekor von Triumphpforten, oder Trauergerüsten,
also ephemer Architektur, mit den Kaiserhof mitwirkte (unkl. Zuschr.) (Werner, 1992, 167).

5.12 Gartenpalais Harrach, Ungargasse
Bussi stuckierte mehrere Räume des Palais in den Jahren 1728 bis 1731. Der Bau wurde 1850 gänzlich verändert und 1945 schwer beschädigt, sodass sich nichts erhalten hat. Bruno Grimschitz belegt Bussis Tätigkeit in seinem Werk "Johann
Lukas von Hildebrandt", Wien 1932, S. 97-98 (Werner, 1992, 160).

5.13 Kirche der Barmherzigen Brüder, Tourstr. 16
Der Hochaltar füllt die gesamte Altarwand aus, über hohem Sockel sind übereckgestellte korinthische Pfeiler, Pilaster und Säulen angebracht; darüber ein Diadembogen, von volutengerahmten dreieckübergiebeltem Aufsatz bekrönt. Am Giebel des Hochaltars (1735/1736) sind Putten angebracht und auf den Voluten sitzen der Erzengel Michael und Raphael von Santino
Bussi (Dehio, 1993, 4).

5.14 Januariuskapelle, bei Ungargasse 69
An den Seitenaltarnischen befinden sich Stuckreliefs von Santino Bussi (Dehio, 1993, 57).

5.15 Palais Schwarzenberg, Rennweg
Eine Beteiligung Bussis am Stuck im Inneren des Palais, das nach Entwürfen Hildebrandts 1697-1715 errichtet wurde,
scheint aus stilistischen Gründen möglich, wenn auch nicht nachweisbar (Werner, 1992, 162).

Werke außerhalb von Wien:

5.16 BÖHMEN, Libochovice/Litomerice, Schloss, Barocke Stuckdecken, zw. 1683 und 1609,
19. Jh. verändert, (unkl. Zuschr.).
5.17 BÖHMEN, Libesice/Litomerice, Kapelle z. Hl. Franz Xaver, reicher Stuck in der Kuppel der Kapelle, um 1687, (unkl. Zuschr.).
5.18 PRAG, Palais Czernin, Stuck in den Sälen und Zimmern des Gartentraktes, um 1690 bis 1692/93.
5.19 FELSBERG, Valtice in Mähren, Franziskanerkirche, Ende 17. Jahrhundert (zerstörtes Werk).
5.20 AUSTERLITZ (SLAVKOV) bei Brünn, Schloss: 9 Stuckdecken mit Figuren und Dekor, zw. 1699 und 1701; '
Schloss, Garten-Casino (zerstörtes Werk), 1697-98.
5.21 UNGARN, Rackeve, ehem. Schloss des Prinzen Eugen, 1702-1703 (unkl. Zuschr.).
5.22 PRAG, Schloß Kolodeje: 11 Deckenreliefs mit mythologischen Szenen, Ornamente mit frühem Bandlwerk,
1710-11.
5.23 SALZBURG, Schloss Mirabell (Stuck von Santino ist durch spätere Umbauten verschwunden), Vertrag mit Hildebrandt, seit 1713.
5.24 PRAG, Palais Clam- Gallas: Stuck im Treppenhaus, 1715.
5.25 OBERÖSTERREICH; Stift St. Florian, Prunkstiege, Mitarbeiter mit Jakob Castelli am Deckenspiegel, 1715.
5.26 LINZ, Landhaus, Santinos Werke (um 1717) werden 1800 durch Brand vernichtet.
5.27 DÜRNSTEIN in Oberösterreich, Siftskirche, Stuckausstattung: 7 Deckenreliefs, zahlreiche Putti, Altarplastiken,
1723- 24.
5.28 DÜRNSTEIN a. D., D. Krems (ST: Pölten, N), ehem. Stiftskirche der Augustiner Chorherren: Stuckreliefs an den
Gewölben des Mittelschiffes, 1723-24.
5.29 MELK, Stiftskirche, Innendekoration, Seiten-Kapellen: 14 Supraporten, szen. Reliefmedaillons; Putti und Dekor an Oratorien, 1724- 25.
5.30 WROCLAW, Dom, Kurfürsten- Kapelle: Stuckdekor, zw. 1721-1725.
5.31 Kirche von ABSDORF, 1727. (unklare Zuschr.).
5.32 BRESLAU, Dom, Kurfürstenkapelle,1727. (Gurlitt, 1889, 219).
5.33 KLOSTERNEUBURG, Stiftskirche, Stuck im Presbyterium: 2 Supraporten, 2 szen.
Stuckmarmorreliefs, Dekor und allegor. Reliefs in Fensterleibungen
, 1729.
5.34 NIEDERÖSTERREICH, Jagdschloss: Deckenstuck mit figuralen Reliefs in Sälen z.T.
erhalten; Kapelle: Altarengel; Sala Terrena
(Zuschr.): Dekor rekonstr., 1729-31.
5.35 BREITENFURT bei Wien, ehem. Schloßkapelle: Altar- und Nischenfiguren, 1732 (Zuschr.).
5.36 BRUCK AN DER LEITHA, Schloß Prugg (Harrach), 1737.

Falsche Zuschreibungen:

5.37 WIEN, Palais Questenberg-Kaunitz, Johannesgasse 5 und 5a
Der Deckenstuck in Vestibül und Treppenhaus entstand um 1705. Es handelt sich um fadenförmige Akanthusranken, wie
sie auch Bussi in dieser Zeit verwendete. Die stilistische Zuschreibung an Bussi scheint zunächst plausibel (Zuschreibung
an Bussi in ÖKT, 1914, 286; Sailer, 1943, 75; Dehio, 1954, 79; ÖKL, 1976, 286) wird aber bei Petr Fidler (Petr Fidler,
Sbornik Praci Filosofitcke Fakulty Brnenske Univerzity F 18, 1974, 79) durch Quellen wiederlegt.
Nach ihm arbeitete Girolamo Alfieri mit Paul Stelzer 1703-1705 im Wiener Palais Questenburg (Werner, 1992, 168).

5.38 WIEN, Refektorium des Barnabitenklosters, St. Michael
Die Stuckdecke entstand in der Zeit zwischen 1710 und 1714. W. Rizzi (Wilhelm G. Rizzi, Das Refekktorium- Baugeschichte und Ausstattung, in: Katalog z. Ausst.. "St. Michael, Stadtpfarrkirche und Künstlerpfarre von Wien", Wien 1989, 185-186) schlägt Antonio Beduzzi als Inventor und Santino Bussi als Ausführenden vor und erwähnt Deckenrisse, die nach Werner
keine unmittelbare Ähnlichkeit mit der Refektoriumdecke aufweisen. Werner (Werner, 1992, 168) hält es für wahrscheinlicher, dass Antonio Aliprandi, der auch den stilistisch ähnlichen Rankendekor in der Einfahrt stuckiert hat, der ausführende
Stuckateur war.

5.39 MELK, Stift Kaiserstiege
Werner, 1992 lehnt das Werk aus stilistischen Gründen ab. Die archivalisch nicht belegte Zuschreibung gibt H. Tietze (Österreichische Kunsttopographie III, bearbeitet von H. Tietze, Wien 1909, 286).

5.40 BÖHMEN, Kladrau (Kadruby), Stiftskirche, um 1716
Von Albert Ilg (A. Ilg, Die Fischer von Erlach, Wien 1895, 410) stammt die Vermutung, ein in diesem Zusammenhang
genannter Santini sei identisch mit Bussi. Dies wird von Riesenhuber (Riesenhuber, 1924, 422) weitergetragen. Werner
(Werner, 1992, 169) verweist auf eine Verwechslung mit dem Architekten J. Santini, der 1712- 1726 die Klosterkirche von Kladruby in barocker Gotik ausgestaltete.

5.41 KLOSTERNEUBURG bei Wien, Stift, Kaiserzimmer
Die falsche Zuschreibung an Bussi stammt von O. Pollack (Thieme- Becker, 1911, 293). Preimesberger (R. Preimesberger, Notizen zur italienischen Stuckatur in Österreich, in: Arti e Artisti die Laghi Lombardi II, Como 1964, 329) vermutet noch Entwürfe Santinos und versucht dies stilistisch zu begründen.
Die Autorschaft Santino Bussis wird archivalisch wiederlegt, nach Werner (Werner, 1992, 170) schuf die Stuckdecken im Kaisertrakt Antonio Cajetano Bussi zwischen 1738-39. Nach dessen Tod, im Februar 1739 vollendete sie Giovanni
Battista d´Allio
.

5.42 ANZBACH, Schloss, Treppe
Die Zuschreibung an Bussi stammt von O. Pollak (Thieme- Becker, 1911, 293; ÖKT, 1914, 286, ÖKL, 1976, 286) und wird
bei Sailer (Sailer, 1943, 75) übernommen. 1992 verweist Werner auf eine Verwechslung mit einem gewissen Buzi, der in Ansbacher Kreis noch nach 1736 arbeitete.

6. ABBILDUNGEN

BUSSI (Bossi), Santino (Johann Sanctino), Stukkateur ital. Herkunft, Ende 17. Jh. in Böhmen tätig, wahrscheinlich in Prag ansässig. Möglicherweise ist er identisch mit Santino Bussi in Wien (Saur, 1997, 345).

(WIEN)

Klosterneuburg, Augustinerchorherrenstift

6.1 Detail Königin von Saba; Bildnachweis: www.zi.fotothek.org – ZI1680_0159.jpg, 21.10.09

6.2 Frühling; Bildnachweis: www.zi.fotothek.org – ZI1680_0150.jpg, 21.10.09

6.3 Herbst; Bildnachweis: www.zi.fotothek.org – ZI1680_0156.jpg, 21.10.09

6.4 Sommer; Bildnachweis: www.zi.fotothek.org – ZI1680_0146.jpg, 21.10.09

6.5 Winter; Bildnachweis: www.zi.fotothek.org – ZI1680_0153.jpg, 21.10.09

Liechtenstein-Palais, Wien, 9. Bezirk, Stuck

6.6 Detail der Allegorie der Zeichenkunst; Bildnachweis: www.zi.fotothek.org – ZI4400_0140.jpg, 21.10.09

6.7 Detail Löwe, der Pferd anfällt; Bildnachweis: www.zi.fotothek.org – ZI4400_0067.jpg, 21.10.09

6.8 Detail Stuckpaneel; Bildnachweis: www.zi.fotothek.org – ZI4400_0031.jpg, 21.10.09

6.9 Detail Stuckpaneel; Bildnachweis: www.zi.fotothek.org – ZI440_0109.jpg, 21.10.09

7. BIBLIOGRAPHIE

DBI VII, Dizionario Biografico degli Italiani, Instituto della Enciclopedia Italiana, Volume VII, Roma 1965.
DEHIO-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs, Wien, II. bis IX. und XX. Bezirk, Wien 1993.
DEHIO-Handbuch der Kunstdenkmäler Österreichs, Wien, 3. Auflage 1954, hsg. von Justus Schmidt und Hans Tietze.
FANTI, Vincenzo, Descrizzione completa...( Katalog der fürstlich Liechtensteinischen Galerie), Wien 1767, 126-127.
GURLITT, Cornelius, Geschichte des Barockstils und des Rococo in Deutschland, Stuttgard 1889.
HAJDECKY, A., Exzerpte zur österreichischen Kunstgeschichte aus Wiener Pfarrmatrikeln und den Totenbüchern der
Stadt Wien, Wien 1908 (Quellen zur Geschichte der Stadt Wien, I.Abt.VI.Band).
ÖKL 1976, Österreichisches Künstlerlexikon von den Anfängen bis zur Gegenwart, verfaßt von Rudolf Schmidt, Band 3,
Wien 1979, 286-287.
ÖTK, Österreichische Kunsttopographie XIII, Die profanen Dkm. Der Stadt Salzburg, bearbeitet von H. Tietze, mit archival. Beiträgen von F. Martin, Wien 1914.
PREIMESBERGER, Rudolf: Notizen zur italienischen Stukkatur in Österreich, in Arte e Artisti die Laghi Lombardi II, Como 1964, S.325 ff.
RIESENHUBER, Martin, Die kirchliche Barockkunst in Österreich, Linz 1924.
SAILER, Leopold, Die Stukkateure (Die Künstler Wiens I), Wien 1943.
SAUR, Allgemeines Künstler- Lexikon, Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker, Band 15, München- Leipzig 1997.
SCHÄFFER, Gottfried, Der Freskomaler Carlo Antonio Bussi und seine Werke in Passau und Vöcklabruck, Arte
Lombarda XI, 1966/II.
THIEME-BECKER, Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler, Bd. 5, Leipzig 1911.
WERNER, Jakob, Santino Bussi 1664-1736 (Dipl.,- Arbeit), Wien 1992.

 
©Andrea Volgger, August 2002; Bilder ergänzt von Johanna Mathauer, November 2009
 

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

Ausst. Ausstellung
allegor. allegorisch
ehem. ehemalig/e/r
ital. italienisch/e/r
Jh. Jahrhundert
kirchl. kirchlich/e/r
Niederösterreich
Oberösterreich
szen. szenarisch
unkl. unklar
Zuschr. Zuschreibung

 

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