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Institut für Kunstgeschichte Innsbruck
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BONNI, Giuseppi

 

1. BONNI, Giuseppi
Boni, Bonis, Bono, Buono
; möglicherweise identisch mit BON, Giuseppe Angelo

2. BERUFSBEZEICHNUNG

Bildhauer

3. BIOGRAPHIE

Bonni wurde in Mailand geboren; ab 1670 arbeitete er mit seinem Vater Carlo Antonio in der Mailänder Dombauhütte.
Er half ihm bei der Ausführung eines der „Quattro santi coronati“ (Saur 1997, 160), danach arbeitete er an einer eigenen
Figur der Gruppe.

1681 führte er eine der acht Statuen Mailänder Bischöfe aus, die zu Ehren des neuen Bischofs Federico Visconti an der Domfassade errichtet wurden. 1682 kam er nach Linz. Im März 1693 traf er wieder in Mailand ein und wurde von der Dombauhütte beauftragt das Relief vom Tod des Hl. Giovanni il Buono in Marmor zu meißeln. Von 1709 bis 1714 führte er
eine Figur mit Schlange für den Wasserspeier für die Capp. S. Giovanni il Buono aus. Für die von Confraternita die Disciplini beauftragte und von Feridnando Pessina erbaute Capp. Del Santo in der Pfarrkirche S. Giustina in Affori schnitzte er einen
Hl. Joseph mit Kind.

Buoni nahm Tendenzen des deutschen Barock in seine Arbeit mit auf, jedoch nicht in der Art und Weise wie sein Vater
es tat. Bonni Guiseppe starb nach 1721 (vgl. Saur 1997, 160).

 

4. FAMILIEN-, FREUNDES- UND AUFTRAGGEBERKREIS

Auch sein Vater, Carlo Antonio, war Bildhauer. 1673 war Bonni neben Carlo Simonetta und Stefano Rusnati einer der drei Bildhauer, die nach der Reduzierung der Arbeitskräfte am Mailänder Dom blieben.

1682 ging er mit Giovanni Battista Colombo nach Linz, um den Hochaltar für die Klosterkirche St. Florian zu errichten
(vgl. Saur 1997, 160). 

 
5. WERKE (OBERÖSTERREICH)

5.1 Hochaltar für die Stiftskirche St. Florian bei Linz
Giuseppe Bonni war in der Zeit um 1682 bis 1689 im Stift St. Florian tätig (Korth 1975, 53).
Am 3. November 1682 schloss er zusammen mit Giovanni Battista Colombo einen Vertrag mit Propst David Fuhrmann und
dem Stiftsdechant Johann Christoph Schmiedinger  zur Errichtung des Hochaltars für die alhiesige Stiftskirche, gemeint war
die damalige gotische Stiftskirche. Wahrscheinlich diente der Hochaltar als Barockisierung nach dem Vorbild von Krems-münster und der Linzer Jesuitenkirche. Bonni wird im Kontrakt als „Werkmeister“ benannt, während Colombo als „Oberwerk-meister“ aufscheint (Dizionario biografico degli Italiani 1972, 272). Ein Pergamentriss und die genauen Beschreibungen im Vertrag beweisen, dass es sich um den noch heute bestehenden Hochaltar handelt. Der Pergamentriss weicht nur in wenigen Punkten vom Original ab. Durch die Maßstabsangaben kann nachvollzogen werden, dass die bestehende Größe mit der tatsächlichen übereinstimmt (Korth 1975, 34 - 35). 1683 wurde mit der Arbeit begonnen. G.B. Colombo und G. Bonni brachten zahlreiche italienische Bildhauer und Stuckateure als Gehilfen mit nach St. Florian. Im Kontrakt verpflichtete sich G. Bonni ausdrücklich die Statuen - Hl. Florian, Hl. Augustinus, Hl. Johannes d. Täufer und Hl. Sebastian (Pömer 1984, 212) - mit
seinen eigenen Händen zu fertigen (Korth 1975, 53), und Carrara Marmor zu verwenden (Korth 1975, 337). Neben den
Statuen sollte er auch die Engel des Altars errichten (Dizionario biografico degli Italiani 1972, 272).
Die Hauptpatronzinia der Kirche, der Hl. Florian und der Hl. Augustinus flankieren das Hochaltarbild. Der Hl. Florian ist
typisch mit Fahne, Hut und Wasserkrug dargestellt. Der Hl. Augustinus tritt als Kirchenlehrer auf. Über den Seitenflügeln befinden sich der Hl. Johannes der Täufer und der Hl. Sebastian. Johannes, ganz typisch mit nacktem Oberkörper, langem Haar, Umhang und Kreuzstab steht neben dem Hl. Florian. Möglicherweise soll die Figur des Johannes auf die Neuerrichtung des Johannesspitals im Markt St. Florian durch Propst D. Fuhrmann hinweisen. Sebastian, der als Pestheiliger verehrt wird,  steht kaum bekleidet neben dem Hl. Augustinus und dient als Pendant zu Johannes dem Täufer (Korth 1975, 91). Dehio Oberösterreich wertete seine Statuen als „schwach“ (Dehio Oberösterreich 1958, 266).
Propst D. Fuhrmann hat die Aufstellung des Altars nicht mehr erlebt, er starb 1689. Im Schuldenverzeichnis wird der bereits vollendete Altar erwähnt, der lt. Dizionario biografico degli Italiani Seite 272 mit rotem Marmor aus Salzburg ausgeführt worden sein soll. Die letzte Ratenzahlung erfolgte erst nach Aufstellung des Altars. Somit ist anzunehmen, dass der Altar 1689 bereits voll ausgearbeitet, aber noch nicht aufgestellt war. Wahrscheinlich fehlte nur noch die Intarsienarbeit am Wappen, die von Antonio Dario 1690 ausgeführt wurde, der den Altar 1690 - 91 aufstellte (Korth 1975, 53). Zu dieser Zeit hatten G. B. Colombo und G. Bonni das Stift St. Florian wahrscheinlich schon verlassen (Thieme - Becker 1910, 292).

5.2 Vier Statuen für das neue Sommerhaus im Stift St. Florian bei Linz
6. ABBILDUNGEN (OBERÖSTERREICH)

Abb. 1 und 2: Stift St. Florian - Hochaltar (Korth 1975, Abb. 7) und Pergamentaufriss, 1682 (Korth 1975, Abb. 6)

Bonni_Hochaltar_St.Florian Bonni_St.Florian_Pergamentaufriss


Abb. 3:
Stiftskirche St. Florian (Hausner 1986, 92)

Bonni_Stiftskirche_St.Florian

Stiftsbasilika St. Florian (Vieböck 2004, 14)

 
7. BIBLIOGRAPHIE

DEHIO-Handbuch die Kunstdenkmäler Österreichs. Oberösterreich. Wien. 1956.
HAUSNER, Ernst: Österreich. Burgenland. Kärnten. Niederösterreich. Oberösterreich. Salzburg. Steiermark. Tirol.
Vorarlberg. Wien. Wien/ München 1986.
KORTH, Thomas: Stift St. Florian. Die Entstehungsgeschichte der barocken Klosteranlage. Nürnberg 1975.
LINNINGER, Franz: Führer durch das Chorherrenstift St. Florian. Wien 1958.
PÖMER, Karl: Kunst in Oberösterreich II. Linz 1984.
REHBERGER, Karl, Stift St. Florian, Ried im Innkreis 1994.
SAUR-Allgemeines Künstlerlexikon. Band 15. München/ Leipzig 1997.
STIFTSFÜHRER Augustiner Chorherrenstift St. Florian, Ried im Innkreis 1998.
VIEBÖCK, Willi (Hg. In Vertretung vom Bischöflichen Ordinariat Linz/ Pastoralamt): Jahrbuch der Diözese Linz 2004.
Linz 2004.

©Elisabeth Streicher, März 2006 - ergänzt durch Maria Theresia Hofmann, 2007

 

 

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