Literaturhaus am Inn

Programm November–Dezember 2010

KOMPLEX

Literaturzeitschrift der Vergleichenden
Literaturwissenschaft

Platzhalter

Donnerstag, 4. Nov., 21 Uhr
Literaturhaus am Inn

Multimediale Best-of-Lese-Nacht

Moderation: Nina Fuchs und David Prieth

Die Literaturzeitschrift Komplex wird von Studierenden der Inns-brucker Vergleichenden Literaturwissenschaft in Eigeninitiative herausgegeben. Über das studentische Umfeld hinaus bietet sie nun schon seit einigen Jahren eine innovative Plattform für junge Nachwuchstalente. Zweimal jährlich erscheinend, zeichnet sich jede Ausgabe durch ein vielgestaltiges Nebeneinander von Text- und Bildbeiträgen aus, stets zusammengehalten durch eine thematische Klammer. Anspruchsvolles, Kritisches und Ernstes trifft auf Unterhaltendes, Spontanes und Experimentelles - ein ebenso bunter wie stimmiger Mix. Studierende veröffentlichen neben bereits bekannteren AutorInnen, professionelle JungdesignerInnen verleihen dem Blatt durch ihre Illustrationen seine besondere Optik.

Der Abend bietet eine Auswahl besonders gelungener Texte der letzten Jahre, umrahmt von Bild- und Videobeiträgen. Organisiert wird die Veranstaltung von Studierenden der Innsbrucker Vergleichenden Literaturwissenschaft.

Autorinnen und Autoren: Ale Bachlechner, Stefanie Denz, Martin Fritz, Nina Fuchs, Anna Gschnitzer, Robert Prosser, Richard Schwarz, Xaver Schumacher, Simon Wirthensohn, Jörg Zemmler


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Radek Knapp&
Doron Rabinovici

Mittwoch, 10. Nov., 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

mitSprache unterwegs
Literarische Reportagen nach Joseph Roth

Lesung

Elf literarische Einrichtungen Österreichs konnten mit Hilfe von Stipendien des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur österreichische Autoren und Autorinnen beauftragen, sich reisend und schreibend mit der literarischen Gattung der Reportage auseinanderzusetzen. Als ideeller Bezugspunkt dieses Projekts diente Joseph Roth, als Resultat liegt nun ein Buch mit neun literarischen Reportagen vor.

Aus dem Reiseprojekt von Radek Knapp: "Meine Reise wird in Wien beginnen und nach Krakau und Umgebung gehen. Nach einem langen Aufenthalt im Westen (über dreißig Jahre in Wien sind es inzwischen), der viele von uns (ob man es will oder nicht) zu Kennern aller möglichen Tücken der freien Marktwirtschaft gemacht hatte, möchte ich es mir erlauben, das Land an der Weichsel mit den Augen eines skeptischen Fachmanns zu betrachten. Banaler ausgedrückt: Seit langer Zeit habe ich Lust, einen nostalgischen Schlussstrich zu machen und mit einem Land ,abzurechnen', das nicht nur aufgehört hatte meine Heimat zu sein, sondern auch unzählige Menschen heimatlos gemacht hat, ohne dass sie das Land zu verlassen brauchten."

Radek Knapp, geboren 1964 in Warschau, 1976 Übersiedelung nach Wien, Studium der Philosophie an der Universität Wien, freier Schriftsteller. Veröffentlichungen u.a. Der Bericht (1989), Franio (1994), Ente à l'orange (1996), Herrn Kukas Empfehlungen(1999), Der Papiertiger (2003), Gebrauchsanweisung für Polen (2005). Lebt in Wien.

Aus dem Reiseprojekt von Doron Rabinovici: "Ich will in diesem Winter nach Sri Lanka und nach Südindien fahren. Ich möchte dort auf israelische Reservisten stoßen, um sie zu fragen, was sie nach der Armee bewegt, weshalb es sie forttreibt aus dem Nahen Osten, und wonach sie fern der besetzten Gebiete und weitab der Kampfzone Ausschau halten. Ich werde mit den jungen Chassiden sprechen, um von ihnen zu erfahren, wie es ihnen in jener Gegend unweit des Äquators und so fern von Smolensk und von Czernowitz, von Brooklyn und der Bronx, von Safed und von Zion ergeht."

Doron Rabinovici, geboren 1961 in Tel-Aviv, Schriftsteller, Essayist, Historiker; ab 1979 Studium der Medizin, Psychologie, Ethologie und Geschichte an der Universität Wien, lebt in Wien. Schreibt Prosa, Kurzgeschichten, Romane, Essays; historische Studien zur neuesten Geschichte Österreichs. Publikationen: www.rabinovici.at


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Christoph W. Bauer Freitag, 12. Nov., 20 Uhr
Literaturhaus am Inn


mitSprache unterwegs
Literarische Reportagen nach Joseph Roth

Christoph W. Bauers Beitrag trägt den Titel Im Blick versunkene Landschaften, in dem er Joseph Roth mit einer seiner Hauptfiguren, Leutnant Trotta konfrontiert. Dieser fordert seinen Schöpfer auf, sich mit ihm auf Reisen zu begeben. Und so sind sie zu dritt unterwegs, pendeln zwischen den Zeiten und Orten, Paris, Wien, Lemberg, Tarnopol. Bauer entwirft ein ungewöhnliches Porträt von Joseph Roth einerseits, andererseits ist sein Beitrag ein Essay, der über Heimat, Flucht, Reisen und die Imaginationskraft von Literatur erzählt.

Christoph W. Bauer, geboren 1968 in Kolbnitz; Autor, Referent am Pädagogischen Institut Innsbruck; schreibt Lyrik, Prosa, Essays, Dramatik, Hörspiele, Texte für Kinder und Jugendliche. Publikationen: www.cewebe.com

Manfred Müller, Kurt Neumann (Hg.): mitSprache unterwegs. Literarische Reportagen. Mit Beiträgen von Christoph W. Bauer, Clemens Berger, Anna Kim, Radek Knapp, Lydia Mischkulnig, Martin Pollack, Doron Rabinovici, Peter Rosei, Sabine Scholl. Vorwort von Ilija Trojanow. Edition Atelier 2010


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Oksana Sabuschko Dienstag, 16. Nov., 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Lesung und Gespräch

Einführung: Christa Kofler

Lesung auf Deutsch: Alexander Kratochvil

Der zweite Roman der ukrainischen Autorin, Museum der vergessenen Geheimnisse, ist eine schonungslose, mutige und manchmal schockierende Abrechnung mit den gesellschaftlichen Verhältnissen der Ukraine. In einem komplexen Panorama erzählt sie die Geschichte dreier Frauen und damit auch die schwierige und verworrene Geschichte der Ukraine im zwanzigsten Jahrhundert.

Oksana Sabuschko, die als die wichtigste Schriftstellerin der heutigen Ukraine gilt, wurde 1960 geboren und lebt in Kiew. Sie hat ein Philosophie-Studium abgeschlossen, an der Ukrainischen Akademie der Wissenschaften gearbeitet, war als Fulbright-Stipendiatin in Harvard und Pittsburgh und als writer-in-residence 1992 an der Penn State University. Gegenwärtig ist sie Vizepräsidentin des ukrainischen Pen-Zentrums und schreibt regelmäßig für Zeitschriften und Magazine zu literarischen Themen. Ihr Werk ist in mehrere Sprachen übersetzt und wurde u.a. mit dem Global Commitment Foundation Poetry Prize 1997 ausgezeichnet.

Sabuschko publizierte seit Mitte der 1980er Jahre mehrere Lyrikbände (ein Auswahlband in englischer Übersetzung erschien 1996 in Toronto), mehrere Erzählungen und politisch-philosophische Studien, sowie 1996 den Roman Feldstudien über ukrainischen Sex, der noch vor dem Erscheinen als Raubdruck zirkulierte und den Namen der Autorin berühmt machte.

Oksana Sabuschko: Museum der vergessenen Geheimnisse. Roman. Aus dem Ukrainischen von Alexander Kratochvil. Droschl Verlag 2010


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Kenka Lekovich
&Sepp Mall
Donnerstag, 18. Nov., 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Zweisprachige Lesung (italienisch und deutsch)

Am Akkordeon: Matteo Facchin

Kenka Lekovichs Erzählband Se il treno improvvisamente si fermasse a Maglern wurde vom Südtiroler Autor Sepp Mall unter dem Titel Der Zug hält nicht in Ugovizzains Deutsche übersetzt. Es sind lose untereinander verwobene Geschichten, eine verweist auf die andere. Gemeinsam ist ihnen der Ort der Handlung: ein Zugabteil auf der Strecke zwischen Udine und Bruck an der Mur und das Thema, um das jede von ihnen in der einen oder anderen Weise kreist: Grenzen und Grenzräume, als Niemandsland erlebt oder als Schwelle, über die man in eine andere Welt eintritt, Grenzen, die im Zuge der europäischen Integration in Identitätskrisen geraten, und solche, die sich erst recht als undurchdringliches Dickicht erweisen.

Kenka Lekovich, geboren 1963 in Rijeka, lebt in Triest. Lekovich versteht sich als "scrittrice di confine", als Grenz-Schriftstellerin. 2003 wirkte sie am Projekt "Poetik der Grenze" in Graz mit, wo sie 2004/05 Stadtschreiberin war. Buchpublikation: La strage degli anatrocoli (Marsilio 1995). In deutscher Übersetzung: I speak Gulasch und andere Texte (Drava 2006), Kurzprosatexte, Gedichte, Essays, Hörspiele und dramatische Skizzen in Anthologien und Zeitschriften.

Sepp Mall, geboren 1955 in Graun, lebt in Meran. Schreibt seit 1971 Lyrik, Prosa, Hörspiele. Neben den eigenen Publikationen Vermittlungstätigkeit zwischen dem Deutschen und dem Italienischen als langjähriges Vorstandsmitglied in der Südtiroler Autorenvereinigung und vor allem als Herausgeber bzw. Mitherausgeber der mehrsprachigen Anthologien Leteratura Literatur letteratura (edition sturzflüge 1999) sowie Frei Haus. Piccolo album della poesia di queste parti (ff-Verlag 2003). Herausgeber der Nr. 6 der Jahreszeitschrift filadrëssa zum Thema Übersetzen (Edition Raetia 2010). Eigene Übersetzungstätigkeit für den jungen Südtiroler edizioni alpha beta verlag, Teilnahme am dt.-ital. Übersetzungsworkshop Versschmuggel des Berliner Poesiefestivals 2010.

Kenka Lekovich: Se improvvisamente il treno si fermasse a Maglern. 12 racconti di confine piú uno. Edizioni alpha beta 2010; Der Zug hält nicht in Ugovizza.12 Grenzgeschichten und eine. Aus dem Italienischen von Sepp Mall. Edizioni alpha beta/Drava 2010


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[Montagsfrühstück. Forum für strategische Langsamkeit]


Eine Kooperation zwischen dem Literaturhaus am Inn, Denkpanzer und der Abteilung für Vergleichende Literaturwissenschaft der Universität Innsbruck


Unterstützt von: Rauchmühle & Brotbuben Lener
Montag, 22. Nov., 9-11 Uhr
Literaturhaus am Inn

Eine Google Weltbibliothek: Demokratisierung oder Raubzug?

Gerhard Ruiss und Katja Stopka im Gespräch mit Martin Fritz

Anlass für diese Veranstaltung rund um das Urheberrecht und die Verbreitung von Kunst im worldwideweb ist die vom kalifornischen Internet-Konzern Google geplante Bildung einer digitalen "Weltbibliothek". Im Kontext dieser heiklen Debatte eröffnet sich ein weiter Fragenkatalog: Bedeutet ein derartiges Unterfangen Demokratisierung oder unkontrollierte Freigabe? Wie kommt die Auswahl der aufgenommenen Werke zustande? Was für Folgen haben derartige Entwicklungen für die Schöpfer der Werke und für die klassische Konzeption des Urheberrechts? Müssen neue Rechts-/Entgeltformen angedacht werden?

Es diskutieren Katja Stopka, Bibliotheksleiterin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam und Lehrbeauftragte am Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaften der Humboldt Universität zu Berlin, und Gerhard Ruiss, Schriftsteller und Vorsitzender der IG Autorinnen Autoren.


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Gerhard Ruiss&Martin Fritz



Montag, 22. Nov., 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Lesung

"Frisch und erstaunlich gegenwärtig, von lustvoll und frivol bis sinnlich, zart" - so lässt sich der Ton des Lyrikers Gerhard Ruiss beschreiben, den er in seinen Nachdichtungen der späten Lieder von Oswald von Wolkenstein anschlägt. Im dritten Band der Nachdichtungen wird das gesamte Panorama des dichterischen Schaffens des weltgewandten mittelalterlichen Dichters deutlich: Liebesgesänge, Spottlieder, Sprüche, religiöse und politsche Lieder. Den Witz und die ungebändigte Lebensfreude Wolkensteins überträgt Ruiss in ein frisches, heutiges Deutsch.

Gerhard Ruiss, geboren 1951, lebt in Wien. Schriftsetzer, seit 1978 Autor und Musiker. Publikationen (Auswahl): dichter schreiben keine romane.gedichte (edition fundamental 2004), Kanzlergedichte (Edition Aramo 2006); bei Folio Bd I, II und III der Nachdichtungen von Oswald von Wolkenstein: Und wenn ich nun noch länger schwieg'(2007), Herz, dein Verlangen (2008), So sie mir pfiff zum Katzenlohn (2010).

Martin Fritz liest Auszüge aus dem in Arbeit befindlichen Romanprojekt hier war jetzt über Exzess, Wahrheit und Scheitern sowie Gedichte aus dem unveröffentlichten Zyklus the definition of correctnessüber Tiere, Kosmologie und Informationstheorie.

Martin Fritz, geboren 1982, studierte Vergleichende Literaturwissenschaft und Deutsche Philologie in Innsbruck. Gründungsmitglied der ersten Innsbrucker Lesebühne Text ohne Reiter, Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien, zuletzt: ö-slam. hg. von Diana Köhle & Markus Köhle (Edition Aramo 2008), Wortlaut 09. Gold, hg. von Zita Bereuter und Markus Zachbauer (Luftschacht 2009). Preise und Auszeichnungen: Literaturpreis Wortlaut von FM4 2009, Rauriser Förderungspreis 2010. Weblog: http://assotsiationsklimbim.twoday.ne



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Lisa Fritsch&Erika Wimmer






Dienstag, 30. Nov., 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Textbefragungen

Lisa Fritsch und Erika Wimmer im Gespräch miteinander

Wannen Wonnenvon Lisa Fritsch besteht aus unterschiedlichen Genres. Mit einem Gemisch von Erzählung, Notat, Reportage, Essay und Gedicht wird Lisa Fritsch dem Phänomen Badewanne in seinen kulturhistorischen Facetten gerecht: vom Ort des Alleinseins bis zum Badezimmer für die gemeinsame Schönheitspflege, vom Ort für physikalische Experimente bis zur Wanne als Tatort. Das Motiv der Annäherung ist dabei "oft nur nebenbei anwesend, blinkt als Geschichtenkatalysator und die einzelnen Texte verbindende (markierende) Konstante mitunter bloß am Rand des Erzählten kurz auf: zum Anlass gewordenes objet trouvé." (Birgit Schwaner)

Lisa Fritsch, geboren in Wien, Studium der Philosophie und Ethnologie. Bis 2000 war sie im Schuldienst tätig, seitdem freie Autorin. Mitglied der Grazer Autorenversammlung und des Podium-Literaturkreises. Zuletzt erschienen: Am Spieltisch. Die Sucht nach Gewinn und Verlust (Sonderzahl 2004).

Erika Wimmer erzählt in ihrem Roman Die dunklen Ränder der Jahre zwei Lebensgeschichten, die miteinander verstrickt und aufeinander bezogen sind, ohne sich mehr als ein halbes Jahrhundert lang berührt zu haben. Die Dynamik aus Flucht und Täuschung, Verdrängung und Enttäuschung durchdringt und bestimmt diese beiden Leben, die so nur in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts denkbar sind. "Ein Roman, sprachmächtig und stilsicher, ein reifes Werk voller Spannung, die das Erzählfeuer geschickt entfacht und stets lodern lässt, indem die Handlung nach einer fein komponierten Erzähldramaturgie enthüllt wird." (Bernhard Sandbichler).

Erika Wimmer, geboren in Bozen, Literaturwissenschaftlerin und Autorin. Seit 1992 Veröffentlichungen im Bereich Prosa, Hörspiel, Drama und Lyrik. Publikationen: www.erikawimmer.at

Lisa Fritsch: Wannen Wonnen. Sonderzahl 2009

Erika Wimmer: Die dunklen Ränder der Jahre. Roman. Folio 2009


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Rose-Anne Clermont, Louis-Philippe Dalembert, Dany Laferrière, Hans Christoph Buch Donnerstag, 2. Dez., 19 Uhr
Literaturhaus am Inn

Veranstaltet von: Zentrum für Kanadastudien, Zentrum für Interamerikanische Studien, Frankreich- Schwerpunkt und Südwind

Literatur aus Haiti

Zweisprachige Lesung

Am 12. Jänner 2010 bebt in Haiti die Erde, die internationale Gemeinschaft verspricht Hilfe. Wo aber steht Haiti elf Monate danach? Was bleibt vom "Kieselstein", der "in der Sonne glänzt", jenem "caillou au soleil", den Dany Laferrière in seinen frühen Texten beschwor? Seine Antwort lautet: "Retten wird uns unsere Kultur." Der literarischen Kultur Haitis, der Vielfalt vor allem seiner AutorInnen der Diaspora, ist dieser Leseabend gewidmet.

Dany Laferrière, 1953 in Port-au-Prince geboren, arbeitet als Journalist, bis er 1976 nach der Ermordung eines Freundes und Kollegen nach Montréal flieht. Sein erster Roman mit dem provokanten Titel Comment faire l'amour avec un nègre sans se fatiguer (1985) eröffnet seine aus zehn Romanen bestehende "amerikanische Autobiographie", der zwei sehr beachtete Titel - Je suis un écrivain japonais(2008) und der mit dem Prix Médicis ausgezeichnet Roman L'énigme du retour (2009) - folgen. Tout bouge autour de moi (2010) ist zugleich das ergreifende Zeugnis der Tragödie, die ganz Haiti verändern sollte, und eine Hommage an das haitianische Volk.

Rose-Anne Clermont, 1971 als Tochter haitianischer Einwanderer in New York City geboren, kam nach ihrem Studium an der Columbia University (Journalismus) als Fulbright Fellow nach Berlin, wo sie noch heute lebt. Clermont schreibt u.a. für Spiegel Online, Die Zeitund International Herald Tribune über Integration und Bildung. Ihr Buch Buschgirl. Wie ich unter die Deutschen geriet (Bertelsmann 2010) enthält merkwürdige, manchmal bizarre und häufig erheiternde Erlebnisse in Berlin, im Schwarzwald und anderswo, versammelt komische wie nachdenklich stimmende Geschichten aus dem Leben der Autorin als Studentin, Sprachlehrerin und Journalistin.

Louis-Philippe Dalembert, Dichter und Romancier, 1962 in Port-au-Prince geboren. Seit 1986 lebt er in Frankreich, wo er sein Studium abschloss. Ausgedehnte Reisen führten ihn nach Afrika, Europa, Amerika und in den Nahen Osten; heute lebt er "als Vagabund" zwischen Rom, Paris und Port-au-Prince. Die Eindrücke dieses Vagabundierens - Abschied und Rückkehr, Exil und Flucht - verarbeitet Dalembert in zum Teil preisgekrönten Gedichtsammlungen und neun Erzähltexten, u.a. in Le crayon du bon Dieu n'a pas de gomme (1996) und Rue du Faubourg Saint-Denis (2005). Auf Deutsch: Die Insel am Ende der Träume. Roman (2007), Gottes Bleistift hat keinen Radiergummi. Roman (2008), Jenseits der See.Roman (2008, alle: Litradukt).

Rodney Saint-Éloi, 1963 im Süden Haitis geboren, seit 2001 in Montréal ansässig, wo er sich als Verleger (Mémoire d'encrier) einen Namen macht, schreibt seit dem dreizehnten Lebensjahr Gedichte, später Essays zu Literatur und Malerei und bekennt sich zu jeder Form von Engagement. In seinem Buch Haiti, Kenbe la! (Haiti, steh wieder auf!, 2010) verarbeitet er seine Eindrücke und Erlebnisse nach dem Erdbeben vom 12. Jänner 2010. Er schreibt über sein Land, dessen reiche Geschichte, über Armut, aber vor allem über das haitianische Volk, das Schicksalsschlägen tapfer und mit Optimismus und Lebensfreude trotzt.


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[Montagsfrühstück. Forum für strategische Langsamkeit]


Eine Kooperation zwischen dem Literaturhaus am Inn, Denkpanzer und der Abteilung für Vergleichende Literaturwissenschaft der Universität Innsbruck


Unterstützt von: Rauchmühle & Brotbuben Lener

Montag, 6. Dez., 9-11 Uhr
Literaturhaus am Inn

Menschenbilder hinter Bildungskonzepten

Karlheinz Töchterle und
Helmwart Hierdeis

im Gespräch mit Doris Eibl

Bei diesem [ Montagsfrühstück ] soll es um die Frage gehen, welche Menschenbilder und kulturelle Muster hinter verschiedenen Konzepten von Bildung und Ausbildung stehen. Diese kulturellen Muster - vereinfachend gesprochen das "romantisch-rousseauistische" Bild, demzufolge der Mensch als vollkommenes Wesen in die Welt gelangt und durch Einflüsse von Kultur und Zivilisation (vor allem dann, wenn sie staatlich "verordnet" werden) verbogen und verzogen wird, und das "aufklärerisch-voltairesche" Bild des Menschen, demzufolge der Mensch ein unvollkommenes und im Grunde egozentrisches Wesen ist, (das erst durch die Einflüsse der Kultur und der Zivilisation sich in gesellschaftliche Strukturen zu integrieren vermag), beeinflussen die Art und Weise, wie Bildung ganz allgemein gestaltet und diskutiert wird. Sie werden jedoch selten bewusst gemacht - weil sie auch nicht leicht bewusst gemacht werden können: Es ist allemal einfacher, über konkrete Fragen der ökonomischen und juristischen Rahmenbedingungen zu diskutieren, als jene Überzeugungen und Muster in den Vordergrund zu rücken, die uns dabei implizit leiten.

Es diskutieren Karlheinz Töcherle, Kulturhistoriker, Altphilologe und Rektor der Universität Innsbruck, sowie Helmwart Hierdeis, em. Professor für Erziehungswissenschaften an der Universität Innsbruck.


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50 Jahre "Innsbrucker Zeitungsarchiv"/IZA


In Kooperation mit dem Institut für Germanistik
Dienstag, 14. Dez., 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Ein Abend mit Christa Gürtler, Sigrid Löffler, Erika Wimmer, Markus Hatzer, Michael Klein, Stefan Neuhaus und Martin Sailer

Gleich mehrere Gründe zum Feiern gibt es in diesem Jahr für das "Innsbrucker Zeitungsarchiv"?/?IZA, der größten universitären Dokumentationsstelle für journalistische Literaturkritik im deutschen Sprachraum, zugleich Forschungseinrichtung für mediale Literaturvermittlung. Vor 50 Jahren begann Michael Klein mit dem Aufbau seiner Sammlung von Literaturkritiken, aus der das IZA wurde. Vor 10 Jahren schaffte es das IZA mit Hilfe eines EU-Projektes ins Netz. Als einzige Einrichtung seiner Art ist es heute ein Online-Archiv. Und schließlich wurde vor einem Jahr eine neue Reihe des IZA im StudienVerlag begründet, 10 Bände liegen bereits vor.

Anlässe genug, um sich in einem Gespräch mit Michael Klein, das Martin Sailer vom ORF-Tirol mit ihm führen wird, an die Anfänge zu erinnern. Außerdem, um sich im Rahmen einer Podiumsdiskussion der Frage nach der Bedeutung der Literaturkritik heute zu stellen, zugleich nach den Kriterien der Bewertung von Literatur in den Massenmedien zu fragen und sich mit dem Stellenwert von Literaturkritik an den Universitäten auseinanderzu-setzen. Stefan Neuhaus wird darüber mit der Literaturkritikerin Sigrid Löffler (Gründerin und neun Jahre lang Herausgeberin und Chefredakteurin von Literaturen), der Autorin Erika Wimmer sowie mit der Literaturwissenschaftlerin und -kritikerin Christa Gürtler sprechen. Zum Abschluss werden Markus Hatzer, Geschäftsführer des StudienVerlags, und Herausgeber Stefan Neuhaus die Buchreihe Angewandte Literaturwissenschaft präsentieren, in der Arbeiten und Aufsatzsammlungen zur Literaturkritik, zum literarischen Leben und zur Gegenwartsliteratur erscheinen.


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Herz, Mund, Tat, Leben

Donnerstag, 16. Dez., 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Semier Insayif, Ursula Krechel,
Perikles Monioudis, Margareth Obexer

Präsentation der Auftragsarbeiten zu den vier Piktogrammen des Literaturhauses am Inn

"Herz und Mund und Tat und Leben" - diese Zeile aus einer Kantate von Johann Sebastian Bach begleitet das Literaturhaus am Inn seit seiner Gründung. Diese Begriffe repräsentieren das Literaturhaus am Inn zum einen - in Form von Piktogrammen - als gestalterisches Element, sie wurden aber im Laufe der Zeit auch zu einem heimlichen Motto in der Arbeit. Nun wurden vier Autorinnen und Autoren gebeten, zu jeweils einem der Piktogramme einen Text zu verfassen. Heraus kamen vier unterschiedliche Auseinandersetzungen mit den Begriffen, die in einem erweiterten "Inn Lesebuch" zusammengeführt wurden: Perikles Monioudis, Semier Insayif, Margareth Obexer und Ursula Krechel - alles Autorinnen und Autoren, die bereits gern gesehene und gehörte Gäste im Literaturhaus am Inn waren - werden ihre Texte präsentieren. Andreas Schett, Kopf und Herz vom Büro Circus und Entwickler der Corporate Identity des Literaturhauses, verfasste ein Vorwort zur Publikation.

Semier Insayif, geboren 1965 in Wien, lebt ebendort als freier Schriftsteller, Kunst- und Kulturmanager, Kommunikations- und Verhaltenstrainer. Leseperformances, kunstübergreifende Projekte. Publikationen: www.semierinsayif.com

Ursula Krechel, geboren 1947 in Trier, lebt in Berlin. Zahlreiche Veröffentlichungen seit 1974, zuletzt: Stimmen aus dem harten Kern. Gedicht (2005), Mittelwärts. Gedicht (zu Klampen Verlag 2006), Shanghai, fern von wo. Roman (2008), Jäh erhellte Dunkelheit. Gedichte (2010, beide: Jung und Jung). 2009 erhielt Ursula Krechel den renommierten Joseph-Breitbach-Preis.

Perikles Monioudis, geboren 1966 im schweizerischen Glarus, lebt in Zürich. Zahlreiche Auslandsaufenthalte und internationale Lesereisen, Übersetzungen. Publikationen: www.monioudis.ch

Margareth Obexer, geboren 1970 in Brixen, lebt in Berlin. Autorin von Theaterstücken, Hörspielen, Erzählungen sowie Essays. Übersetzungen und Bearbeitungen von italienischer Literatur für die Gattung Hörspiel, dramaturgische Tätigkeiten sowie Bühnenregisseurin von (meist) eigenen Theaterstücken. Publikationen: www.m-obexer.de


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