Elektronische Edition mit XML/TEI

TEI (text encoding initiative) auf der Basis von XML darf derzeit und wohl auch auf längere Zeit als „state of the art“ für elektronische Editionen gelten. In Form eines theoretischen Kurses und einer Arbeitsgruppe werden die Grundlagen zu XML und zur Codierung mit TEI vermittelt.
foto-arbeitsgruppe-xml-tei-klein_web
MitarbeiterInnen des Forschungsinstituts Brenner-Archiv boten einen innovativen Kurs zur elektronischen Edition an.

TEI ist für die verschiedenen Disziplinen der Geisteswissenschaften entwickelt worden und stellt editorische Werkzeuge zur Darstellung verschiedenartiger Textarten – Protokolle, Gedichte, gesprochene Rede, Fragmente usw. usw. – bereit. Insofern war die Ausschreibung des Kurses bewusst interdisziplinär ausgerichtet. Zwei TeilnehmerInnen der Philosophisch-Historischen Fakultät, fünf von der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät, zwei von der Rechtswissenschaftlichen und eine Person von der Theologischen Fakultät nehmen an dem Kurs teil – die Arbeitsgebiete und Editionsvorhaben sind entsprechend vielfältig und reichen von den literarischen Werken Ernst Tollers über die Ratsprotokolle der obersten Justizstelle der k. u. k. Monarchie und die Briefe Leo v. Thun-Hohensteins zur Weltchronik des Pfarrers Leonhard Millinger und der Dramatischen Theologie Raymund Schwagers. „Editionen bieten vielen Wissenschaftsbereichen die besten Grundlagen für ihre Forschungen an. Edieren ist eine verantwortungsvolle Tätigkeit, nicht zuletzt deshalb auch langwierig“, erklärt Dr. Annette Steinsiek, gemeinsam mit Dr. Ursula Schneider Initiatorin des XML/TEI-Kurses. „An vielen Stellen unserer Universität arbeiten Kolleginnen und Kollegen an Editionen. Jedes Materialprofil braucht spezifische Werkzeuge, und doch muss das Rad nicht immer wieder neu erfunden werden. Es würde uns freuen, wenn der angestrebte interdisziplinäre Austausch auch nach Beendigung des Kurses bestehen bleibt.“

Instruktor ist Dr. Joseph Wang. Er ist Philosoph und betreut im Forschungsinstitut Brenner-Archiv u.a. die Editionen von Ludwig Wittgenstein und von Otto Weininger. „Editionen werden heute ohnehin am Computer erarbeitet, ob sie nun als Buch oder digital publiziert werden“, führt Wang aus. „Es ist im Interesse der Editorin und des Editors, wenn die hergestellte Datei für beides verwendet werden kann, und wenn sie außerdem in einem Format wie XML vorliegt, das Haltbarkeit und Konvertierbarkeit garantiert. TEI bietet Tools für die Indizierung von Namen, Orten, Daten oder Schlagworten, aber eben auch für Manuskriptbeschreibungen oder Datierungen, außerdem Sonderzeichen für alte oder fremde Sprachen oder mathematische Formeln.“

Die Fortbildung besteht aus 3 x 2 Einführungsstunden XML und TEI, dann folgen 2 x 3 Arbeitsstunden, in denen Probleme durchgesprochen und Lösungen erarbeitet werden sollen. Danach sollen die AnwenderInnen in der Lage sein, Probleme miteinander zu lösen.

Der XML/TEI-Kurs kam auf Wunsch von TeilnehmerInnen und als „Spin-off“ der Lehrveranstaltung „Editionswissenschaft“ am Institut für Germanistik zustande. Die Lehrveranstaltungsleiterinnen Ursula Schneider und Annette Steinsiek sind wie Joseph Wang MitarbeiterInnen des Forschungsinstituts Brenner-Archiv, in dem schon etliche literaturwissenschaftliche Editionen erarbeitet wurden und in dessen Räumen der XML/TEI-Kurs nun stattfindet. Die Fortbildung wird finanziert vom Forschungszentrum „Prozesse der Literaturvermittlung“ der Forschungsplattform „Cultural Encounters and Transfers“ (Prof. Stefan Neuhaus), dem Vizerektorat für Lehre und Studierende (VR Prof. Margret Friedrich) und der Forschungsplattform „Politik – Religion – Kunst“ (Prof. Brigitte Mazohl).

(Ursula A. Schneider)

 

Links: