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BOLLA, Jakob

 

1. BOLLA, Jakob

Bolla, Giacomo (Jakob; Johann Jakob)
Bola (SAUR, 1996, 387)
Jacopo (DBI, 1969, Tavola XXXI)

2. BERUFSBEZEICHNUNG

Steinmetz (SAUR, 1996, 387)

3. BIOGRAPHIE

Das Geburtsdatum als auch das Sterbedatum von Bolla ist nicht bekannt. Voraussichtlich wurde er in Judenburg geboren, ist aber italienischer Herkunft. (SAUR, 1996, 387)

 

4. FAMILIEN-, FREUNDES- UND AUFTRAGGEBERKREIS

Die Familie Bolla war eine österreichische Stuckateurfamilie mit italienischer Herkunft und kann bis in das Jahr 1802 in Wien nachgewiesen werden. Der erste bekannte Vertreter dieser Familie war Bernardo Bolla, welcher bis 1597 in Hartberg/Steiermark am Festungsbau tätig war. Es ist anzunehmen, dass er und sein Bruder, Abundio Bolla, Verwandte von Giovanni Michele Bolla waren, der 1682 geboren wurde und in Wien eine vielbeschäftigte Werkstatt betrieb. (FAUSTMANN, 2002, AIA bzw. SAUR, 1996, 386)
Ein Steinmetz namens Bola Jakob, der zwischen 1662-1707 für das Stift St. Lambrecht arbeitete, wurde im Gegensatz zu Bolla Giacomo nie als Meister bezeichnet und es wird davon ausgegangen, dass er sein Sohn oder ein Verwandter der Familie Bolla war. Ein weiterer Jacob Bolla (Wolla) ist 1569 im Grazer Maurerbuch mit der Zahlung des Quatembergeldes nachgewiesen. (SAUR, 1996, 387)

Jakob Bolla wurde 1644 zusammen mit seinem Bruder Abundio nach Mariazell/Steiermark zu Arbeiten im Sanktuarium der Wallfahrtskirche berufen. Ab 1646 scheinen in den Rechnungsbüchern von dem Stift St. Lambrecht in der Steiermark Belege zum Teil hoher Zahlungen auf, für welches er bis 1667 viele Marmorarbeiten fertigte. Hier arbeitete er auch unter anderem mit dem aus Neapel stammenden Steinmetz und Maler Sandino (Sannino) zusammen. (THIEME/BECKER, 1992, 414)
Weiters war er dort für zwei Jahre (1646-48) ein Mitarbeiter von Domenico Sciassia, nach dessen Entwürfen sein Bruder Abundio Bolla übrigens die 1669 am Eisernen Tor aufgestellte Marien-(Türken-)Säule ausführte. 1647 arbeitete er für das Augustinerkloster Tamsweg und in Graz, 1648 für die Dominikaner in Friesach, für den Judenburger Bürger Hainreicher, für das Klarissenkloster Maria im Paradeis in Judenburg sowie 1658 in St. Gottahard. Bolla war auch an den im Jahr 1950 begonnen Arbeiten der Dompropstei in Gurk beteiligt, die 1680 vollendigt wurde. (SAUR, 1996, 387) Prinzipiell ist zu erwähnen, dass die Geldsummen, welche er für seine Werke erhielt, bestätigen, dass er ein besonders angesehener Künstler war. (DBI, 1969, 287)

 

5. WERKE

(STEIERMARK)

5.1 Wallfahrtskirche Mariazell, 1644
Bolla war gemeinsam mit seinem Bruder Abundio im Altarraum der Wallfahrtskirche tätig. (SAUR, 1996, 387)

5.2. Stift St. Lambrecht, 1646-1667
Bolla fertigte in dem Stift zahlreiche Marmorarbeiten an. Noch im Jahr 1646 vollendete er das Portal des Kaisersaals und den Brunnen. Letzterer Genannter wurde aus fünf Spiralen errichtet, die gemeinsam ein großes rot geädertes Marmorbecken stützen, auf welchem eine Brüstung ein weiteres schwarz-blaues Marmorbecken stützt. (DBI, 1969, 287)
1646/47 arbeitete er zusammen mit Sandino, Kienperger und Mayer an den Oratorien der Kirche. (ÖKT, 1951, 54f)
Von 1646 bis 1648 war Bolla, unter der Leitung von Sciassia, auch mit der Errichtung des Pavillons im Garten der Abtei beschäftigt; 1650 schuf er die östliche Türe zum Speisesaal (Refektorium); 1651 arbeitete er an der Türe, die von der Sakristei zur Kirche führte, an den Säulen vor dem Speisesaal und an der Türe, die vom Kloster in den Garten hinaus führte; 1652 errichtete er die acht Säulen, die die Arkaden des nördlichen Innenhofes trugen, sowie das Portal zum Studiensaal, welcher heute Prälatensaal genannt wird, und zu allerletzt, 1656, die Türe zur Sakristei. Abt Benedikt vertraute Bolla die Stuckarbeiten in der Sakristei, welche von G. B. Cherubini entworfen wurden, an; Dieser „Vertrag“ trug das Datum 1657-58. Bolla wird das letzte Mal in Dokumenten aus dem Jahr 1667 erwähnt. (DBI, 1969, 287 bzw. Dehio, 1982, 11 )

5.3 Weyerschloß bei Judenburg, o. J.
Als Bolla für den Judenburger Bürger Hainreicher tätig war, fertigte er, Vermutungen zufolge, für das Schloss insgesamt  fünf Fenster an. (SAUR, 1996, 387)

5.4 Ortsausgang von Aflenz, um 1650
Bildstock am südlichen Ortsausgang von Aflenz, welcher nicht nur ihm, sondern ebenfalls Domenico Sciassia zugeschrieben wird. (SAUR, 1996, 387 bzw. Dehio, 1982, 11)

 

(KÄRNTEN)

5.5 Dom zu Gurk, 1650-?
Bolla arbeitete ab 1650 an der Dompropstei mit, wie lange ist leider nicht bekannt. (SAUR, 1996, 387)

 

 

6. ABBILDUNGEN

6.1. St. Lambrecht – Convento: Sala Imperial (1639-44)
(DBI, 1969, Tavola XXXI)

6.2 Mariazell – Interno del Santuario (1644-54)
(DBI, 1969, Tavola XXIV)

6.3 Ausschnitt aus dem Dom Gurk, Kopfkonsole, ehemalige Propstkapelle
(HARTWANGER, 1963, Abb. 119)

7. BIBLIOGRAPHIE

O. A., Wallfartskirche Mariazell, Steiermark o. J.
DBI, Dizionario Biografico degli Italiani, Band 11, Rom 1969.
Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs, Steiermark, Wien 1982.
HARTWANGER, Siegfried, Der Dom zu Gurk, Klagenfurt, 1963.
ÖKL, Österreichisches Künstlerlexikon von den Anfängen bis zur Gegenwart, Band 3, Wien 1977.
ÖKT, Österreichische Kunsttopographie, Band 31, Wien 1951.
SAUR, Allgemeines Künstlerlexikon, Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker, Band 12, München-Leipzig 1996.
THIEME, Ulrich und BECKER, Felix., Künstlerlexikon, Band 29, Leipzig 1992.
WONISCH, Othmar, Mariazell, Mariazell 1980.

 
©Mag. Lara Fritz

 

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