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Institut für Kunstgeschichte Innsbruck
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BIANCO, Giovanni Battista

 

1. BIANCO, Giovanni Battista (Johann Baptist)
Bianckh; Bianko; Pianco; Pianko (Lechner, 1970)

2. BERUFSBEZEICHNUNG

Steinmetz, Architekturbildhauer (Saur, 1995, 442).

3. BIOGRAPHIE

* um 1662 in Campione/Lugano
† 9 9.1722 in St. Florian/OÖ

Als Geburtsort für Bianco gibt Linninger, Genua, Campione/Lugano an. Im Jahre 1686 heiratete er Barbara Bindenegger in
St. Florian, wo er 1703 auch das Bürgerrecht erwarb. Am 9.9.1722 verstarb er in St. Florian/OÖ.

 

4. FAMILIEN-, FREUNDES- UND AUFTRAGGEBERKREIS

Von den zahlreichen italienischen Künstlern gleichen Namens lässt sich keiner der Familie des Tessiner Steinmetzen
Giovanni Battista Bianco zuordnen. Am ehesten ist eine verwandtschaftliche Beziehung mit Marco Bartolomeo Bianco aus Genestrerio im Tessin herzustellen, der laut Martinola 1715 in Rom tätig war (Saur, 1995, 443). Georg Sobotka hingegen
ist der Auffassung, Giovanni Battista entstamme der Familie des Baccio del Bianco, Architekt und Kriegsbaumeister aus
Como (Thieme-Becker, Band 3, 1909, 591).

Im Jahre 1686 ist er in St. Florian/OÖ nachweisbar, wo er 1703 das Bürgerrecht erwarb. Hier war er an dem 1686 begonnenen Neubau des Stiftes unter den Stiftsbaumeistern Carlo Antonio Carlone und Jakob Prandtauer tätig. Im Jahre 1686 heiratete er Barbara Bindenegger.

Das Stift St. Florian als Mittelpunkt seiner "Klosterdiözese" und als zentraler Wallfahrtsort zum Hl. Florian entschloss sich
unter Propst David Fuhrmann (1667 bis 1669) zum großzügigen Neubau von Kirche und Kloster. Neben David Fuhrmann
standen die Pröpste Matthäus Weißenberg (1689 bis 1700), Franz Klaudius Kröll (1700 bis 1716) und Johann Baptist
Födemayr (1716 - 1732 zusammen mit drei Baumeistern an der Spitze des Bauvorhabens. Carlo Antonio Carlone leitete die Bauarbeiten bis zu seinem Tod im Jahre 1708. Ihm folgte Jakob Prandtauer bis zu seinem Tod 1726. Mit diesen beiden Baumeistern arbeitete Giovanni Battista Bianco sehr eng zusammen, desgleichen mit dem Maler Michael Willmann, den Bildhauern Jakob Auer und Leonhard Sattler sowie den Stukkateuren Bartolomeo Carlone (1650 bis 1724) und Giovanni
Battista Carlone.

 
5. WERKE (OBERÖSTERREICH)

Ab dem Jahre 1686 war Giovanni Battista Bianco an dem eben begonnenen Neubau des Augustiner Chorherrenstiftes
St. Florian unter den Stiftsbaumeistern Carlo Antonio Carlone und Jakob Prandtauer tätig. Für die urkundlich nicht belegten, Bianco wiederholt zugeschriebenen Reliefbüsten von Personen des Alten Testaments und Putti mit Reliefszenen an der Fassade der Marienkapelle kommt eher Jakob Auer als Bildhauer in Betracht (Saur, 1995, 442).

5.1 Fassade der Stiftskirche St. Florian
G.B. Bianco verfertigte 1695 die korinthischen Kapitelle für die Pilaster an der Fassade (Saur, 1995, 442).

5.2 Kapitelle, Engelsbüsten und Putti des Südturmes
In den Jahren 1707 bis 1709 schuf Bianco die Kapitelle sowie die Engelsbüsten und Putti über den Glockenfenstern des Südturmes (Saur, 1995, 442; Stiftsführer, 1996, 10).

5.3 Altarschranken der Schutzengel- und Annen-Kapelle
In den Jahren 1703/04 fertigte Bianco die Altarschranken der Schutzengel- und der Annen-Kapelle an (Saur, 1995, 442).

5.4 Vollendung des Magdalenen- und Barbara-Altars
1705 vollendete Bianco den vom italienischen Steinmetz Giovanni Antonio Daria begonnenen Magdalenen- und Barbara-Altar (Saur, 1995, 442; Stiftsführer, 1996, 21).

5.5 Die vier mittleren Seitenaltäre
Aus den Jahren 1714 bis 1716 stammen Biancos Entwürfe für den Schutzengel- und Anna-Altar .
1717/18 schuf Bianco den Florian-Altar und in den Jahren 1718 bis 1720 den Augustinus-Altar
(Saur, 1995, 442;
Stiftsführer, 1996, 21).

5.6 Stift St. Florian - Westflügel
In den Jahren 1703, 1705 und 1707 arbeitete G.B. Bianco an den Kapitellen, Fruchtvasen und Muscheln des Westflügels
des Stiftes (Saur, 1995, 442)
.

5.7 Hauptportal
In den Jahren 1709 bis 1713 schuf G.B. Bianco nach einem vermutlich von Leonhard Sattler überarbeiteten Entwurf von
Jakob Prandtauer die architektonischen Teile des Hauptportals. Vier Telamoniden tragen das Gebälk des ersten Oberge-schosses mit den Statuen von vier klösterlichen Tugenden (Eintracht, Standhaftigkeit, Frömmigkeit und Fleiß). Es sind dies auch die Tugenden des Hl. Florian und des Hl. Augustinus. Sie geben aber auch die Devise Kaiser Karls VI. wieder (constantia et fortitudine), so dass das Stiftsportal zugleich kaiserliche Ehrenpforte ist. Das Portal besagt, dass es unter Propst Franz Klaudius Kröll vollendet wurde. Sein Wappen befindet sich in der Mitte des Torbogens (Saur, 1995, 442; Hofstetter, 1998, 1).

5.8 Treppenhaus
In den Jahren 1705 bis 1708 sowie 1711 und 1713 arbeitete G B. Bianco an den Kapitellen, Basen, Docken und Balustraden des Treppenhauses und verfertigte 1714 die Steinschranken zwischen den unteren und oberen Arkaden (Saur, 1995, 442).

5.9 Neue Prälatur
1717/18 schuf G.B. Bianco die marmorne Türumrahmung der neuen Prälatur (Saur, 1995, 442).

5.10 Ostflügel
1720 verfertigte G.B. Bianco die Kapitelle der Pilaster des Ostflügels (Saur, 1995, 442).

5.11 Saaltrakt
Die von G.B. Bianco begonnenen Marmorvasen im Saaltrakt wurden nach dem Tod Biancos (1722) von Leonhard Sattler
1723 vollendet (Saur, 1995, 442).

6. ABBILDUNGEN (OBERÖSTERREICH)

5.1 Fassade der Stiftskirche St. Florian; Bildnachweis: Stiftskirche St. Florian, Stiftsführer; Ried im Innkreis 1996, Titelseite.
5.2 Kapitelle, Engelsbüsten und Putti des Südturmes; Bildnachweis: Augustiner Chorherrenstift St. Florian, Ried im Innkreis 1998, S. 7.
5.3 Altarschranken der Schutzengel- und Anna-Kapelle; Bildnachweis: Stiftskirche St. Florian, Stiftsführer, Ried im Innkreis 1996, S. 33.
5.4 Vollendung des Magdalenen- und Barbara-Altars; Bildnachweis: Stiftskirche St. Florian, Stiftsführer, Ried im Innkreis
1996, S. 27.

5.5 Die vier mittleren Seitenaltäre; Bildnachweis: Stiftskirche St. Florian, Stiftsführer, Ried im Innkreis 1996, S. 23 und 25.
5.6 Westflügel St. Florian; Bildnachweis: Augustiner Chorherrenstift St. Florian, Ried im Innkreis 1998, S. 7.
5.7 Hauptportal; Bildnachweis: Augustiner Chorherrenstift St. Florian, Ried im Innkreis 1998, Titelseite.
5.8 Treppenhaus; Bildnachweis: Augustiner Chorherrenstift St. Florian, Ried im Innkreis 1998, S. 8.
5.9 Marmorne Türumrahmung der Neuen Prälatur; Bildnachweis: Augustiner Chorherrenstift St. Florian, Ried im Innkreis
1998, S. 12.

5.10 Kapitelle der Pilaster des Ostflügels; Bildnachweis: Augustiner Chorherrenstift St. Florian, Ried im Innkreis 1998, S. 10.
5.11 Saaltrakt, Hauptsaal der Bibliothek; Bildnachweis: Augustiner Chorherrenstift St. Florian, Ried im Innkreis 1998, S. 16.

 
7. BIBLIOGRAPHIE

DEHIO-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs, Oberösterreich, Wien 1958.
EULER, Bernd, Die kunstgeschichtliche Bedeutung der Stiftskirche von St. Florian, in: Stiftskirche St. Florian, Festschrift,
Ried im Innkreis 1996.

KIRCHENFÜHRER St. Florian, Ried im Innkreis 1996.
KORTH, Thomas, Stift St. Florian, Die Entstehungsgeschichte der barocken Klosteranlage, Nürnberg 1975.
LINNINGER, Franz, Führer durch das Chorherrenstift St. Florian, St. Florian 1962.
REHBERGER, Karl, Stift St. Florian, Ried im Innkreis 1994.
SAUR, Allgemeines Künstlerlexikon, Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker, Band 10, München-Leipzig 1995.
STIFTSFÜHRER Augustiner Chorherrenstift St. Florian, Ried im Innkreis 1998.
THIEME, Ulrich und BECKER, Felix, Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart,
begr. v. Ulrich Thieme und Felix Becker, Band III, Leipzig 1909.

©Alfons Kleiner, Feber 2004

 

 

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