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BETTINI, Peter

 

1. BETTINI, Peter (Giovanni Pietro; Johann Peter; Pietro)
Bittini; Wittini (SAUR, 1995, 258)

2. BERUFSBEZEICHNUNG

Stuckateur (SAUR, 1995, 258)

3. BIOGRAPHIE

Leider sind sowohl das Geburtsdatum als auch das Sterbedatum von Bettini nicht bekannt. Auch die genaue Herkunft ist bis heute nicht geklärt. Aufgrund seiner nachgewiesenen Werke kann aber konstruiert werden, dass er in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts lebte und zu dieser Zeit, laut Wienerroither, aus Italien (Como) nach Österreich kam. (WIENERROITHER, 1952, 56)

 

4. FAMILIEN-, FREUNDES- UND AUFTRAGGEBERKREIS

Die Familie Bettini (Betini) wurde für lange Zeit fälschlicherweise als italienische Töpfer-Familie des 15. Jahrhunderts in Asciano bei Siena und später Faenza bezeichnet, von denen der Majolika-Fußboden der Cappela Vaselli in San Petronio in Bologna stammen soll. Gesichert ist allerdings nur ein gewisser Giovanni Betini Bolognesius, dessen Signatur auf zwei Kacheln erscheint und der zusammen mit Pietro Andrea da Faenza und Donato die figurativen Elemente der Kacheln wie Tiere, Pflanzen etc. ausgeführt hat. Der Zusatz „Be“ bei den Signaturen Elisabetta (Xabeta), Gentile und Cornelia bedeutet nicht Betini, sondern „Bella“, also „schöne“ Frau von Faenza. Pietro Andrea, der Hauptverantwortliche für den Fußboden, gehört zu der Familie Sellini-Balistrieri. (SAUR, 1995, 255)

Bettini Giovanni Pietro darf nicht mit dem italienischen Maler und Kupferstecher Betini Peter, welcher Ende des 17. Jahrhunderts gelebt hat, verwechselt werden. Jener ist nur durch seine Namensbezeichnung auf zwei Radierungen nach Domenichino, der Berufung der Apostel Petrus und Andreas (1648) und dem Martyrium des heiligen Sebastian, die im Stil der Bologneser Maler-Radierer ausgeführt sind, bekannt. (THIEME/BECKER, 1992, 540).
Bettini hat mit großer Wahrscheinlichkeit im Dom zu Klagenfurt (gleichzeitig Stadt-Pfarrkirche) die schon in der Bauzeit der Kirche begonnenen Stuckaturen bis zum Hochgewölbe weitergeführt. Allgemein wird ihm die 1681/82 datierte Stuckdekoration in der Kapelle des Schlosses Seggau bei Leibnitz zugeschrieben. Bisher fehlen nähere Angaben über Bettini, dessen künstlerische Entwicklung daher nicht überblickt werden kann. (SAUR, 1995, 258)

 

5. WERKE

(KÄRNTEN)

5.1. Dom (gleichzeitig Stadt-Pfarrkirche), Klagenfurt. (o. J.)
Die in der Bauzeit der Kirche begonnenen Stuckaturen wurden, Vermutungen zufolge, von Bettini bis zum Hochgewölbe weitergeführt.

(STEIERMARK)

5.2. Kapelle des Schlosses Seggau, Leibnitz, 1681/82
Es handelt sich hierbei um Stuckdekorationen, in welchen, bei Bevorzugung figuraler Darstellungen, eklektizistisch fast alle Dekorationsformen des 17. Jahrhunderts verwendet werden. Technisch sehr qualitätvoll ausgeführt, zeichnen sich in diesen Stuckaturen Auflösungstendenzen und ein Niedergang der Form ab. (SAUR, 1995, 258) Seine Arbeit in Seggau ist noch am stärksten mit klassischen Stuckformen behaftet, doch es gelingt Bettini laut Wienerroither nicht, diese in die Gesamtkonzeption einzufügen. Der Stuckateur gliedert hier seine Decke sehr streng, aber diese Gliederung ist zu kräftig und zu plump betont. Neben der ornamental aufgelösten Blattgirlande ziehen sich breite Eierstabornamente hin, welche diesem Gliederungsnetz etwas Klebriges geben, das in starkem Widerspruch zu der zisilierten Auflösungstendenz der eingeordneten Elemente steht. In seinen Kartuschenformen fügt er neben der der gerippten Muschel, den Lappen und den breiten Akanthus, Volutenformen und Engelköpfe ein. Die Dekadenz in seiner Decke ist nicht zu leugnen. Bei der näheren Betrachtung ergeben sich nichts als Widersprüche, so Wienerroither weiter: Strengstes Ornament und gleichzeitig weichste Umrisse, eine sehr kräftige Rahmung und eine weitgehende Auflösung der Formen, Zusammendrängen einer Vielzahl von kleinen Elementen auf begrenztem Raum (Kartuschen) und daneben Füllung einer Fläche mit einem einzigen Motiv (Akanthus in der Stichkappe), stilisiertes Blatt neben graphisch aufgelöstem Blatt (oberhalb des Kämpfers), strenge Kartuschenform neben aufgelöster. (WIENERROITHER, 1952, 56)

6. ABBILDUNGEN

6.1. Ausschnitt aus dem Dom zu Klagenfurt.
(Allmaier, 1994, 16f)

bettini

 

6.2. Auszug aus der Kapelle des Schlosses Seggau
(www.suedsteiermark.com, am 27.04.09)

7. BIBLIOGRAPHIE

Allmaier, Peter, Der Dom zu Klagenfurt, Passau 1994.
DEDEKIND, Annedore, Grazer Stuckdekorationen des 18. Jahrhunderts, Dissertation, Graz 1958.
Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs, Graz, Wien 1979.
KD Kärntens, Klagenfurt 1934.
SAUR, Allgemeines Künstlerlexikon, Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker, Band 10, München-Leipzig 1995.
THIEME, Ulrich und BECKER, Felix., Künstlerlexikon, Band 3, Leipzig 1992.
WIENERROITHER, Josefine M., Steirische Innendekorationen von den ersten Deckengestaltungen italienischer Stukkateure [sic] im 16. Jahrhundert bis zum 18. Jahrhundert, Dissertation, Graz 1952.

 

Internetquellen:
http://www.suedsteiermark.com/uploads/pics/Seggau_Kapelle_3809_thumb.jpg, am 27.04.2009 um 16.13 Uhr.

 
©Lara Fritz, Mai 2009

 

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