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Institut für Kunstgeschichte Innsbruck
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BERTOLETTI, Andrea

 

1. BERTOLETTI, Andrea (Andre)
Bartoletti; Berteleto;Bertholeto; Bertilotti; Bertolet[t]o, Bortoletto
(MEYER, 1885, 721; WASTLER, 1897, 45; ÖKT, 1912, 134; ÖKT, 1914, 56; SAUR, 1995, 117)

2. BERUFSBEZEICHNUNG

Maler, Zeichner Architekt, Festungsbaumeister, kaiserlicher Baumeister, Hofarchitekt, Baupolier
(MEYER, 1885, 721; WASTLER, 1897, 45; 117; ÖKT 1912, 134; DEHIO, 1982, 605)

3. BIOGRAPHIE

Andrea Bertoletti stammt aus der Provinz Como (SEUNIG, 1981, 203).
Ein genaues Geburtsdatum sowie der Geburtsort sind nicht bekannt. Gestorben ist Bertoletti im Jahre 1596
(SAUR, 1992, 117).

Ab 1578 ist Bertoletti in der Habsburgermonarchie mit dem Umbau von mittelalterlichen Burgen zu Schlossbauten im
Spät-Renaissance-Stil beschäftigt (MEYER, 1885, 721).
So stattet er in den Jahren 1578 bis 1587 Burg Weinburg bei Radkersburg (Steiermark) mit einem Arkadenhof und einer Kapelle für den steirischen Erzherzog aus (WASTLER,
1897, 44). Ab 1591 baut er Schloss Obermureck um (SAUR, 1992, 117).

Ab 1589 arbeitete Bertoletti als Hofarchitekt des Fürstbischofs Wolf Dietrich von Salzburg: in dessen Auftrag gestaltete er
den Sebastiansfriedhof in Salzburg in der Art italienischer Campi Santi, wofür er 1595 bezahlt wurde (ÖKT, IX, 1912, 134; EBHARDT, 1975, 15).
SAUR vermutet außerdem, dass die Ausführung der Wallfahrts- und Pfarrkirche Unser Lieben Frau in Dürrnberg bei Hallein unter Fürstbischof Wolf Dietrich nach Bertolettis Plänen erfolgt ist. Sie wurde 1612 vollendet (SAUR,
1995, 117).

Weiters wird vermutet, dass Bertoletti den 1592 fortgeführten Bau der Salzburger Residenz geleitet haben könnte (ÖKT, XIII, 1914, 56).

 

4. FAMILIEN-, FREUNDES- UND AUFTRAGGEBERKREIS

In der Literatur sind kaum Hinweise zu Familien-und Freundeskreis zu finden. Giovanni Bartoletti, der in Graz 1604 das
äußere Paulustor baute, könnte mit ihm verwandt sein (MEYER, 1885, 721).
SAUR vermutet eine Verwandtschaft mit dem Stuckateur Giacomo (Jacopo) B. (Bertolt), der das Innere der Gabrielskapelle auf dem Sebastiansfriedhof in Salzburg
stuckierte (bez., dat. 1600, über der Altarnische) (DORN, 1969, 13; SAUR, 1995, 117).

Bertoletti arbeitete im Auftrag des steirischen Erzherzogs Karl am Umbau des Schlosses Weinburg, welches der Erzherzog Ferdinand von Colaus als Lehen überlassen hatte.

In Salzburg wurde Bertoletti als Hofarchitekt des Fürstbischofs Wolf Dietrich von Salzburg aufgenommen, nachdem der Baumeister Johann Baptist Ninguarda 1589 entlassen worden war; auf Anfrage Wolf Dietrichs hatte ihn 1591 der Vicedom
von Friesach , Hans Jakob von Kuenburg, als stillen Mann und frommen Katholiken mit ausreichenden Kenntnissen und Qualitäten als Modellbauer empfohlen (SEUNIG, 1981, 203, 206, 225; SAUR, 1995, 117).

5. WERKE (SALZBURG)

5.1 Salzburg, Sebastiansfriedhof
Zwischen 1595 und 1600 wurde der Sebastiansfriedhof mit der dazugeh örigen Gabrielskapelle von Andrea und Jacopo
Bertoletti in der Art italienischer Campi Santi zum Domherrn- und Gemeindefriedhof umgestaltet (EBHARDT, 1975, 15;
ÖKT, IX, 1912, 134; SEUNIG, 1981, 225). Dabei handelt es sich um eine fast quadratische Anordnung aus dorischen Arkadengängen von 89 m Länge und 78 m Breite, die in der Form eines Kreuzganges den Totenbezirk umgeben.
Die Grabkapelle befindet sich im Zentrum und wird von der architektonischen Rahmung ein- und zugleich gegen die
Außenwelt abgegrenzt (EBHARDT, 1975, 15f).

6. BIBLIOGRAPHIE

DEHIO-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs, Steiermark, Wien 1982.
DORN, Conrad, Der Friedhof zum Hl. Sebastian in Salzburg, Salzburg 1969.
EBHARDT, Manfred, Die Salzburger Barockkirchen im 17. Jh. Beschreibung und kunstgeschichtliche Einordnung,
in: Studien zur Deutschen Kunstgeschichte, Bd. 354, Baden- Baden 1975.

KRENN, Peter, Die Ost- Steiermark, Österreichische Kunstmonographie, XI, Salzburg 1981.
LUCHNER, Laurin, Schlösser in Österreich, II, M. 1983.
MEYER, Julius, Allgemeines Künstlerlexikon, Bd. III, Leipzig 1885.
ÖKL II, 1976, Österreichisches Künstlerlexikon von den Anfängen bis zur Gegenwart, Bd. 2, verfasst von Schmidt Rudolf,
Wien 1976.

ÖKT IX, Österreichische Kunsttopographie, Bd IX, Wien 1912.
ÖKT XIII, Österreichische Kunsttopographie, Bd. XIII, Wien 1914.
ÖKT XX, Österreichische Kunsttopographie, Bd. XX, Wien 1927.
SEUNIG, Georg W., Die städtebauliche Entwicklung der Stadt Salzburg, Dissertation ETH Zürich, Zürich 1981.
STADLER, Georg, Ein Führer durch den Salzburger Tennengau, Salzburg 1966.
THIEME U.- BECKER F., Künstlerlexikon, Bd. III, Leipzig 1909.
WASTLER, Josef, Das Kunstleben am Hof zu Graz, Graz 1897.
Como, Arch. di Stato. Akte des Notars Cristoforo Viscardi v. 12.2. 1588 (busta Nr. 2679).

 
©Roswitha Kröss, Oktober 2004
 

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