Populationsaustausch in städtischen Lebensräumen: Verfügbarkeit von Nahrung als Ursache für das Wanderverhalten von Kohl- und Blaumeisen

 

Urban Bird

 

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Es wird angenommen, dass sich die Fläche von Städten zwischen 2000 und 2030 weltweit verdreifacht. Die fortschreitende Urbanisierung führt unter anderem zu einer verstärkten Fragmentierung natürlicher Lebensräume und zu einer stetigen Veränderung der Nahrungsquellen - beides stellt eine große Herausforderung für die Tierwelt dar. Städte sind aber trotz allem auch wichtige Lebensräume für Tiere und Pflanzen. Ihnen kommt im urbanen Umfeld eine besondere ökologische und soziale Bedeutung zu. Die Frage, wie sich die Urbanisierung auf das Wanderverhalten von Tieren auswirkt, ist jedoch noch weitgehend ungeklärt. Inwiefern Aspekte wie Nahrungsverfügbarkeit und Lebensraumqualität in städtischen Gebieten dies beeinflussen, soll in diesem Projekt ergründet werden. So ist die menschliche Zufütterung von Wildtieren besonders im nahrungsarmen Winter weit verbreitet. Dies hat insbesondere auf Vögel einen positiven Einfluss, die durch die reichhaltigen Nahrungsquellen die kalte Jahreszeit besser überstehen. Daher nehmen wir an, dass städtische Lebensräume somit attraktive Überwinterungshabitate für Vögel darstellen. Für die Brutzeit ist jedoch bekannt, dass Vögel in Städten immer weniger und auch schwächere Nachkommen produzieren. Im Sommer ist hochqualitative Nahrung im urbanen Bereich vermutlich schwieriger zu ergattern, als in natürlichen oder naturnahen Habitaten. Daher nehmen wir an, dass Städte keine optimalen Bruthabitate sind. Zusammenfassend erwarten wir, dass sich die jahreszeitlich ändernde Verfügbarkeit von Nahrung in urbanen und nicht-urbanen Lebensräumen stark auf das Wanderverhalten der heimischen Vögel auswirkt.

Kohl- und Blaumeisen sind beliebte Modellorganismen um den Einfluss von Städten auf ökologische und evolutionäre Prozesse bei wildlebenden Tieren zu untersuchen. In diesem Projekt werden wir den Effekt der Verstädterung in einem Urbanisierungsgradient in Innsbruck und dessen Umland untersuchen. Insbesondere werden wir

(1) den Einfluss der Urbanisierung auf die Verfügbarkeit von Nahrung untersuchen,

(2) mittels molekularer Methoden bestimmen, welche Nahrung von den Vögeln in welchen Habitaten genutzt wird und

(3) das Wanderverhalten von Kohl- und Blaumeisen im Urbanisierungsgradient bestimmen.

Für letzteres kommt eine neuartige Kombination von Fangdaten und der Messung der Metallkonzentration in Vogelfedern, welche wiederrum mit dem Ausmaß der Urbanisierung verknüpft ist, zum Einsatz. Des Weiteren werden Vögel, welche aus weiter entfernten Gebieten eingewandert sind, mittels der Analyse stabiler Isotope aus Federn identifiziert.

In unserem neuen Projekt im neuen Forschungsbereich der Städteökologie wollen wir das Wanderverhalten von Tiere in urbanen Lebensräumen, angetrieben durch Nahrungsverfügbarkeit, genau untersuchen. Anders als bisherige Studien werden wir auch die Vielfältigkeit städtischer Strukturen berücksichtigen. Somit lässt man auch die starke Variabilität der Qualität urbaner Habitate nicht außer Acht. Um die Nahrungswahl als auch das Wanderverhalten der Kohl- und Blaumeisen in urbanen Lebensräumen zu ergründen, wenden innovative, nicht-invasive Methoden aus der molekularen und chemischen Ökologie an.

Dieses Projekt wird durch das Lise Meitner Stipendium M 2628-B25 des FWF – finanziert.  

 

Folgende Personen der Forschungsgruppe Angewandte Tierökologie sind involviert:

Marion Chatelain (PI), Michael Traugott (co-PI & host)

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