logos

 

Interreg Projekt ALFFA

Gesamtheitliche (skalenübergreifende) Analyse der Einflussfaktoren und ihre Wirkung auf die Fischfauna im inneralpinen Raum.

infoboxMit zunehmender Nutzung unserer Kulturlandschaft unterliegen auch die Gewässersysteme einem ansteigenden Einfluss durch diverse anthropogene Maßnahmen. Die meisten Gewässer sind durch Eingriffskombinationen mehrfach belastet. Ein sich daraus ergebender Multiplikationseffekt kann zu dramatischen Veränderungen der aquatischen Lebensräume und ihrer Organismengemeinschaften führen. Als Bioindikatoren für Gewässersysteme werden europaweit Fische verwendet. Über das vorhandene Artenspektrum, die Abundanz- und Dominanzverhältnisse und den Populationsaufbau der einzelnen Arten können verlässliche Aussagen über den Zustand eines Gewässers getätigt werden.
Die teilweise dramatischen Veränderungen der Fischfauna in Tirol und Südtirol reichen vom lokalen Rückgang einzelner Populationen bis zur aktuellen Bedrohung der Bestände und im Einzelfall sogar bis zum Verschwinden von Arten. Im Gegensatz zu den meisten bisherigen Untersuchungen sollen im Projekt ALFFA nicht einzelne Verursacher, sondern die Kombination möglichst aller Einflüsse großräumig erfasst und mit Hilfe geostatistischer und skalenübergreifender Modelle erkennbar gemacht werden. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse sollen bei zukünftigen Entscheidungen bezüglich Gewässer- und Umweltmanagement eine wichtige Hilfe darstellen.

In den derzeit laufenden Gewässerzustandserhebungen in Österreich und Italien kommen die durch anthropogene Einflüsse hervorgerufenen Veränderungen klar zu Tage. Als Verursacher dieser Beeinträchtigungen werden vor allem morphologische (z.B. Gewässerunterbrechungen) und hydrologische Gründe (z.B. Schwall-Sunk, Restwasser) angenommen. Untersuchungen bezüglich Einfluss des Umlandes beschränkten sich bisher auf Ufer, Uferböschungen und maximal auf den Talboden des Gewässerkörpers. Im vorliegenden Projekt soll im Speziellen der großflächige Einfluss des Umlandes in die Betrachtung miteinbezogen werden. Nach ersten Hinweisen dürften sich die anthropogenen Einflüsse im Einzugsgebiet wesentlich stärker auf Fischfauna und Gewässerökologie auswirken, als bisher angenommen. Neu im Beurteilungskonzept ist dabei die Kombination der einzelnen Faktoren (Hydrologie, Morphologie, Bewirtschaftung, biogene Belastungen und Umland). Die bisherigen Ansätze berücksichtigten meist nur einzelne Faktoren oder wenige Faktorenkombinationen und konnten damit oftmals keine befriedigenden Erklärungen hinsichtlich des Qualitätsverlustes der Gewässersysteme erbringen.
Ziel ist ein besseres Verständnis zwischen den Wechselbeziehungen Ökosystem Gewässer und dem umgebenden Umland zu erreichen. Zur Erreichung dieses Ziels werden bereits vorhandene Daten (Landschaftskartierungen) verwendet bzw. wo notwendig neue Daten erhoben. Für eine effektive Abgleichung der Daten ist eine grenzüberschreitende Harmonisierung der Erhebungsmethoden unabdingbar (z.B. in Bezug auf die Elektrobefischungen), was auch für zukünftige Erhebungen von großem Nutzen sein wird. Durch die gemeinsame Auswertung aller Einflussfaktoren (auch gewässerinterne Beeinträchtigungen) wird ein Modell zur Erklärung der Fischfauna erstellt. Ein besseres Verständnis zu den unterschiedlichen Einflüssen auf die Fischfauna und damit auch auf die Qualität unserer Gewässer sollte sich in einem zukünftigen Umwelt- und Gewässermanagement positiv niederschlagen.
Die Stärke dieses Projektes liegt in der inter- und transdisziplinären Kooperation qualifizierter Projektpartner aus verschiedenen Bereichen (Universität und Forschungsinstitution, öffentliche Verwaltung, öffentlich-rechtliche Institutionen und Wirtschaft), der Verwendung und Verknüpfung der institutionell bereits vorhandenen Daten und dem damit verbundenen ganzheitlichen Ansatz. Diese Betrachtung ermöglicht erstmalig die Erstellung eines umfassenden Bildes von möglichen Einflussfaktoren auf die Gewässer und die Fischfauna, während in bisherigen europäischen Studien jeweils verschiedene Teilaspekte erfasst wurden. Diese umfassende Analyse unter Berücksichtigung aller wesentlichen Einflussgrößen erlaubt ein Abwägen der verschiedenen Einflussfaktoren und eine bessere Bewertung der verschiedenen Parameter, was in den bisherigen Einzelstudien nicht möglich war.
Im nord- und südamerikanischen Raum wird bereits an und nach gesamtheitlichen Betrachtungsweisen in Bezug auf die Fischfauna gearbeitet. Als weitere Neuerung ist die Einbeziehung endokriner Disruptoren (Hormonbelastung durch Kläranlagen) zu nennen, deren möglicherweise sehr stark schädigende Wirkung erst in jüngster Zeit erkannt wurde. Durch die Auswahl der Untersuchungsgebiete werden die unterschiedlichsten geomorphologischen, klimatischen und nutzungstechnischen Einflussgrößen berücksichtigt. Um ein möglichst ganzheitliches Bild zu erhalten, wird der Fokus nicht auf einzelne, fischereirelevante Arten gelegt, sondern der Gesamtfischbestand erhoben und bewertet. Die Ergebnisse dieses Projektes werden daher eine wichtige Grundlage für weitere Entscheidungen in Bezug auf den Gewässerschutz liefern. Zudem können die Ergebnisse dieses Projektes einen wesentlichen Beitrag zur Ursachenfindung des europaweiten rückläufigen Trends der Süßwasser-Fischfauna liefern.

Mitarbeiter dieser Arbeitsgruppe

Nach oben scrollen