Juden in Wien um 1900

1895 hatte die junge christlich-soziale Partei in Wien die Mehrheit errungen und die liberale Herrschaft gestürzt. Karl Lueger, der den Antisemitismus als Mittel zur Mobilisierung der Massen eingesetzt hatte, war seit 1897 der überaus populäre Bürgermeister von Wien. Die Juden hatten in Wien seit der Niederlassungsfreiheit (1867) durch Zuwanderung einen Anteil von rund einem Zehntel erreicht.
  Die meisten ostjüdischen Zuwanderer lebten im II. und XX. Bezirk (34 bzw. 14% der Bewohner), die gut situierten, assimilierten Juden stellten in der Innenstadt 20% der Bevölkerung. Tatsächlich entwickelte sich in der Leopoldstadt eine vielfältige jüdische Infrastruktur: Je nach religiöser Orientierung, regionaler Herkunft und sozialer Stellung schlossen sich die Neuankömmlinge einem der zahllosen Bet- und Unterstützungsvereine an. Die schon weitgehend assimilierte, alteingesessene Wiener jüdische Bevölkerung hielt sich auf Distanz - die 'Ostjuden' drohten in ihren Augen die beginnende Integration zu gefährden.

Die Familie Turteltaub lebte von 1897 bis 1903 in Wien, an drei Adressen innerhalb weniger Gehminuten.


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