PANEL 15 – Round Table
Wie klingt Österreich 1928 und 1988 – Perspektiven musikalischer Zeitgeschichte

Chair: Fritz Trümpi (Wien)

Donnerstag, 16. April 2020, 16:00–17:30, U 3

Im „Gedenkjahr“ 2018 beschäftigten sich Mitarbeiter des „Instituts für Musikwissenschaft und Interpretationsforschung“ der mdw (Universität für Musik und darstellende Kunst, Wien) mit Fragen zur Bedeutung musikalischer Erscheinungsformen, im weitesten Sinn für Identitätskonstruktionen bei staatlichen Feiern und Festen in Österreich seit 1918.

Dabei wurden einerseits musikalische Traditionen bei solchen Veranstaltungen beschrieben und analysiert – welche Musik, welche Musiker_innen, Komponist_innen werden von wem seit 1918 als Symbole für „Österreichisches“ interpretiert. Andererseits hat man auch Feiern des musikalischen Gedächtnisses behandelt – Gedenktage von Ikonen „österreichischer“ Musik, die stets als (gesellschafts)politisch relevante Ereignisse fungierten.

Das hier beschriebene Panel soll, ausgehend von zwei Fallbeispielen aus den Jahren 1928 und 1988, in eine Diskussion über die Charakteristika und Möglichkeiten musikalischer Zeitgeschichte u. a. unter dem Aspekt der Digital Humanities münden.

Von Schubertverehrung und ritualisierten Massenevents

Anita Mayer-Hirzberger (Wien)

Das Jahr 1928 – zehn Jahre nach der Gründung der Republik, zehn Jahre vor dem Anschluss an das nationalsozialistische Deutschland – dient als Anschauungsbeispiel für die Funktion von Musik bei Feierkulturen in der Ersten Republik. Mit dem 10. Deutschen Sängerbundesfest, das unter dem Zeichen des Schubertjubiläums stand, und der Feiern zum 10. Jahrestag der Republikgründung werden Beispiele für ein politisches Jubiläum sowie für Musikergedenken herangezogen. Dabei soll einerseits gezeigt werden, wie „Tonheroen“ und deren Musik instrumentalisiert werden konnten, andererseits demonstrieren die Feiern zu „10 Jahre Republik Österreich“, wie mit musikalischen Symbolen politische Konflikte ausgetragen werden konnten.

Strategien des Gedenkens zwischen Opferthese und Vergangenheitsbewältigung

Cornelia Szabó-Knotik (Wien)

Das Jahr 1988 stand vor allem im Zeichen einer Auseinandersetzung mit Österreichs nationalsozialistischer Vergangenheit unter dem Eindruck der Waldheim-Affäre (seit 1986) und als Alternative zur „Opferthese“ der Jahrzehnte zuvor; gleichzeitig hat die seit den späten 1960er-Jahren sich ausprägende Jugendkultur die Rituale und Formen des Gedenkens mit neuen Elementen versehen. Damit verändert bzw. erweitert sich das Repertoire der präsentierten Musiken in Richtung Exilmusik, Weltmusik und zeitgenössischer Kompositionen, begleitet von diversen Sendeformaten elektronischer Massenmedien.

Perspektiven einer „musikalischen Zeitgeschichte“

Diskutant*innen: Anita Mayer-Hirzberger (Wien), Birgit Peter (Wien), Cornelia Szabó-Knotik (Wien), Renée Winter (Wien)

Ein am Institut für Musikwissenschaft und Interpretationsforschung der mdw neu etablierter Forschungs- und Unterrichtsschwerpunkt widmet sich der „musikalischen Zeitgeschichte“. Im Panel diskutieren Vertreter_innen des Instituts gemeinsam mit Kolleginnen aus Zeitgeschichte sowie Theater-, Film- und Medienwissenschaften vielfältige Möglichkeiten und Chancen einer Verknüpfung von Zeit- und Musikgeschichte.

 

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