Tiroler Medientag: Ein Tag rund um das Buch

Am 23. April fand an der Universität Innsbruck der Tiroler Medientag 2007 statt. Die Veranstaltung stand unter dem Thema „Das Buch – Angelpunkt zwischen Wissenschaft, Kunst und Publikum“. Unter den RednerInnen befanden sich Mitglieder der Universitätsbibliothek, des Innsbrucker Zeitungsarchivs und Gäste aus dem inner- und außeruniversitären Bereich.

 

Anlässlich des Welttages des Buches am 22. April widmete sich der Tiroler Medientag dieses Jahr Fragen rund um das Buch. Die ersten Vorträge der Veranstaltung standen unter dem übergeordneten Thema „Entstehung eines Buches“. Hierzu äußerte sich Ing. Hans Augustin, Mitbegründer des Skarabaeus Verlages, unter dem Titel „am ende steht immer ein punkt“ zur Arbeit eines Schriftstellers. „Ich schreibe, weil ich von einem Thema nicht wegkomme, wie zum Beispiel der Palästina-Konflikt“, erläuterte er seine Motivation. Den weiteren Weg eines Buches, nachdem der Schriftsteller das Manuskript verfasst hat, erklärte Mag. Valerie Besl aus der Verlagsgruppe Haymon und Skarabaeus, in ihrem Vortrag zur Entstehungsgeschichte eines Buches. Die Aufgabe eines Verlages sah sie sowohl darin, dass Verlage Trends oder Leserwünsche erkennen und darauf reagieren müssen. Auf der anderen Seite müssen aber auch die publizierten Bücher zum Profil eines Verlages passen. Prof. Christine Engel vom Institut für Slawistik führte den Weg des Buches weiter, indem sie auf Literatur als Grundlage für Filme einging. In ihrem Vortrag „Das verwandelte Buch: Literatur und Film“ erläuterte sie aber auch die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den beiden Medien Buch und Film. Eine Gemeinsamkeit sah sie in der linearen Erzählung der Geschichte. Die Ausführung dagegen weise Unterschiede auf. Der Film konkretisiert durch Bilder, Bücher hingegen erlauben abstrakte Vorstellungen und überlassen so viel der Fantasie des Lesers. Der letzte Vortrag in dieser Reihe brachte die Zuhörer in den Bereich der Architektur. „Fiktive Räume. Architektur in Worten.“ Unter diesem Titel erläuterte Dipl. Ing. Celia Di Pauli vom Institut für Gestaltung Studio 1 die Wichtigkeit von architektonischen Zeichnungen für die Entstehung von Geschichten. So habe unter anderem Umberto Eco ein Jahr lang Skizzen für sein Buch „Der Name der Rose“ angefertigt, in denen er den Grundriss des Klosters darstellte, um seine Ausführungen im Roman plastischer gestalten zu können.

Bibliotheken als Zentren des Wissens

Der zweite Teil des Tiroler Medientages stand unter dem Thema „Das Buch als Medium“. Mag. Monika Schneider und Dr. Susanne Halhammer von der Universitätsbibliothek gingen auf die Entstehungsgeschichte und die Aufgabe von Bibliotheken ein. So arbeiten Bibliotheken universell und ohne kommerzielle Interessen. Die Bibliothek der Universität zeichne sich durch ihren universitären Sammelauftrag aus und verfüge über jedes in Tirol erschienene Buch. Dr. Ruth Esterhammer vom Institut für Germanistik ging in ihrem Vortrag auf die Bedeutung von Buchkritiken ein. Der Anteil von Buchbesprechungen in überregionalen deutschsprachigen Tageszeitungen liege derzeit etwa bei einem Fünftel bis einem Viertel des Feuilletons. Meistens jedoch wirken sich die Besprechungen nicht positiv auf den Verkauf des Buches aus. Nicht einmal die Fernsehsendung „Das literarische Quintett“ mit Marcel Reich-Ranicki hatte obwohl teilweise sehr hoher Zuschauerzahlen, einen Einfluss auf die Verkaufszahlen des besprochenen Werkes.

„Archive sind Orte des Staubs und der Geheimnisse“, begann Prof. Dr. Johann Holzner vom Brenner-Archiv seine Ausführungen zur Archiv-Arbeit. So betonte er, dass es die Aufgabe eines Archivs sei, Erinnerungspolitik zu betreiben und Materialien zu sammeln, die zu unrecht aus der Öffentlichkeit verschwunden seien. Auf diese Weise würde sich in einem Archiv altes Gold und Silber sammeln.“ Die multimediale Form von Büchern stellte Dr. Eveline Pipp von der Universitätsbibliothek in ihrem Vortrag über elektronische Bücher vor. Besonders im wissenschaftlichen Bereich sah sie Vorteile für die elektronische Variante, wie zum Beispiel die uneingeschränkte Suchfunktion im ganzen Text. Im Lehrbetrieb sei der zeitgleiche Zugriff von Studenten auf ein Werk ein Mehrwert der elektronischen Bücher. Im privaten Bereich dagegen wären diese Vorteile nicht zu finden. Der Wert eines Buches würde hier im ästhetischen und haptischen Bereich liegen. Im letzten Vortrag des Medientages widmete sich Mag. Dr. Werner Reichmann vom Institut für Soziologie dem wissenschaftlichen Buch. In seinem Vortrag erläuterte er, dass seit den 1980er Jahren die Anzahl an wissenschaftlichen Publikationen sprunghaft gestiegen ist. Diesen Anstieg erklärte er sich damit, dass inzwischen die Publikation an sich bei wissenschaftlichen Arbeiten im Vordergrund stehe und nicht mehr der Inhalt der Publikation. Auch habe das wissenschaftliche Buch seit den 1970er Jahren im wissenschaftlichen Artikel eine Konkurrenz bekommen. So wären die wissenschaftlichen Zeitschriften zwischen 1970 und 1980 um 100 Prozent gestiegen.

„Wozu Bücher?“

Die Podiumsdiskussion zum Thema „Wozu Bücher?“ schloss den Tiroler Medientag ab. An der Diskussion nahmen Vizerektor Martin Wieser, Helmuth Schönauer, Schriftsteller und Bibliothekar, Mag. Rita Osterhammer von der AK-Bibliothek, Georg Hasibeder-Plankensteiner vom Skarabäus-Verlag, Dr. Ronald Bacher vom Land Tirol und der Architekt Rainer Köberl teil. Einig waren sich die Teilnehmer, dass Bücher ein wichtiger Bestandteil unserer Kultur und unseren Lebens sind. „Bücher machen aus, was wir sind“, erklärte Schönauer und beteuerte, dass er als Bibliothekar sich um das Buch kümmere. Auch Hasibeder-Plankensteiner sah die Zukunft des Buches positiv. „Es werden immer wieder neue Verlage gegründet und die Zahl der verkauften Bücher steigt an.“ Besonders in der Mischung aus Sprache und Materialien, wie dem Papier und der Druckerschwärze lagen für ihn die Vorteile des Buches: „Das hat sonst kein anderes Medium“. Bacher schloss sich der günstigen Zukunftsprognose für das Buch an. „Laut einer Aussendung des Buchhandels ist das Buch bei Jugendlichen immer noch wichtiger, als der Computer.“ Auch in den E-Books sah er keine Konkurrenz für das klassische Buch, sondern eher eine Ergänzung. Die gleiche Meinung vertrat Osterhammer. Es gäbe zwar einen Zuwachs bei den Entlehnungen der AV-Medien, aber das Buch sei immer noch das Hauptmedium in der Ak-Bibliothek. Wieser sprach sich während der Diskussion verstärkt für ein Bibliotheksgesetz in Österreich aus, damit die Universitätsbibliothek ihre Aufgabe im Umgang mit dem Kulturgut Buch auch in Zukunft erfüllen kann. Abschließend waren sich alle Teilnehmer der Diskussion einig, dass sie persönlich gerne mehr Zeit zum Lesen hätten, denn Bücher würden eine Bereicherung für das Leben darstellen.

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