Mehr Kontrolle und Überwachung bei Joint Ventures in China erforderlich!

 

Bei Joint Ventures mit China gehen europäische Unternehmen oft unkalkulierbare Risiken ein. Neben aggressiven und teilweise manipulierten Berichterstattungen müssen westliche Unternehmen auch befürchten, dass der Chinesische Partner das eingebrachte Produktionswissen des europäischen Partners kopiert. Ein junger Wissenschafter der Universität Innsbruck folgt nun einer Einladung der Bournemouth University in England, um diesen Umstand zu untersuchen und die Sicherungsmöglichkeiten zu verbessern.

 

Multi-Nationale Unternehmen müssen eine Vielzahl von Besonderheiten bewältigen. Um fundierte Entscheidungen treffen zu können, muss der Fluss von richtigen und vollständigen Informationen gewährleistet sein. Neben den kulturellen Problemen wie Sprache und große räumliche Distanz zwischen Muttergesellschaft und Tochtergesellschaft tritt im Falle von China auch ein stark abweichendes institutionelles Umfeld hinzu. Die meisten Foreign Direct Investments (FDI) von US-amerikanischen bzw. europäischen Firmen in China werden in Form von Joint Ventures durchgeführt. Bei dieser Unternehmensform hält der chinesische Partner gegenüber dem ausländischen Partner die Mehrheit am Unternehmen. Ziel ist es, durch die günstigen Arbeitskräfte und das Wissen über lokale Gegebenheiten, das der chinesische Partner beisteuert und das Produktionswissen des westlichen Partners eine erfolgreiche Kooperation zu ermöglichen.

 

Chinesische Manager werden performanceabhängig entlohnt und genießen große Autonomie in der Entscheidungsfindung, wodurch der Anreiz zu einem aggressiven Reporting gesetzt wird. In jüngster Vergangenheit sind einige Fälle von gezielter Manipulation seitens des chinesischen Partners bekannt geworden. Ein weiteres Problem stellt der Schutz der eingebrachten Vermögensgegenstände seitens des weltlichen Partners dar. Sollte dieser Schutz unzureichend sein, so besteht die Gefahr, dass das Wissen, dass sich der westliche Partner über Jahrzehnte hinweg teuer erarbeitet hat, binnen kürzester Zeit vom chinesischen Partner übernommen wird. Dieses Risiko kann für viele Unternehmen bestandsbedrohende Ausmaße annehmen.

 

Unternehmen installieren zur Sicherstellung u.a. eines richtigen und vollständigen Reportings und zum Schutz der Vermögensgegenstände ein internes Kontrollsystem. Dieses vom Management einzurichtende System wird laufend von internen wie auch externen Einrichtungen überprüft, wie zB von einer internationalen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, die im Zuge der jährlichen Revision des Jahresabschlusses von Joint Ventures. Doch ist diese Überwachung nicht ausreichend, um entstehenden Schaden a priori zu verhindern, weshalb Unternehmen mit bestimmter Größe eigene interne Überwachungseinrichtungen wie die Interne Revision schaffen.

 

Dr. Thomas Gstraunthaler vom Institut für Rechnungswesen, Steuerlehre und Wirtschaftsprüfung der Universität Innsbruck will erheben, wie interne Revisionsabteilungen europäischer Unternehmen mit Joint Ventures in China diese Aufgaben wahrnehmen. Durch teilnehmende Beobachtung von Unternehmen mit Sitz in England soll herausgefunden werden, welche Methoden dabei angewendet werden bzw. wie die verwendeten Werkzeuge nachhaltig verbessert werden können, um so das europäische Know-how effektiver und effizienter schützen zu können.

 

Zur Person:

MMag. Dr. Thomas Gstraunthaler hat internationale Wirtschaftswissenschaften an den Universitäten Innsbruck und Zaragoza und Geschichte an der Universität Innsbruck studiert.

Nach mehrmonatiger Praxis bei einem Finanzdienstleister wechselte er im Jänner 2003 als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an die Universität Innsbruck. Nach Lehrerfahrung im Bereich externer Rechnungslegung und Qualitätsmanagement im In- und Ausland und zahlreichen einschlägigen Veröffentlichungen folgt er Ende März einer Einlandung der Bournemouth University zu einem Forschungssemester. Das dortige Centre for Corporate Governance and Regulation gilt weltweit als anerkannte Forschungseinrichtung auf ihrem Gebiet.

 

 

Rückfragehinweis:

 

Manuela Rainalter

Büro für Öffentlichkeitsarbeit und Kulturservice

Leopold-Franzens-Universität Innsbruck

 

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