Einladung zum Pressegespräch



Anlässlich der 3. wissenschaftlichen Tagung der Österreichischen Koordinationsstelle für Psychotherapieforschung und des Österreichischen Bundesverbandes für Psychotherapie vom 22. - 25. November 2001 in Innsbruck möchten wir Sie herzlich zu einem Pressegespräch einladen.

Zeit: Freitag, 23. November 2001, 11.15 Uhr
Ort: Seminarraum 5, Theologische Fakultät, Alte Universität,
Karl-Rahner-Platz 3, 1. Stock (Eingang links der Kirche)

Es sprechen:
- Prof. Marianne Springer-Kremser, Universität Wien, Sprecherin der Koordinationsstelle für Psychotherapieforschung
- Dr. Margret Aull, Präsidentin des Österr. Bundesverbandes für Psychotherapie
- Prof. Gerhard Schüßler, Fachvertreter der Universität Innsbruck
- Prof. Wolfgang Söllner, Fachvertreter der Universität Innsbruck

Unter anderem werden folgende Fragen beantwortet:
- Zugang zur Psychotherapie auch für sozial Schwache (Söllner)
- Finanzierung von Psychotherapie (Aull)
- Qualitätssicherung von Psychotherapie (Schüßler)
- Aufgaben der Psychotherapieforschung (Springer-Kremser)

Weitere Informationen:
Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Söllner, Univ.-Klinik für Medizinische Psychologie und Psychotherapie, Tagungsprogramm: www.uibk.ac.at/c/c5/c539/page7.html
Tel. 58 63 35-12, e-mail: wolfgang.soellner@uibk.ac.at



3. Wissenschaftliche Tagung der Österreichischen Koordinationsstelle für Psychotherapieforschung und des Österreichischen Bundesverbandes für Psychotherapie

22. - 25. November 2001 in Innsbruck

"DER STELLENWERT DER PSYCHOTHERAPIEFORSCHUNG IN DER AUS-, FORT- UND WEITERBILDUNG VON PSYCHOTHERAPEUTEN"
Zur Förderung des Dialogs zwischen Forschern und Praktikern

Wissenschaftliche Leitung:
Univ.Prof. Dr. Wolfgang Söllner (Universität Innsbruck) und
Univ.Prof. Dr. Marianne Springer-Kremser (Universität Wien)

Die Österreichische Koordinationsstelle für Psychotherapieforschung und der Österreichische Bundesverband für Psychotherapie organisieren vom 22.- 25. November 2001 die 3. Wissenschaftliche Tagung zum Thema "Der Stellenwert der Psychotherapieforschung für die Aus-, Fort- und Weiterbildung von Psychotherapeuten" an der Universität Innsbruck.

Psychotherapie für die Reichen und Gebildeten, Pillen für die Armen und Ungebildeten?

Das 1991 beschlossene Psychotherapiegesetz schuf eine juristische Grundlage für die Ausübung von Psychotherapie und erstmals definierte Qualitätsstandards für die Ausbildung von Psychotherapeuten. In den Jahren nach Inkrafttreten dieses Gesetzes verdreifachte sich die Zahl der Psychotherapeuten auf über 5.000 Personen. Tirol liegt österreichweit im Mittelfeld mit einer "Psychotherapeutendichte" von 6 pro 10.000 Einwohner. Innsbruck ist jedoch die Stadt mit der dritthöchsten Psychotherapeutendichte in Österreich (25/10.000) nach Wien und Salzburg.

Trotz des Zuwachses der Zahl der Psychotherapeuten ist das Angebot an Psychotherapie jedoch regional sehr ungleich verteilt: Während in den Landeshauptstädten durchschnittlich mehr als 14 Psychotherapeuten auf 10.000 Einwohner kommen, sind es im ländlichen Regionen nur mehr 2 pro 10.000 Einwohner. Zwei Drittel der Psychotherapeuten sind Frauen, wobei die berufliche Tätigkeit in einem hohen Prozentsatz nur als Teilzeittätigkeit ausgeübt wird.

Der Zugang zur Psychotherapie ist nicht nur durch geographische, sondern auch durch soziale Bedingungen geprägt. Obwohl psychische Erkrankungen bei Angehörigen unterer sozialer Schichten häufiger sind als bei Angehörigen höherer sozialer Schichten, erhalten sie weit seltener eine psychotherapeutische Behandlung.

Obwohl im Zuge der ASVG-Novellierung zu Beginn der 90er Jahre die Sozialversicherungsbeiträge mit dem Argument der Finanzierung von Psychotherapie erhöht wurden, haben die Krankenkassen Psychotherapie immer noch nicht als verpflichtende Leistung in ihren Katalog übernommen. Die zusätzlich eingenommen Beiträge wurden zum Großteil zur Deckung anderer "Töpfe" verwendet und kommen nur zu einem kleinen Teil der psychotherapeutischen Versorgung zu gute. Patienten erhalten von den Kassen nur einen kleinen Teil der Kosten für Psychotherapie rückerstattet (ATS 300.- pro Therapiestunde), was die soziale Ungleichheit in der psychotherapeutischen Versorgung weiter verschärft. Nur in wenigen Bundesländern (Tirol, Wien) wurden nach Verhandlungen zwischen den Psychotherapieverbänden und den Krankenkassen Pilotmodelle eingerichtet, um auch für sozial Schwächere eine bessere Finanzierung von Psychotherapie zu erreichen. Eine flächendeckende österreichweite Regelung steht jedoch weiterhin aus. Die Schaffung eines sozial gerechten Zugangs zu Psychotherapie ist eine brennende gesundheitspolitische Herausforderung.

"Wildwuchs" oder Qualitätssicherung in der Psychotherapie?

Die über viele Jahre in Österreich fehlende gesetzliche Regelung, wer unter welchen Bedingungen Psychotherapie ausüben darf, führte dazu, dass psychotherapeutische Methoden ohne wissenschaftliche Basis und ohne empirische Überprüfung angewandt wurden. Weltweit wird die Qualitätssicherung von Psychotherapie und der psychotherapeutischen Ausbildung auf der Basis wissenschaftlicher Kriterien gefordert und diskutiert. Die wissenschaftliche Fundierung und Weiterentwicklung von Qualitätsstandards muss durch empirische Psychotherapieforschung erfolgen. Diese Forschung war bis vor wenigen Jahren auf die wenigen Universitätsinstitute für Psychotherapie beschränkt. Forschungsprojekte waren lokal begrenzt, Forschung in der Praxis fand kaum statt.

Um die Forschung in wissenschaftlichen Institutionen und in der Praxis zu vernetzen und um den Anschluss an die internationale Psychotherapieforschung zu fördern, wurde 1995 auf Initiative des BM für Wissenschaft und Forschung eine interdisziplinäre Expertengruppe bestehend aus Wissenschaftlern aller einschlägigen österreichischen Universitätsinstitute, Vertretern des Österreichischen Bundesverbandes für Psychotherapie und Vertretern des Wissenschaftsministeriums eingerichtet und eine Koordinationsstelle für Psychotherapieforschung gegründet. Diese Koordinationsstelle fördert und betreut Forschungsprojekte aus wissenschaftlichen Instituten, aber auch Projekte von nichtuniversitären Einrichtungen und praktisch tätigen Psychotherapeuten. Die Koordinationsstelle organisiert in 2-jährigem Abstand Tagungen zu bestimmten Aspekten der Psychotherapieforschung, die dem Dialog von Forschern und Praktikern gewidmet sind.

Das Thema der heurigen Tagung "Der Stellenwert der Psychotherapieforschung für die Aus-, Fort- und Weiterbildung von Psychotherapeuten" berührt einen bisher in der internationalen Forschung wenig entwickelten Bereich und hat eine eminente Bedeutung für die Qualitätssicherung im Bereich der Psychotherapie. International renommierte Experten und österreichische Forschergruppen werden in Symposien, Arbeitsgruppen und Workshops Fragen zu Qualitätsstandards und Qualitätsmanagement in der Psychotherapie, zur beruflichen Entwicklung von Psychotherapeuten, zu Supervisionsmodellen, zu Wirkfaktoren in der Psychotherapie und zu geschlechtsspezifischen Aspekten in der Psychotherapie diskutieren. Die kleine "wissenschaftliche Gemeinde" in Österreich hat hier die Chance, im Rahmen der internationalen Psychotherapieforschung einen wichtigen Beitrag zu leisten.