Pressegespräch "Informatikstudium an der Universität Innsbruck ab Herbst 2001/2002 als zentraler Baustein von "e-Tirol"

Zeit: Mittwoch 21.03. 2001, 11.00 Uhr
Ort: Senatssitzungssaal,Universität Innsbruck, Hauptgebäude,
Christoph-Probst-Platz, Innrain 52, 1. Stock

Teilnehmer:
LH-Stv. Ferdinand Eberle
Dr. Hansjörg Jäger, Präsident Wirtschaftskammer Tirol
Prof. Dr. Hans Moser, Rektor
Prof. Dr. Manfried Gantner, Vizerektor für Budget und Ressourcen

Achtung:

Eine "Anmeldung" zu diesem Informatik-Studium ist derzeit nicht möglich. Per Ende April 2001 werden auf der Homepage (http://budget.uibk.ac.at/download/Informatikstudium.html) der Universität die entsprechenden Informationen bereitgestellt. Zu einem noch festzule-genden Zeitpunk (ca. Anfang Juni) wird eine öffentliche Informationsver-anstaltung für Studienanwärter stattfinden.

Mit Beginn des kommenden Wintersemesters 2001/2002 startet (aller Voraus-sicht nach) an der Universität Innsbruck das neue Informatikstudium. Eine Ein-führungsphase soll die Erwartungen an dieses sehr anspruchsvolle Studium in die richtigen Bahnen leiten. Das Studium selbst ist dreistufig aufgebaut:

· Am Beginn steht ein dreijähriges Bakkalaureat-Studium für 80 Studienanfänger pro Jahr. Dieses bildet IT- Spezialisten aus, die an ihren künftigen Arbeitsplätzen für alle Anwendungen die angemessenen, auch komplexen Software-, Hardware- und Netzwerklösungen umsetzen und betreuen können.
· Vertiefte Kompetenz für innovative und sehr komplexe IT-Lösungen in Unternehmen und Institutionen kann im darauf aufbauenden, zweijährigen Masterstudium erworben werden. Dieser Bereich ist für jährlich 40 Studien-plätze ausgelegt.
· Ferner ist ein Doktoratstudium geplant, in dem rund 50 Doktoranden betreut werden können. Hier wird Grundlagenforschung und vor allem auch ange-wandte Forschung betrieben.

Für diese Zwecke wurde das "Institut für Informatik" (derzeit: Naturwissenschaft-liche Fakultät) geschaffen. Die Aktivitäten wurden von der Expertise von Univ.-Prof. Dr. Bruno Buchberger (Universität Linz) begleitet.

Innerhalb der Universität, mit vielen Stellen auf Landes- und Bundesebene und mit internationalen Experten, waren und sind dafür äußerst intensive Vorarbei-ten notwendig:

· (1) Ein neuer Studienplan muss erstellt werden.
· (2) Das für die Forschung und Lehre notwendige Personal mit wenigstens 50 neuen Stellen muß neu geschaffen und die insgesamt 8 ProfessorInnen berufen werden.
· (3) Die Finanzierung des Studienangebotes ist sicherzustellen.
· (4) Für die räumliche Unterbringung ist zu sorgen.
· (5) Die laufende Abstimmung mit den anderen IT- Ausbildungs-, For-schungs- und Anwendungsinitativen in Tirol ist zu gewährleisten.
· (6) Das Konzept ist in "e-Tirol" einzubringen, mit den Bundesaktivitäten zu koordinieren und mit den Initiativen der Universitäten Trient und Bozen abzustimmen.

Zu (1) Studienplan

Für das Informatik-Studium in Innsbruck ist eine Standortentscheidung des BM:BWK notwendig. Die positive Entscheidung steht unmittelbar bevor. In der Folge kommt es zu einem abschließenden Feinschliff des Studienplanes. Er sieht auf der Bakkalaureat-Stufe vier Schwerpunkte vor: Formale (vor allem ma-thematische) Methoden, Hardware-Komponenten, Software-Entwicklung und vor allem auch Persönlichkeitsbildung.

Zu (2) Personal-Rekrutierung

Von den insgesamt 50 erforderlichen Stellen, die eine kritische Mindestgröße für den Vollbetrieb darstellen, schichtet die Universität insgesamt 18 Stellen von den anderen Fakultäten um. Derzeit werden 5 neue Professorenstellen ausge-schrieben und ca. 30 Assistenten und Datentechniker gesucht. Bis in einem Jahr sollen diese Stellen besetzt sein. Um einen seriösen Studienbetrieb im Herbst aufnehmen zu können, werden aber die dafür notwendigen Stellen verfügbar sein.

Zu (3) Finanzierung

Für die Startphase, die vier Studienjahre dauern soll ( 2001 - 2005) haben Bund und Land jeweils 120 Millionen ATS zugesagt. Sie dienen der Finanzierung des Personal-aufwandes, der Ausrüstungsinvestitionen, dem Lehraufwand und dem Betriebsaufwand. Für das Land Tirol wird die Tiroler Zukunftsstiftung, als zentra-le Drehscheibe für die Umsetzung wichtiger gemeinsamer Forschungspro-gramme zwischen Universität und Wirtschaft, diese Initiative mitfinanzieren.

(4) Räumliche Unterbringung

Das Studium wird am Areal "Technikerstraße" der Universität Innsbruck in Kra-nebitten abgewickelt werden. In einer ersten Phase wird eine Verdichtung und Mitbenutzung in dort vorhandenen Bauten vorgesehen. Mittelfristig sind neue Raumkapazitäten aufzu-bauen. Dafür ist eine Objektgesellschaft gemeinsam mit den anderen IT-Ausbildungs-, Forschungs- und Anwendungsinitiativen in Vorbereitung.

(5) Abstimmung mit anderen IT-Initiativen

Das geplante Informatikstudium ist inhaltlich und im Hinblick auf die Berufbilder eng mit den ab Herbst 2002 (allgemein) und Herbst 2003 (für Berufstätige) ge-planten, vom FH-Rat aber noch genehmigungsbedürftigen FH-Studiengängen mit 4 jähriger Dauer abgestimmt. Die Universität erhielt dafür vom MCI Tirol ei-nen entsprechenden Entwicklungsauftrag.

Darüber hinaus wird auch sehr eng mit der von der TILAK vorbereiteten, priva-ten "Hochschule für Medizin-Informatik und Technik" zusammengearbeitet. Die-se Initiative ist Teil eines Kompetenzzentrums "Medizin-Informatik" und soll im Endausbau insgesamt 12 Lehrstühle aufweisen.

Von zentraler Bedeutung ist das geplante Anwenderzentrum "ICT" ("Internatio-nal Center for Information and Communication Technologies Tirol GmbH"). Die-ses soll das Scharnier zwischen Forschung und Anwendung, zwischen Wirt-schaft, Industrie, den FH-Studiengängen, der "Hochschule für Medizininformatik und Technik" und der Universität Innsbruck sein. Dort findet anwendungsorien-tierte Auftragsforschung in den vielen Anwendungsbereichen der Informations- und Komunikationstechnologien statt. Im ICT steht die Zusammenarbeit zwi-schen Forschung und Wirtschaft im Vordergrund und sollen im Wettbewerb ein-geworbene Programme der EU-weiten und österreichischen Forschungsförde-rungseinrichtungen bearbeitet werden.

Der Standort für das Informatikstudium und das ICT stehen mit dem Campus "Kranebitten" fest. Die Universität würde es im Hinblick auf die vielfältigen Syn-ergien sehr begrüßen, wenn auch die IT-Studiengänge der Fachhochschule und die "Hochschule für Medizininformatik und Technik", unter Aufbau und Wahrung eigener Identitäten ebenfalls an diesem Standort errichtet würden.

(6) e- Tirol und Kooperation mit Trient und Bozen

Die Summe dieser Initiativen in Tirol, zu denen auch noch eine für Seefeld angedachte "e-Tourismus-Initiative einschließlich Kongresszentrum" zu rechnen ist, macht "e-Tirol" aus. Das Land Tirol unter der Federführung von Finanz- und Wirtschaftslandesrat LHStv Eberle unterstützt mit viel Koordinationsaufwand und sehr erheblichen finanziellen Mitteln mit Hilfe der Tiroler Zukunftsstiftung diese vor der Realisierung stehenden Pläne. "E-Tirol" ist auch ein überaus großes Anliegen der Tiroler Wirtschaft (Wirtschaftskammer Tirol unter Präsident Jäger und der Industriellenvereinigung unter Präsident Scherfler). Sie wird auf Bundesebene sehr nachhaltig von Frau BM Gehrer und ihren Sektionschefs (Mahringer und Höllinger) unterstützt. Ein entsprechender Antrag auf Förderung der geplanten intensiven Kooperation zwischen Forschung und Wirtschaft von "E-Tirol" wurde bereits an den Ende März tagenden "Rat für Forschung und Technologie-Entwicklung" der Bundesregierung herangetragen.

Gemeinsam mit den Universitäten Trient und Bozen gibt es intensive Kooperations-gespräche im IT-Bereich, die sich auf viele Bereiche der Studienpläne, des Personal Recruitments, des Austausches von Studierenden, der Anrechnung von Studien bis hin zur Betriebsansiedelung beziehen. Zur Sicherung eines entsprechenden internationalen Auftritts und einer Marke ist mittelfristig an die Gründung einer "Tirol-Trentino Joint School for Information Technology" gedacht. In diesem Bereich werden dann rund 40 ProfessorInnen des gesamten Informations- und Kommunikationsbereiches mit ihren Mitarbeitern tätig sein.

Es ist ein zentrales Ziel der Universität Innsbruck und von e-Tirol, in den Bereichen Ausbildung, Forschung und Forschungstransfer nicht nur den Engpass an IT-Fachkräften mit unterschiedlichen Qualifizierungen mittelfristig zu decken, sondern die Tiroler Wirtschaft e-fit zu machen. Es sollen hochqualifizierte Arbeitsplätze und IT-Forschung und Anwendungen in Tirol geschaffen werden. Die Kooperation der Ausbildungs- und Forschungsstätten mit der Industrie und der Wirtschaft stehen im Mittelpunkt. Damit ist e-Tirol ein zentraler Schlüssel zur langfristigen Sicherung des Wirtschaftsstandortes und des Wohlstandes in Tirol, Südtirol und im Trentino. E-Tirol wird auch zur zentralen Drehscheibe der e-Austria-Initiativen der Bundesregierung in Westösterreich.