Großer Ehrungstag der Universität Innsbruck

Am Samstag, den 14. Juni 1997 um 10.00 Uhr c.t., findet in der Aula der Universität Innsbruck der "Große Ehrungstag" statt. Im Rahmen dieses feierlichen Festaktes, verleiht die Universität auf Beschluß des Akademischen Senats drei Ehrendoktorate, sechs Ehrenbürgerschaften und sieben mal das Ehrenzeichen der Universität an verdiente Personen aus dem öffentlichen und wissenschaftlichen Leben.

Verleihung des Ehrenzeichens
an Herrn Dipl.-Kfm. Dr. Walter Ager (Innsbruck) in Würdigung seiner Verdienste um die Intensivierung der Beziehungen der Universität Innsbruck zur regionalen Wirtschaft. Dr. Ager leitete 30 Jahre lang die Statistische bzw. die Wirtschaftspolitische Abteilung der Wirtschaftskammer für Tirol und hat während dieser Zeit immer daran gearbeitet die Beziehungen zwischen Wirtschaft und Universität zu verbessern und auszubauen. Darüber hinaus war Herr Dr. Ager über 25 Jahre Geschäftsführer der Tiroler Volkswirtschaftlichen Gesellschaft.

Verleihung des Ehrenzeichens
an Herrn Prof. Dr. Byron Gilliam Brogdon (University of South Alabama/USA) in Würdigung seiner Verdienste um den Studentenaustausch zwischen den Universitäten von South Alabama und Innsbruck. Prof. Brogdon gilt als einer der prominentesten Radiologen der USA und ist Präsident bzw. Vorstandsmitglied zahlreicher nationaler und internationaler Fachgesellschaften. Aufgrund mehrerer Besuche Prof. Bogdans an der Universitätsklinik für Radiodiagnostik in Innsbruck hat sich seit 1990 ein Studentenaustausch entwickelt, in dessen Rahmen bereits 20 Innsbrucker Studierende zur vertieften Ausbildung nach Alabama fahren konnten.

Verleihung des Ehrenzeichens
an Herrn Bezirksschulinspektor RgR Robert Klien (Pfunds) in Würdigung seiner Verdienste um die Förderung lokalhistorischer Forschungen. Herr Robert Klien ist einer jener Menschen, die sich neben ihrem Hauptberuf die Zeit nehmen, die Geschichte ihrer engeren Heimat zu erforschen und dieses Wissen in Form von allgemeinverständlichen Publikationen weitergeben. Bei Herrn Klien sind das 16 Bücher, die sich mit der Geschichte des Tiroler Oberlandes und des noch jungen Bezirks Landeck beschäftigen.

Verleihung des Ehrenzeichens
an Herrn Hon.Consul (ret.) Werner Moller (Caracas/Venezuela) in Würdigung seiner Verdienste um die Universität Innsbruck. Herr Moller ist Mitglied des Deutschen Freundes- und Förderkreises der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck e.V. (DFFK) und Honorarkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Venezuela. Er hat seine guten Kontakte stets dazu benutzt, die Verbindungen der Universität Innsbruck zu lateinamerikanischen Universitäten zu verbessern. Darüber hinaus hat er auch seine Möglichkeiten genutzt, den Tourismus für die Stadt Innsbruck und das Land Tirol zu fördern.

Verleihung des Ehrenzeichens
an Frau Frida Piazza (St. Ulrich/Gröden) in Würdigung ihrer Verdienste um die Pflege der ladinischen Muttersprache und damit um ein der Universität Innsbruck anvertrautes Gebiet der Wissenschaft. Frau Frida Piazza widmet sich seit vielen Jahren ihrer eigenen Sprache, dem Grödner Ladinischen. Sie machte sich als Übersetzerin aus dem Deutschen, Italienischen und Französischen ins Grödnerische verdient. In ihrer eigenen Lyrik widmet sie sich den sozialen Veränderungen, der Gefühlswelt, den Naturschönheiten und dem Glauben.

Verleihung des Ehrenzeichens
an Herrn Hans Hellmut Podszus (Friedberg/Deutschland) in Würdigung seiner Verdienste um die Universität Innsbruck. Herr Podszus ist seit 1975 Mitglied des Deutschen Freundes- und Fördererkreises der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck und war dort viele Jahre Rechnungsprüfer. Er hat die Arbeit des Freundeskreises mit vielen interessanten Ideen und Vorschlägen aktiv unterstützt.

Verleihung des Ehrenzeichens
an Herrn Dr. Heinrich Tragseiler (Rinn) in Würdigung seiner Verdienste um die Sozial- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät. Herr Dr. Tragseiler ist seit 1977 in der Tiroler Sparkassen Bank AG im Bereich Öffentlichkeitsarbeit, Vorstandssekretariat und Kreditüberwachung tätig. Seit mehr als 10 Jahren ist er Geschäftsführer des Sparkassenforschungsinstitut, das gemeinsam mit der Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät einen Hochschulkurs veranstaltet, eine Fachbibliothek betreibt und Forschungsprojekte von Studierenden fördert. Darüber hinaus ist Herr Dr. Tragseiler im Vorstand des SOWI Club aktiv und ist immer offen für die Anliegen der Studierenden im Hinblick auf Praxiskooperation.

Verleihung des Titels eines Ehrenbürgers
an Herrn Prof. Dr. Othmar Costa (Innsbruck) in Würdigung seiner besonderen Verdienste um die Ausgestaltung und Ausstattung des Forschungsinstituts “Brenner-Archiv” der Universität Innsbruck. Herr Dr. Costa ist seit 1984 Vorsitzender des Kuratoriums des "Brenner-Archivs". In dieser Funktion hat er sich erfolgreich um die Lösung personeller und finanzieller Probleme bemüht. Als Vorsitzender des unterstützenden Vereins "Brenner-Archiv" hat er das Archiv zu einem Tiroler Literaturhaus entwickelt. Die Zeitschrift "Inn", zahlreiche große Veranstaltungen und die Präsentation des Brenner-Archivs auf der Frankfurter Buchmesse 1995 gehen auf seine Initiative zurück.

Verleihung des Titels eines Ehrenbürgers
an Herrn Dr. Egon Kühebacher (Innichen/Südtirol) in Würdigung seiner Verdienste um die wissenschaftliche Erforschung der Tiroler Mundart und der Südtiroler Ortsnamen. Herr Dr. Kühebacher hat sich in zahlreichen wissenschaftlichen Publikationen mit seiner Südtiroler Heimat auseinander gesetzt. Die Heimatgemeinde Innichen stand im Mittelpunkt seiner Forschungen. Sein ganz besonderes Interesse galt immer der Sprache seiner Heimat. So schuf er zum Beispiel einen dreibändigen Tirolischen Sprachatlas, der sich würdig in die regionalen Sprachatlanten des Deutschen einfügt. Als langjähriger Mitarbeiter des Südtiroler Kulturinstitutes hat er zahlreiche internationale wissenschaftliche Tagungen und Begegnungen organisiert.

Verleihung des Titels einer Ehrenbürgerin
an Frau Gudula Wiesmann-Ficker (Innsbruck) in Würdigung ihrer besonderen Verdienste um die Ausgestaltung und Ausstattung des Forschungsinstituts “Brenner-Archiv” der Universität Innsbruck. Frau Wiesmann-Ficker ist die Tochter des Brenner-Herausgebers Ludwig von Ficker und ist seit Bestehen Mitglied im Kuratorium des "Brenner-Archivs". Sie unterstützte die Arbeit des Institutes und förderte dessen Entwicklung zu einem allgemeinen Tiroler Literaturarchiv. Neu aufgefundenes Material aus den Beständen ihres Vaters stellt sie immer in sehr unkomplizierter Art dem Archiv zur Verfügung.

Verleihung des Titels eines Ehrenbürgers
an Herrn Senator a.D. Dr. Hans Rubner (Bruneck) in Würdigung seiner Verdienste um die Universität Innsbruck. Herr Dr. Rubner war von 1973 bis 1987 Mitglied des Südtiroler Landtages und Landesrat für Öffentliche Arbeiten, Feuerwehren und Zivilschutz. Von 1987 bis 1994 vertrat er die Anliegen Südtirols im Senat der Republik Italien und war gleichzeitig Mitglied des Europarates. Seit 1994 ist Herr Dr. Rubner Präsident der Stiftung Südtiroler Sparkassen, die beträchtliche Mittel für die Assistentenförderung an der Universität Innsbruck aufbringt.

Verleihung des Titels eines Ehrenbürgers
an Herrn Dr. Günther Ziernhöld (Bozen) in Würdigung seiner besonderen Verdienste um die Ausgestaltung und Ausstattung der Universität Innsbruck. Herr Dr. Ziernhöld war 1985 einer der Gründungsväter des Südtiroler Freundeskreises für die Universität Innsbruck. Neben seiner beruflichen Tätigkeit als Orthopäde nimmt Herr Dr. Ziernhöld seine Aufgabe als Vorsitzender des Freundeskreises sehr ernst und ist immer wieder erfolgreich dabei, Stiftungen und andere Unterstützungen für die Universität Innsbruck erreichen.

Verleihung des Titels einer Ehrenbürgerin
an Frau MinRätin Dr. Eva Kirschner (Wien) Würdigung seiner besonderen Verdienste um die Ausgestaltung der Universität Innsbruck. Frau Dr. Kirschner war bis 1993 viele Jahre im Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung für die Betreuung der Theologischen, Juridischen und Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck zuständig. Gerade im Hinblick auf die SOWI Fakultät hat Frau Dr. Kirschner stets versucht immer optimale Lösungen zu finden. Gerade in der SOWI Reform 1986 und den Folgejahren hat sie der Fakultät erhebliche Ressourcen im Bereich der Ausbildung und Forschung verschafft.

Verleihung des Ehrendoktorats der technischen Wissenschaften
an Herrn Prof. Dr.-Ing. Josef Eibl (Karlsruhe) in Würdigung seiner besonderen wissenschaftlichen Verdienste um das Gebiet des Massivbaus sowie der Stahlbeton- und Spannbetontragwerke. Herr Dr. Eibl ist seit 1982 Professor und Direktor am Institut für Massivbau und Baustofftechnologie an der Universität Karlsruhe. Er wurde 1936 in Parsberg/Bayern geboren. Seine wissenschaftliche Laufbahn führte ihn von München über Braunschweig und Dortmund schließlich nach Karlsruhe. Sein hohes internationales Ansehen beruht auf seinen grundlegenden Beiträgen zur Baudynamik, zu den Silobauten, zu den Grundlagen der Massivbauweise, zur Sicherheitstheorie und zur Weiterentwicklung der Stahlbeton- und Spannbetonbauweise. Als Forscher zeigte er immer schon eine Vorliebe für den theoretischen Ansatz. Hier kam es auch zu den ersten Kooperationen mit der Universität Innsbruck. Herr Dr. Eibl verabsäumte es aber nicht seine theoretischen Erkenntnisse auch in der Praxis umzusetzen. So zum Beispiel bei der Überwindung von Schwachpunkten von Spannbetonbrücken. Herr Dr. Eibl schuf über 200 Veröffentlichungen und genießt aufgrund seiner wissenschaftlichen Leistungen hohes Ansehen in den Fachkreisen.

Verleihung des Ehrendoktorats der technischen Wissenschaften
an Frau Mag.arch.Dr.h.c.mult. Margarete Schütte-Lihotzky (Wien). Frau Margarete Schütte-Lihotzky wurde am 23. Jänner 1897 in Wien geboren. Von 1915 bis 1919 studierte sie als erste Frau an der Wiener Kunstgewerbeschule und ließ sich dort zur Architektin ausbilden. 1920 lernte sie Adolf Loos kennen und fand ihn ihm ihren Mentor. Nach ihren ersten Arbeiten in Wien kam sie an das Hochbauamt der Stadt Frankfurt. Unter der Leitung von Ernst May wurde dort Sozialwohnbau neuen Stils geplant und ausgeführt. Schütte-Lihotzky entwickelte dort ihre "Frankfurter Küche", die mit "tausend Tricks" die Bedürfnisse der Hausarbeit auf kleinstem Raum befriedigte. Damit war der Schritt von der Wohnküche zur reinen Arbeitsküche getan. Als die Gruppe um Ernst May Ende der Zwanziger Jahre unter politischen Druck geriet, wechselte sie nach Moskau. Schütte-Lihotzky befaßte sich dort mit dem Entwurf von Kindergärten und -heimen. 1938 übersiedelte sie mit ihrem Mann nach Istanbul. Hier begann ihre politische Arbeit gegen den Nationalsozialismus. 1940 reist sie in einer lebensgefährlichen Aktion nach Wien. Als Mitglied der illegalen Kommunstischen Partei konnte sie nur kurz Widerstandsarbeit leisten. Nach 25 Tagen wurde sie von der Gestapo verhaftet und vom Volksgerichtshof zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach dem Krieg war sie aufgrund ihrer Mitgliedschaft in der KPÖ de facto mit einem Berufsverbot belegt. Später bereiste sie als Beraterin in Wohnbaufragen China, die DDR und Kuba. Im Jänner dieses Jahres feierte sie ihren 100. Geburtstag. Erst in den letzten Jahren fand ihre Schaffen auch in der Heimat allmählich Anerkennung. Sie erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen, darunter den IKEA-Award. Es waren die Schweden, die die von den Nazis verfemte Franfurter Küche in den fünfziger Jahren als "Schwedenküche" wieder nach Deutschland brachten.

Verleihung des Ehrendoktorats der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften
an Herrn Prof. Sir Hans Singer (University of Sussex/GB) in Würdigung seiner besonderen wissenschaftlichen Verdienste um die Entwicklungsökonomik. Sir. H. W. Singer wurde 1910 im Rheinland geboren und studierte bei Joseph Schumpeter in Bonn und bei John M. Keynes in Cambridge. Seine berufliche Laufbahn führte ihn neben zahlreichen akademischen Positionen auch an viele internationale Organisationen. So war er zum Beispiel Generaldirektor der UNIDO. Sir Singer gilt als einer der bedeutendsten Pioniere der modernen Entwicklungsökonomie. Allgemeine Bekanntheit erlangte er durch die Prebish-Singer-Hypothese, wonach sich langfristig die Handelsbeziehungen (terms of trade) immer zu Ungunsten der Entwicklungsländer entwickeln. Für seine Verdienste erhielt er zahlreiche Auszeichnungen. So wurde er etwa von der britischen Krone geadelt. Sir Singer unterhält seit mehreren Jahren enge Kontakte zur Universität Innsbruck und hat bereits drei Mal eine Gastprofessur in Innsbruck wahrgenommen.
Weitere Informationen:
Mag. Uwe Steger Heinz Reichsöllner
Außeninstitut Rechtsabteilung
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